Goldmarkt sucht neue Grenzen: Wenn Entdeckungen versiegen

Goldmarkt sucht neue Grenzen: Wenn Entdeckungen versiegen
Liebe Leserinnen, liebe Leser,
der Goldmarkt steht vor einem strukturellen Umbruch, der sich in Zeitlupe vollzieht – und gerade deshalb umso gewaltiger wirken könnte. Während sich die Märkte diese Woche mit UN-Sanktionen gegen Iran, Sarkozys Gefängnisurteil und schwächelnden China-Daten beschäftigten, zeichnet sich im Hintergrund eine Entwicklung ab, die das Kräfteverhältnis an den Rohstoffmärkten fundamental verschieben könnte: Die großen Goldentdeckungen gehen zur Neige.
Das Ende des Entdeckungszeitalters
Stellen Sie sich vor, die Ölquellen würden versiegen, aber niemand spräche darüber. Genau das passiert gerade im Goldsektor. Die Zahlen von S&P Global Commodity Insights lesen sich wie ein Abgesang: Zwischen 1990 und heute wurden noch 353 große Lagerstätten mit durchschnittlich 8,5 Millionen Unzen Gold entdeckt. Seit 2020? Ganze sechs Funde mit mageren 4,5 Millionen Unzen im Schnitt.
Was nach trockener Statistik klingt, ist in Wahrheit Sprengstoff für die Bewertungen. Barricks CEO Mark Bristow spricht bereits von "generationsübergreifenden Projekten" und schwärmt von seinem Fourmile-Projekt in Nevada als potenziellem "Tier-1-Asset". Die Botschaft zwischen den Zeilen: Was wir haben, müssen wir hüten – Neues kommt kaum nach.
Ronnie Stöferle von Incrementum bringt es auf den Punkt: "Der Goldbullenmarkt ist intakt – jetzt ist die Zeit der Minenaktien." Der GDX-Index zeigt erste Lebenszeichen, doch das sei nur ein "Zwischenschritt eines mehrjährigen Zyklus". Übersetzung für uns Anleger: Die Party hat gerade erst begonnen.
Peking knüpft am globalen Luftfahrtnetz
Während die Rohstoffmärkte nach Knappheit lechzen, webt China unermüdlich an seinem globalen Netzwerk. Diese Woche unterzeichnete Hamad International Airport aus Katar eine Partnerschaft mit Shenzhen Bao'an – ein weiterer Knotenpunkt im Luftfahrt-Schachspiel zwischen Nahost und Fernost.
Die Zahlen sprechen Bände: Neun chinesische Städte sind bereits über Doha mit 120 globalen Destinationen verbunden. 1,1 Millionen Passagiere flogen allein in den ersten acht Monaten aus China über den Golf-Hub. Qatar Airways erweitert zeitgleich sein Codeshare mit China Southern – ab Oktober teilen sie sich Flüge zwischen Beijing Daxing und Doha.
Was wie eine Randnotiz der Luftfahrtbranche wirkt, ist tatsächlich ein Baustein der neuen Seidenstraße. Während Europa über Sanktionen debattiert, schaffen China und die Golfstaaten Fakten durch Konnektivität. Der Westen diskutiert, der Osten verbindet.
Sanktions-Déjà-vu am Persischen Golf
Apropos Sanktionen: Die UN-Sanktionen gegen Iran treten heute Abend in Kraft – ein Schauspiel, das an Kafkas Prozess erinnert. Russland und China scheiterten gestern mit ihrem Versuch, die Maßnahmen um sechs Monate zu verschieben. Nur vier von 15 Sicherheitsratsmitgliedern stimmten dafür.
Irans Präsident Pezeshkian reagierte überraschend konziliant: "Wir werden niemals Atomwaffen anstreben." Gleichzeitig rief Teheran seine Botschafter aus Berlin, Paris und London zurück. Die Sanktionen treffen einen ohnehin angeschlagenen Energiesektor – Waffenembargo, Reiseverbote, eingefrorene Vermögen.
Die Ironie: Während der Westen Iran mit Sanktionen überzieht, profitieren chinesische Unternehmen von vergünstigten Öllieferungen. Netanyahu nutzte die UN-Bühne für markige Worte über die "dunkle Wolke", die man gemeinsam mit den USA im Juni durch Angriffe auf iranische Atomanlagen gelichtet habe. Die Märkte nehmen's gelassen – Öl pendelt weiter um die 70-Dollar-Marke.
Französische Justiz im Rampenlicht
Nicolas Sarkozy wird als erster Nachkriegspräsident Frankreichs ins Gefängnis gehen – fünf Jahre wegen krimineller Verschwörung im Zusammenhang mit libyschen Wahlkampfgeldern. Das Urteil ist sofort vollstreckbar, keine Gnadenfrist bis zur Berufung.
Der Fall wirft seine Schatten auf Marine Le Pen, deren Berufungsverhandlung im Januar ansteht. Auch sie erhielt ein sofort vollstreckbares Urteil – fünf Jahre Politikverbot wegen Veruntreuung von EU-Geldern. Sollte die Berufung scheitern, wäre ihre Präsidentschaftskandidatur 2027 Geschichte.
