Der deutsche Gewerbeimmobilienmarkt erlebt einen dramatischen Wandel. ESG-Kriterien werden zur Überlebensfrage für Immobilien – und spalten den Markt in zwei Lager: begehrte "grüne" Objekte und wertlose "braune" Altbauten.

Bis zu 75 Prozent des aktuellen Gebäudebestands gelten als nicht ESG-konform. Ohne massive Sanierungen drohen sie zu "Stranded Assets" zu werden – praktisch wertlos und unvermietbar.

Die Formel "Lage, Lage, Lage" ist Geschichte. Heute entscheidet die Nachhaltigkeitszertifizierung über Erfolg oder Scheitern einer Immobilie.

EU-Vorgaben schaffen unumkehrbare Fakten

Brüssel treibt die Transformation voran. Die EU-Taxonomie-Verordnung und die Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) machen ESG-Konformität zur Finanzierungsvoraussetzung.

Banken bewerten nachhaltige Immobilien als risikoärmer. Die österreichische Finanzmarktaufsicht warnt bereits: Notleidende Kredite stiegen auf 5,4 Prozent – verglichen mit 3 Prozent Ende 2023.

Die Zeitpläne sind knallhart:
* 2030: Neubauten müssen CO₂-neutral sein
* 2050: Kompletter Gebäudebestand muss klimaneutral werden

Preisschock: Green Premium trifft Brown Discount

Der Markt spaltet sich radikal auf. ESG-zertifizierte Objekte erzielen bereits heute:
* 10 Prozent höhere Mieten als nicht-zertifizierte Gebäude
* 14 bis 16 Prozent höhere Bewertungen

Während "grüne" Immobilien einen "Green Premium" kassieren, droht veralteten Objekten ein schmerzhafter "Brown Discount".

Eine CBRE-Umfrage zeigt: 67 Prozent der deutschen Immobilieninvestoren wollen 2025 mehr investieren – aber fast ausschließlich in ESG-konforme Objekte.

Stranded Assets: Die tickende Zeitbombe

Jede zweite deutsche Immobilie könnte zum "Stranded Asset" werden. Eine Deepki-Umfrage unter 250 Portfoliomanagern offenbart das Ausmaß: Mehr als die Hälfte stuft 30 Prozent oder mehr ihrer Gewerbeimmobilien als gefährdet ein.

Der Hauptkiller: der energetische Zustand. Ohne milliardenschwere Sanierungen drohen Leerstand, sinkende Mieten und Wertverlust.

Unternehmen zahlen Premium für Nachhaltigkeit

Im "War for Talents" werden nachhaltige Büroflächen zum Wettbewerbsvorteil. Unternehmen zahlen bewusst höhere Mieten für zertifizierte Gebäude, um für Fachkräfte attraktiv zu bleiben.

Die Nachfrage nach hochwertigen, zertifizierten Gebäuden übersteigt bereits das Angebot – ein Trend, der die Spitzenmieten weiter nach oben treibt.

Marktprognose: Die Schere öffnet sich weiter

Experten erwarten eine Verschärfung der Markttrennung. Investoren suchen gezielt nach Sanierungsobjekten für "Value-Add-Strategien".

Für Eigentümer nicht-konformer Immobilien wird es eng: Schwierigere Finanzierung, höhere Leerstandsrisiken und massive Wertabschläge drohen.

ESG-Konformität entwickelt sich von der Kür zur Pflicht. Wer nicht nachzieht, riskiert den kompletten Wertverlust seiner Immobilie.