BÖRSE EXPRESS: Frau Balbier-Klug, die Leiterin der Abteilung Sustainable Investments, zeichnet ein durchaus positives Bild von der Zukunft der Brennstoffzelle - siehe hier - ...

GERD STÖCKLMAIR: Zurecht, denn wir sehen hier durchaus Potenzial für die nächsten Jahrzehnte. Die Reduktion der CO2-Emissionen ist ein weltweites Thema. Auf alternative Antriebsformen wird dadurch mehr Augenmerk gelegt. Neben dem bekannten Elektroauto gibt es eben auch die Möglichkeit, mit einem Wasserstoffauto emissionsfrei von A nach B zu kommen. Wir gehen hier langfristig von einer Koexistenz der beschriebenen Antriebe aus. Vor allem im asiatischen Raum ist hier aber großes Potenzial zu sehen. Die wohl größten Vorteile der Brennstoffzelle sind kurze Tankzeiten und die größere Reichweite im Vergleich zu klassischen Elektroautos. Zudem sind die Autos emissionsfrei.

 

BÖRSE EXPRESS: ..., stellt sich die Frage, wie ich als Anleger davon profitieren kann – gibt es so etwas wie den ‚Play‘ in diesem Bereich – wenn geht ein durchaus spekulativer, aber auch ein defensiver Wert.

GERD STÖCKLMAIR: Derzeit führt das Wasserstofffahrzeug noch ein Schattendasein, kaum bemerkt von der Öffentlichkeit, während Forschung und Entwicklung bereits auf Hochtouren laufen. Im Jänner 2017 schlossen sich rund 39 globale Unternehmen aus Logistik, Transport und Industrie u.a. BMW, Audi, Shell 3M Honda, Hyundai und Toyota zum „Hydrogen Council“ zusammen. Wir sprechen hier keine Empfehlung für Einzeltitel aus, zumal der Umsatzanteil bei den Autobauern tatsächlich noch sehr gering ist. In unserem ethisch-nachhaltigen Investmentuniversum finden sich auch Titel wie eine Ballard Power Systems, die seit 1995 an der Nasdaq gelistet ist und als einer der Pioniere im Bereich der Brennstoffzelle gilt.

 

BÖRSE EXPRESS: Und wie findet das Thema Brennstoffzelle bei Ihren Fonds Berücksichtigung?

GERD STÖCKLMAIR: Leider gibt es noch zu wenige börsennotierte Unternehmen, die sich gemessen am Umsatz, mit dem Thema auseinandersetzten. Wir screenen generell aktiv nach Unternehmen, die innovative Technologien und Produkte entwickeln und großes Zukunftspotenzial mit sich bringen. Ich bin überzeugt, dass das Thema Brennstoffzelle schnell an Bedeutung gewinnen wird und damit auch in unseren Fonds größere Beachtung finden wird.

 

BÖRSE EXPRESS: Das wären real innerhalb der Fonds aber wohl nur ein sehr geringer Anteil – ist ein neuer Fonds in Planung, der sich einzig auf Zukunftsthemen, unter Nachhaltigkeitsaspekten, konzentriert? Oder sagen Sie, Nachhaltigkeit ist als Ganzes ein Zukunftsthema und eine breitere Marktabdeckung aus Kundensicht ohnehin empfehlenswerter?

GERD STÖCKLMAIR: Wir arbeiten laufend an der Weiterentwicklung unser bestehenden Produkte und sind auch bereits in der Konzeptionierung eines neuen Produktes um das Thema Nachhaltigkeit umfassend für unsere Kunden anbieten zu können. Wir sehen Nachhaltigkeit als großes Zukunftsthema.

