Google erweitert seine Bildungs-KI und macht das Quiz-Feature der Gemini-App für Schüler unter 18 Jahren zugänglich. Ein Schritt, der das Lernen revolutionieren könnte – aber auch neue Fragen aufwirft.

Das Warten hat ein Ende: Seit heute können Schüler unter 18 Jahren die KI-gestützte Quiz-Funktion in Googles Gemini-App nutzen. Was bisher nur Erwachsenen vorbehalten war, steht nun allen Schülern zur Verfügung – ein mächtiges Werkzeug für individuelles Lernen und Prüfungsvorbereitung.

Die Funktion ermöglicht es Schülern, binnen Sekunden Übungstests zu jedem Thema zu erstellen. Einfach Dokumente hochladen oder eine Frage eintippen – schon generiert die KI Multiple-Choice- oder Wahr-Falsch-Fragen mit sofortigem Feedback. Das Tool erkennt Wissenslücken in Echtzeit und liefert hilfreiche Hinweise zum Finden der richtigen Antworten.

Vorsichtiger Rollout mit verstärkten Sicherheitsmaßnahmen

Google hat bei der Freigabe für Minderjährige bewusst auf Nummer sicher gesetzt. Bereits im Juni kündigte das Unternehmen die Erweiterung im Rahmen von "Gemini for Education" an – damals noch mit dem Vermerk "in den kommenden Wochen".

Die Verzögerung hatte gute Gründe: Für Nutzer unter 18 Jahren gelten verschärfte Sicherheitsvorkehrungen. Die "Gemini Youth Experience" arbeitet mit strengeren Inhaltsrichtlinien und speziellen Datenschutzbestimmungen. Zusätzlich erhalten junge Nutzer KI-Alphabetisierungsressourcen, um das Verständnis für die Technologie zu fördern.

Standardmäßig ist das System deaktiviert – erst Schuladministratoren können es freischalten. Diese Herangehensweise entstand in Zusammenarbeit mit Experten für Kindesentwicklung.

Mehr als nur Quiz: Googles KI-Lernökosystem wächst

Das Quiz-Feature ist nur ein Baustein in Googles wachsendem Bildungs-KI-Portfolio. Bereits im August erhielten Minderjährige Zugang zu NotebookLM, Googles KI-Assistent für Recherche und Notizen. Das Tool erstellt aus Kursmaterialien automatisch Zusammenfassungen, Mindmaps und ebenfalls Quiz – ein persönlicher Lernpartner.

Herzstück ist Googles "LearnLM", eine speziell für Bildungsanwendungen entwickelte KI-Modellfamilie. Das "Guided Learning"-Feature fungiert als digitaler Tutor mit Schritt-für-Schritt-Erklärungen und visuellen Hilfsmitteln. Lehrkräfte profitieren von Zeitersparnis bei der Unterrichtsvorbereitung – von Ideenfindung bis zur Ressourcenerstellung direkt in Google Classroom.

Milliarden-Investment: Google setzt alles auf Bildungs-KI

Hinter der Feature-Erweiterung steckt eine massive strategische Offensive. Google investiert in den nächsten drei Jahren 795 Millionen Euro in KI-Alphabetisierungsprogramme und Cloud-Ressourcen in den USA. Das "Google AI for Education Accelerator"-Programm bietet kostenloses KI-Training und Karriere-Zertifikate – über 100 Universitäten machen bereits mit.

Durch die Integration in Workspace for Education-Konten schafft Google eine neue Generation von "KI-Natives". Der Konkurrenz zu anderen Bildungsplattformen begegnet das Unternehmen mit seiner enormen Reichweite über Google Classroom und Chromebooks. Entscheidender Pluspunkt: Schülerdaten werden nicht für das Training der KI-Modelle verwendet.

Was kommt als Nächstes?

Die nächste Phase steht bereits in den Startlöchern: tiefere Integration direkt in Google Classroom. Lehrkräfte sollen bald maßgeschneiderte KI-Assistenten ("Gems") und NotebookLM-Notizbücher direkt an Schüler zuweisen können.

Google kündigt außerdem erweiterte visuelle Hilfsmittel an – interaktive Diagramme sollen komplexe Konzepte verständlicher machen. Die Herausforderung für Pädagogen wird sein, Schüler anzuleiten, KI nicht nur für schnelle Antworten zu nutzen, sondern für echtes kritisches Denken und tieferes Verständnis.