"Die Verallgemeinerung sofortiger Vollstreckungen stellt eine große Gefahr dar", warnt Le Pen. Die konservative Ex-Bürgermeisterin Brigitte Bareges, selbst betroffen, wird deutlicher: "Die Justiz ist zur Waffe der Mächtigen geworden." Die Fronten verhärten sich – rechts spricht von "Justizkrieg", links von überfälliger Gerechtigkeit.
Für die Märkte bedeutet das: Frankreichs politische Landschaft bleibt ein Minenfeld. Mit Le Pens möglichem Ausscheiden könnte sich das Kräfteverhältnis dramatisch verschieben. Die Risikoaufschläge französischer Staatsanleihen dürften volatil bleiben.
Amerika sortiert sich neu
In den USA eskalieren derweil die Spannungen um Trumps Einwanderungspolitik. ICE-Razzien sorgen für Aufruhr von New York bis Chicago. In Chelsea, Massachusetts, wurde eine guatemaltekische Frau mit permanentem Aufenthaltsstatus zu Boden geworfen – die Bilder gingen viral. In Chicago setzte ICE Tränengas gegen Demonstranten ein.
Parallel dazu eine bemerkenswerte Personalentscheidung: Das FBI entließ gestern zwischen 15 und 22 Agenten, die 2020 während der Black-Lives-Matter-Proteste fotografiert wurden, als sie knieten. Nicht aus Sympathie, betonen Insider, sondern zur Deeskalation. FBI-Chef Kash Patel, Trumps Vertrauter, räumt offenbar auf.
Die Botschaft ist klar: Zero Tolerance auf allen Ebenen. Die gesellschaftliche Polarisierung schreitet voran. Für Investoren bedeutet das anhaltende Unsicherheit im US-Binnenmarkt. Die Konsumausgaben der hispanischen Bevölkerung – immerhin 13% des US-Einzelhandels – könnten leiden.
Nadelfreie Revolution für Diabetiker?
Zum Wochenausklang noch ein Blick auf einen potentiellen Gamechanger im Medtech-Sektor: NuGen Medical Devices feiert einen Durchbruch. Ihr nadelfreier Insulin-Injektor "InsuJet" wird in Großbritannien künftig vom NHS erstattet. Die "Master-Hürde" – die Kosten für Patienten – ist gefallen.
Das weckt Erinnerungen an Insulet Corp., deren Aktie nach ähnlichen Erstattungszusagen um sagenhafte 13.000 Prozent zulegte. NuGen ist in 42 Ländern zugelassen, die NHS-Entscheidung könnte der Türöffner sein. Jeder Patient spart jährlich über 1.000 Einwegnadeln – ein ökologisches wie ökonomisches Argument.
Die Aktie (WKN: A3DABK) könnte am Montag durchstarten. Oder auch nicht – der Medtech-Sektor ist notorisch unberechenbar. Aber die Story stimmt: Schmerzfreie Insulingabe, Kostenerstattung, Nachhaltigkeitsbonus. Manchmal sind es die kleinen Revolutionen, die große Renditen bringen.
Der Blick nach vorn
Die kommende Woche verspricht Spannung: Am Donnerstag kommt der US-Arbeitsmarktbericht für September – die Fed schaut genau hin. Aus China erwarten wir weitere Konjunkturdaten, die zeigen werden, ob die Stimulierungsmaßnahmen greifen. Und in Frankreich beginnt die politische Herbstsaison mit der Haushaltsdebatte.
Die großen Themen bleiben: Rohstoffknappheit trifft auf Nachfrageboom, geopolitische Spannungen auf Sanktionsmüdigkeit, technologische Disruption auf regulatorische Hürden. Die Märkte werden weiter zwischen Gier und Furcht pendeln.
Was mich besonders umtreibt: Erleben wir gerade den Anfang einer neuen Rohstoff-Superzyklus, ausgelöst durch Angebotsknappheit statt Nachfrageexplosion? Die Goldminen-CEOs scheinen es zu glauben. Und wenn sie Recht behalten, stehen uns goldene Zeiten bevor – im wahrsten Sinne des Wortes.
Genießen Sie das Wochenende und tanken Sie Kraft. Die Märkte warten nicht.
Herzlichst,
Ihr Eduard Altmann
P.S.: Die Sarkozy-Verurteilung zeigt einmal mehr: In der Politik wie an der Börse gilt – Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser. Und manchmal kommt die Rechnung erst Jahre später.
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Apropos "goldene Zeiten": Während der Rohstoffsektor mit Verknappung ringt, entsteht parallel ein Technologiemarkt, den viele Experten als das "neue Öl" bezeichnen – Mikrochips. Die US- und EU-Milliardenprogramme könnten hier einen Boom auslösen, der Anlegern ähnlich explosive Chancen bietet wie frühere Rohstoff-Superzyklen. Wer wissen möchte, welches europäische Unternehmen schon heute als "neue Nvidia" gehandelt wird, findet die Details in dieser Analyse: Zur Studie „Die neue Nvidia – Chance auf bis zu +22.305 % Gewinn“