General Motors Aktie: Im Nebel der Zölle
30.04.2025 | 18:44
GM streicht Jahresziele und verschiebt Investorentag aufgrund unkalkulierbarer Zollfolgen. Wie reagiert die Branche auf die Handelsunsicherheit?
Die erratische US-Handelspolitik sorgt für Kopfzerbrechen in den Chefetagen – und General Motors (GM) zieht nun offenbar die Reißleine. Statt eines klaren Ausblicks herrscht plötzlich Funkstille bei den Jahreszielen. Anleger reiben sich die Augen: Was bedeutet dieser Schritt für den Autoriesen?
Die Antwort liegt in der massiven Unsicherheit, die Donald Trumps Zollpolitik ausgelöst hat. GM hat seine Jahresprognose für 2025 kassiert und einen geplanten Investorentag verschoben. Der Grund: Die Auswirkungen der Zölle, insbesondere der kürzlich eingeführten 25-prozentigen Abgaben auf importierte Autos, sind schlicht nicht kalkulierbar. Das Management tappt im Dunkeln, wie sich diese Maßnahmen auf Preise, Nachfrage und letztlich die Bilanz auswirken werden.
Das große Zittern: Nicht nur GM betroffen
GM steht mit seiner Vorsicht nicht allein da. Auch Konkurrenten wie Stellantis und Mercedes-Benz haben ihre Prognosen aufgrund der unklaren Lage zurückgezogen. Selbst Zulieferer wie LG Energy Solution spüren die Verunsicherung: Der Batteriehersteller rechnet im zweiten Quartal mit weniger Umsatz, weil Autobauer wie GM bei den Bestellungen auf die Bremse treten dürften. Die Südkoreaner bereiten sich auf "konservative Annahmen" bezüglich der GM-Produktion vor.
Diese Welle der Zurückhaltung trifft auf ein ohnehin eingetrübtes wirtschaftliches Umfeld. Die US-Handelsbilanz weist ein Rekorddefizit auf, das Verbrauchervertrauen ist auf ein Tief gesunken, und Ökonomen wie David Kohl von Julius Bär sehen die Wahrscheinlichkeit einer Rezession in den USA mittlerweile bei 50 Prozent – direkt befeuert durch die "erratische und restriktive Wirtschaftspolitik mit willkürlichen Zöllen". Auch Personalentscheidungen wie der Abbau von 20.000 Stellen bei UPS spiegeln die wachsende Nervosität in der US-Wirtschaft wider.
Lichtblick oder Strohfeuer?
Immerhin gab es zuletzt Signale aus Washington, die den Druck etwas mindern könnten. Trump unterzeichnete Verfügungen, die den heimischen Autobauern etwas entgegenkommen: Erleichterungen bei Zöllen auf Stahl und Aluminium sowie auf Waren aus Kanada und Mexiko und Gutschriften für in den USA montierte Fahrzeuge.
Zudem konnte GM im ersten Quartal bei den heimischen Verkäufen von Elektroautos punkten – ein Zuwachs von 94 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum wurde gemeldet, maßgeblich unterstützt durch Batterien von LG Energy Solution. Doch reicht das, um die dunklen Wolken am Horizont zu vertreiben?
Die Zölle bleiben ein Damoklesschwert über der Branche. Die jüngsten Erleichterungen ändern nichts an der grundsätzlichen Unberechenbarkeit der Handelspolitik. Für GM bedeutet das: Weiterfahren auf Sicht. Die Fähigkeit, langfristige Pläne zu schmieden oder Verträge abzuschließen, ist massiv eingeschränkt – ein Zustand, der Investoren zurecht Sorgen bereitet.
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