Die Inflation macht Menschen, Märkten und den Notenbanken zu schaffen. Letztere heben zur Bekämpfung der Preissteigerung die Zinsen immer weiter an, eine Wende ist nicht in Sicht. Damit riskieren sie das Abgleiten der Volkswirtschaften in eine Rezession, was aber in Kauf genommen wird. Und auch wenn die Märkte sich bislang gut gehalten haben: seit Mitte November sind sie nicht mehr vorangekommen. Düstere Aussichten? Mag sein, aber eine Branche wird sicher gegen den Trend stehen.

Angesichts der neuerlichen Zinserhöhungen der Fed, der EZB, der Bank of England und anderer Zentralbanken gibt es kaum noch einen Optimisten, der die Folgen der restriktiven Notenbankpolitiken einfach weglächelt. Das zeigt sich auch an den Märkten: Nach den Entscheidungen der Notenbanker kam es fast flächendeckend zu Verlusten. Denn nicht nur wurden die Zinsen erhöht. Auch der Ausblick auf die Wirtschaft blieb verhalten, die EZB etwa erwartet nur noch ein Wachstum von 0,5 Prozent im Jahr 2023.

Dazu kommt, dass auch die Notenbanken sparen wollen und weniger in Anleihenkäufe investieren. Den Märkten werden auf diese Weise große Mengen Liquidität entzogen. Das ist sinnvoll, reduziert es doch die aufgeblähten Notenbankbilanzen. Aber es sorgt auch dafür, dass die Märkte sich nicht angesichts billigen Geldes nach oben hangeln können. Insofern sind die Entscheidungen der Notenbanken dazu angetan, eine fast vergessene Disziplin des Investments wieder zu neuer Blüte zu führen: das Stockpicking.

Die Geldfluten der Notenbanken sorgten lange dafür, dass es fast egal war, welche Wertpapiere im Depot lagen – Hauptsache Aktie. Diese Zeit ist nun vorbei. Das werden die Anleger in ETFs spüren, die auf die Entwicklung ganzer Indizes vertrauen. Und das werden diejenigen spüren, die ohne einen Blick auf die Qualität von Branchen, Unternehmen oder Bilanzen einfach nach Trend, Mode, Lust oder Laune gekauft haben.

Und so schwer es auch fällt: angesichts einer möglichen Abschwächung der Wirtschaft und gleichzeitigem Ausbleiben der Notenbankunterstützung wird eine eingehendere Analyse der Papiere wichtiger. Marktführer mit Preissetzungsmacht kommen besser durch solche Krisen als die Zweiten und Dritten im Markt, die über den Preis verkaufen müssen. Und eine geringe Schuldenquote ist naheliegenderweise eine gute Ausgangsbasis für wirtschaftlichen Erfolg angesichts steigender Zinsen.

Und auch die Wahl der Branche mag den Anlageerfolg in den kommenden Monaten stärker bestimmen: Wer etwa auf Tech-Aktien setzt, die sowohl trendabhängig wie zinsempfindlich sind, könnte eine längere Durststrecke vor sich haben. Versorger und Grundstoffe können eine stabile Basis bilden. Doch gut verdient werden sollte vor allem in einer Branche: der Gesundheit. Nicht nur, dass die Pandemie die Kassen mancher Firmen bereits gut füllte. Sie haben zudem in vielversprechende weitere Entwicklungen von Impfungen bis zu Therapien investiert und werden die Früchte bald ernten. Zumal die Menschen erst jetzt richtig gesehen haben, wie wichtig ihnen die Gesundheit ist – und wie teuer. Staaten engagieren sich immer mehr in der Gesundheitsfürsorge für ihre Bürger – und Gesundheitsfirmen profitieren. Konjunktur-, trend- und zinsunabhängig. Gesundheit!

Diesen und weitere Vermögensverwalter mit Meinungen und Anlagestrategien finden Sie auf www.v-check.de.

 

Aus dem Börse Express PDF vom 13.01.2023 

Screen 13012023

Sie möchten das Börse Express-PDF regelmäßig in Ihrer Mailbox haben?

Kostenlos und unverbindlich hier bestellen