Wenn man einzelne Zukunftsthemen herauspickt, wie das Thema Wasser oder auch künstliche Intelligenz, landet man sehr schnell bei einem doch relativ konzentrierten Portfolio. Es gibt viele Zukunftsthemen, die sich als Ganzes betrachtet, auch im Sinne der Diversifikation, besser umsetzen lassen. Der SUPERIOR 6 - Global Challenges (Anm. ein Top-5-Fonds in seinem Anlagesegment YTD - siehe Tabelle) tut genau dies, er befasst sich mit den sieben globale Herausforderungen dieses Jahrtausends: Klimawandel, Wasser, Abholzung, Artenvielfalt, Bevölkerungsentwicklung, Armut und nachhaltige Unternehmensstrukturen und investiert in Unternehmen, die einen signifikanten Beitrag dazu leisten.

 

BÖRSE EXPRESS: Schelhammer & Schattera gilt als die führende Spezialbank in Österreich mit Fokus auf Nachhaltigkeit – macht sich das am Markt bezahlt, oder ist der Erklärungsbedarf bei Investoren dadurch gestiegen? Die typische Frage ist wohl die, ob sich denn die Nachhaltigkeit wirklich auszahlt, oder Performancechancen durch die selbstauferlegten Ausschlusskriterien für Investments eher reduziert...

GERD STÖCKLMAIR: Es kursiert leider immer noch zu oft der Mythos, dass durch die Integration von Nachhaltigkeitskriterien die Rendite leidet. Unzählige Studien darüber widerlegen diese Annahme. Ganz im Gegenteil, die Anwendung von Nachhaltigkeitskriterien wirkt sich langfristig sogar positiv auf ein Portfolio aus. Unternehmen, die sich aktiv mit Themen aus den Bereichen Umwelt, Sozialem und Unternehmensführung auseinandersetzen, haben eine bessere Chance am Markt zu bestehen. Der Werterhalt des veranlagten Kapitals und eine angemessene Rendite sind auch für ethische-nachhaltige Geldanlagen eine wesentliche Voraussetzung. So konnte der Superior 6 – Global Challenges Fonds YTD eine Performance von über 10 Prozent erzielen.

 

BÖRSE EXPRESS: Wie wird nachhaltiges Anlegen bei Ihnen überhaupt definiert?

GERD STÖCKLMAIR: Wir haben unsere Definition sehr prägnant formuliert: Ziel der nachhaltigen Geldanlage ist es, nur in jene Unternehmen zu investieren, die ihre soziale Verantwortung gegenüber Mitarbeitern und Kunden wahrnehmen, eine verantwortungsvolle und zukunftsfähige Unternehmensführung etabliert haben, sowie Menschen- und Umweltrechte respektieren. Wir sind der festen Überzeugung, dass die Anwendung dieser Kriterien sich langfristig auch in der Rendite der Investoren niederschlagen wird. Der ethisch-nachhaltige Investmentprozess dient bei uns auch gleichzeitig als Risikomonitor, jüngstes Beispiel die Übernahme von Monsanto durch die Bayer AG. Ausgelöst durch die zukünftige Unsicherheit weiterer Klagen in den USA ist der Kurs von Bayer regelrecht abgestürzt, da waren wir schon längst nicht mehr investiert.

 

BÖRSE EXPRESS: Anderes Thema: Am 10. September starteten Sie mit einem digitalen Goldshop. Was kann ich mir darunter vorstellen?

GERD STÖCKLMAIR: Schelhammer & Schattera ist schon immer für den Gold- und Valutenhandel eine Tradition in Wien. Der digitale Goldshop ist die logische Weiterentwicklung und bietet nun die Möglichkeit, rund um die Uhr Gold zu kaufen.

 

BÖRSE EXPRESS: Um den Kreis zum Beginn zu schließen: Inwiefern spielt beim Goldshop das Thema Nachhaltigkeit eine Rolle.

GERD STÖCKLMAIR: Wir prüfen laufend sämtliche Nachhaltigkeitsaspekte in unserem Haus. Auch beim Thema Gold. Wir sind in Gesprächen mit der Münze Österreich und evaluieren die Möglichkeiten zum Thema Fair Gold.