Gold legt eines der stärksten Jahre seiner Geschichte hin – und gönnt sich nach dem frischen Allzeithoch nun eine Verschnaufpause. Nach dem Rekordstand am Freitag driftet der Preis leicht zurück, bleibt aber klar in der Nähe der Höchstmarken. Entscheidend ist dabei weniger der aktuelle Rücksetzer als die Frage: Wie lange trägt die Kombination aus geopolitischen Risiken, Zentralbankkäufen und Zinshoffnungen den Aufwärtstrend noch?

Leichter Rücksetzer nach Allzeithoch

Am Montag notiert Gold bei rund 4.482 US-Dollar je Feinunze und damit gut 1 % unter dem Schlusskurs vom Freitag (4.562 US-Dollar), der zugleich ein neues 52‑Wochen- und Allzeithoch markierte. Der Abstand zum Rekord liegt damit bei überschaubaren 1,75 %.

Im Kurzfristbild zeigen sich nur geringe Schwankungen: Auf Sieben-Tage-Sicht liegt die Veränderung praktisch bei null, im Monatsvergleich steht ein Plus von gut 6 %. Der 50‑Tage-Durchschnitt verläuft deutlich tiefer bei etwa 4.221 US-Dollar, was den laufenden Aufwärtstrend unterstreicht. Mit einem RSI von 57,7 ist der Markt weder überkauft noch überverkauft, die Dynamik bleibt aber positiv.

Wichtige Kennzahlen im Überblick

  • Aktueller Kurs: ca. 4.482 US-Dollar je Feinunze
  • Allzeithoch / 52‑Wochen-Hoch: 4.562 US-Dollar (Schlusskurs Freitag)
  • Abstand zum Hoch: rund -1,75 %
  • 52‑Wochen-Tief: 3.941 US-Dollar
  • Abstand zum Tief: rund +13,7 %
  • 30‑Tage-Performance: ca. +6,3 %
  • RSI (14 Tage): 57,7 (leicht bullischer Bereich)

Kurzfristig wirken vor allem Gewinnmitnahmen nach der Rally der vergangenen Monate. Im größeren Bild bleibt die Entwicklung jedoch klar nach oben gerichtet: Gold steuert auf das beste Jahresergebnis seit 1979 zu, mit einem Zuwachs von über 70 % seit Jahresbeginn.

Geopolitik: Entspannungssignale, aber kein Entwarnungsszenario

Ein Teil des jüngsten Drucks auf den Goldpreis kommt von Hoffnungen auf Fortschritte bei den Ukraine-Friedensverhandlungen. US-Präsident Donald Trump sprach von „großen Fortschritten“ in den Gesprächen mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj. Selenskyj zufolge ist der Rahmen für ein Abkommen zu 90 % vereinbart, inklusive klarer US-Sicherheitsgarantien.

Gleichzeitig bleiben zentrale Konfliktpunkte wie die Kontrolle über die Donbas-Region ungelöst. Die geopolitische Unsicherheit ist damit keineswegs verschwunden, sie hat sich lediglich verschoben – genug, um die Nachfrage nach dem klassischen „sicheren Hafen“ weiter zu unterstützen.

Weitere Risikofaktoren halten den Safe-Haven-Bedarf hoch:

  • Anhaltende Spannungen im Nahen Osten
  • Eskalierende Konflikte zwischen den USA und Venezuela, inklusive einer Blockade venezolanischer Öltanker
  • Militärische Aktionen der USA gegen ISIS in Nigeria
  • Der Ukraine-Konflikt, der trotz Verhandlungsfortschritten nicht gelöst ist

Diese Gemengelage sorgt dafür, dass selbst positive Signale aus einzelnen Konfliktzonen nur begrenzt Entlastung für den Goldpreis bringen.

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Rekordjahr dank Zentralbanken, ETFs und Zinshoffnungen

Der aktuelle Höhenflug ist kein reiner Reflex auf politische Risiken, sondern steht auf mehreren Säulen. Mit einem Jahresplus von über 70 % verzeichnet Gold den stärksten Anstieg seit über vier Jahrzehnten. Auf Monatsbasis liegt das Plus bei rund 6 %, im Jahresvergleich bei über 72 %.

