Das Jahr 2021 hätte bisher kaum besser laufen können, allen Unkenrufen zum Trotz. Die Kapitalmärkte haben sich bisher von ihrer freundlichen Seite gezeigt. Und die Corona-Pandemie scheint ihren Schrecken verloren zu haben. Die Biergärten sind wieder voll und die Intensivstationen leer. Das heißt jedoch nicht, dass wir nun blauäugig und sorglos ins zweite Halbjahr stolpern sollten. Die Inflation ist ein zweischneidiges Schwert, das sehr vorsichtig geführt werden muss. Die Notenbanken wissen dies. Und sie haben zurzeit keinen leichten Job.

Bisher blieb die expansive Geldpolitik von FED, EZB und Co, mit der sie seit Monaten der Wirtschaft massiv unter die Arme greifen, ohne negative Folgen. Die Wirtschaft erholt sich gerade spürbar. Gleichzeitig steigt zum ersten Mal seit Jahren die Inflation stark an. Noch bewegt sich die Teuerungsrate in Europa bei etwa zwei Prozent in einem moderaten Bereich. Doch in den USA stiegen die Preise zuletzt fast doppelt so schnell.

Die Gesamtlage in Deutschland sieht so aus, dass zuletzt vor allem ein Faktor die Inflation getrieben hat: die Rücknahme der zwischenzeitlichen Mehrwertsteuersenkung von 19 auf 16 Prozent. Die Preise in der gesamten Eurozone wurden vor allem von zwei Faktoren beeinflusst: gestiegene Rohstoffpreise und eine offensive Fiskal- und Geldpolitik von Regierungen und Notenbanken, die massiv ihre Geldhähne aufgedreht haben, um die wirtschaftlichen Folgen der Corona-Lockdowns aufzufangen.

Die Notenbanken müssen nun sehr vorsichtig agieren. Noch tendieren sie jenseits und diesseits des Atlantiks zu weiterhin lockerer Geldpolitik. Doch sie müssen die richtige Dosis finden, um einerseits die Inflation durch zu langes Zögern nicht unkontrolliert von der Leine zu lassen und andererseits die Wirtschaft nicht mit zu frühen und starken Zinsanhebungen abzuwürgen. Auch müssen die Notenbanken bei ihrem Vorgehen die stark gestiegene Verschuldung der Staaten rund um den Globus im Blick behalten. Niedrige Zinsen und hohe Inflation helfen dabei, die Staatsverschuldungen abzubauen. Für jeden, der Vermögen besitzt, auch den kleinsten Sparer, bedeutet diese toxische Kombination jedoch eine Enteignung durch die Hintertür. Es bleibt ein Drahtseilakt. Die Covid-Pandemie wird uns wohl noch lange begleiten. Die Impfquoten in den meisten fortgeschrittenen Industrienationen machen zwar Mut. Doch selbst in Ländern wie Japan und Russland scheuen große Teile der Bevölkerung den schützenden Piks in den Arm. In Afrika und Lateinamerika wütet die Pandemie nahezu ungebremst. Und dass der chinesische Impfstoff, den China mit großer Geste in ärmeren Ländern verteilt, um dafür politische Demut einzufordern, sich als Rohrkrepierer erweist, ist in diesem Zusammenhang auch nicht hilfreich. Dazu kommt: Die Mutanten werden zahlreicher und oft auch noch infektiöser. Alpha, Beta, Gamma, Delta, DeltaPlus, Epsilon, Lambda – wer weiß, was da noch kommt.

So können Anleger auf die kommenden Entwicklungen reagieren.

Für Anleger, die am Rentenmarkt aktiv sind, gilt es im Anleihebereich sehr selektiv vorzugehen und nach Perlen zu suchen, die andere Marktteilnehmer übersehen. Eine Staats- oder Unternehmensanleihe mit fünf Jahren Restlaufzeit, die eine Rendite von 0,1 Prozent bringt, ist unter aktuellen Umständen nicht interessant. Es gibt deutlich bessere Alternativen. Eine weitere Möglichkeit zur Beimischung sind Wandelanleihen. Diese erlauben es dem Anleger, die betreffende Anleihe zu einem vorher festgelegten Preis in Aktien zu wandeln. Ein gutes Beispiel sind hier Wandelanleihen vom Online-Apothekenhändler Zur Rose.

Geht es um Aktien, stehen die Chancen ebenfalls gut. Die expansive Politik der Notenbanken wird den Aktienmarkt auch weiterhin beflügeln. In diesem positiven Umfeld sollten Sie insbesondere nach Unternehmen suchen, die eine oder mehrere der folgenden drei Merkmale aufweisen: eine hohe Qualität, ein disruptives Geschäftsmodell und/oder eine außerordentlich starke Marktpositionierung.

Insgesamt gehen wir davon aus, dass uns die zweite Jahreshälfte 2021 zwar nicht so stürmische Kurszuwächse an den Kapitalmärkten bescheren wird, wie wir dies in den ersten sechs Monaten dieses Jahres erlebt haben. Doch der Trog, aus dem wir attraktive Renditen schöpfen können, ist noch lange nicht leer. Dies gilt sowohl für Aktien als auch für Anleihen.

Immer noch gilt unsere Empfehlung vom Januar: Ein Investment in Rohstoffen kann als Absicherung gegen inflationäre Tendenzen nicht schaden. Als wertsteigernde Anlage sehen wir es aber nicht. 

 

Aus dem Börse Express-PDF vom 16. September - hier zum kostenlosen Download

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