Treiber der Rally sind vor allem:

  • Zentralbankkäufe: Staatliche Notenbanken bauen ihre Goldreserven deutlich aus.
  • Stetige ETF-Zuflüsse: Investmentprodukte auf Gold verzeichnen anhaltende Nachfrage.
  • Zinsperspektive: Erwartete Lockerungen der US-Geldpolitik stützen den Goldpreis.

Für das kommende Jahr preisen die Märkte zwei Zinssenkungen der US-Notenbank Fed um jeweils 25 Basispunkte ein. Die Inflation hat sich abgekühlt, der Arbeitsmarkt zeigt Entspannungstendenzen. Innerhalb der Fed besteht aber weiter Uneinigkeit über den genauen Pfad der Leitzinsen – ein Umfeld, in dem Gold als Alternative zu zinsbezogenen Anlagen attraktiv bleibt.

Die Investmentbank Goldman Sachs sieht das Edelmetall in diesem Setup klar im Vorteil. Ihre Analysten erwarten bis Ende 2026 einen Goldpreis von 4.900 US-Dollar je Feinunze und bezeichnen Gold als ihren „einzigen favorisierten Long-Trade“ im Rohstoffsektor. Begründung: strukturell hohe Nachfrage der Zentralbanken, kombiniert mit zyklischer Unterstützung durch Fed-Zinssenkungen.

Zentralbanken als struktureller Nachfrageblock

Die Käufe der Notenbanken sind zu einem dominanten Faktor für den Goldpreis geworden. Goldman Sachs rechnet mit durchschnittlichen monatlichen Käufen von rund 70 Tonnen – etwa dem Vierfachen des Niveaus vor 2022.

Auslöser dieser Verschiebung war maßgeblich das Einfrieren russischer Devisenreserven im Jahr 2022. Viele Schwellenländer-Zentralbanken haben daraufhin ihr Risikomanagement überdacht und den Wunsch nach Vermögenswerten ohne Gegenparteirisiko verstärkt. Gold passt als physischer Reservebaustein exakt in dieses Raster.

Dabei liegt der Goldanteil in den Reserven vieler Schwellenländer, etwa der chinesischen Notenbank, weiterhin deutlich unter dem Niveau westlicher Zentralbanken. Gleichzeitig treibt Chinas Ziel, den Yuan international stärker zu positionieren, zusätzliche Goldkäufe. Beides erhöht den strukturellen Nachfrageüberhang – ein wesentlicher Stützpfeiler für den Preis.

Edelmetallsektor im Gleichschritt

Nicht nur Gold profitiert von der aktuellen Gemengelage. Der gesamte Edelmetallsektor legt deutlich zu:

  • Silber verzeichnet einen Jahresgewinn von über 163 %
  • Platin erreicht den höchsten Stand seit mehr als 17 Jahren

Die Korrelation unter den Edelmetallen bleibt hoch. Silber erhält zusätzlich Rückenwind von der industriellen Nachfrage, etwa aus der Solar- und Elektronikindustrie. Damit bestätigt sich der Sektorbreiteneffekt der aktuellen Goldstärke.

Fazit: Starker Trend mit klaren Treibern

Gold konsolidiert derzeit knapp unter dem Rekordhoch, der übergeordnete Trend bleibt jedoch klar aufwärtsgerichtet. Geopolitische Risiken, eine erwartete Lockerung der Fed-Politik und vor allem die anhaltenden Käufe der Zentralbanken bilden einen robusten Fundamentalmix. Solange die monatlichen Notenbank-Zukäufe nahe den erwarteten 70 Tonnen liegen und das Zinswende-Narrativ intakt bleibt, spricht vieles dafür, dass der jüngste Rücksetzer eher eine Atempause innerhalb eines außergewöhnlich starken Aufwärtsjahres darstellt als eine Trendwende.

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