G7 warnt: KI verstärkt Bankbetrug dramatisch

Die Finanzwelt steht vor einer beispiellosen Herausforderung: Künstliche Intelligenz entwickelt sich zum Turbo für raffinierten Bankbetrug. Was Experten der G7-Staaten diese Woche als "zweischneidiges Schwert" bezeichneten, bringt eine verstörende Realität ans Licht - die gleiche Technologie, die Banken vor Kriminellen schützen soll, nutzen diese nun selbst für immer perfidere Angriffe.
Die Cyber-Expertengruppe der G7 schlug am 6. Oktober deutliche Töne an: Generative KI und autonome Systeme schaffen völlig neue Risiken für das globale Finanzsystem. Statt neuer Regulierungen fordert die Gruppe verstärkte Zusammenarbeit zwischen Behörden und Banken. Der Grund für die Dringlichkeit zeigt sich bereits in erschreckenden Zahlen aus Asien.
Betrüger werden immer perfekter - Millionenschäden in Singapur
In Hongkong und Singapur explodieren derzeit die Fälle von Identitätsbetrug und Phishing-Attacken. Die Hongkonger Währungsbehörde warnte diese Woche vor gefälschten Bank-Websites und betrügerischen Social-Media-Profilen. Das perfide Spiel: Kriminelle geben sich als seriöse Finanzinstitute aus und fordern Passwörter oder TAN-Nummern.
Noch dramatischer die Lage in Singapur: Seit September 2025 registrierte die Polizei mindestens 13 Fälle, in denen sich Betrüger als Beamte der Währungsbehörde MAS ausgaben. Schaden: umgerechnet 250.000 Euro. Bei einer zweiwöchigen Razzia bis zum 9. Oktober nahmen die Behörden 208 Verdächtige fest - sie sollen in über 650 Betrugsdelikte verwickelt sein. Gesamtschaden: über 5,6 Millionen Euro.
Die Masche ist perfide: Opfer werden überzeugt, Geld auf angebliche "Sicherheitskonten" für Ermittlungen zu überweisen.
Deepfakes vom Filmset in die Realität
US-Notenbankgouverneur Michael Barr brachte es diese Woche auf den Punkt: KI-generierte "Deepfakes" entwickeln sich "vom Filmstoff zur rapide wachsenden Realität". Kriminelle erstellen damit komplett gefälschte Identitäten - so perfekt, dass selbst Experten sie kaum erkennen.
Paradoxerweise könnte dieselbe Technologie kleineren Banken helfen. Barr sieht in sinkenden KI-Kosten eine Chance für Regionalbanken, endlich mit den Großen mitzuhalten bei der Betrugserkennung. Bisher konnten sich nur Konzerne wie die Deutsche Bank oder Commerzbank hochentwickelte Systeme leisten.
SWIFT, das internationale Überweisungsnetzwerk, zeigt bereits den Weg: Experimente mit 13 Finanzinstituten verdoppelten die Erkennungsrate bekannter Betrugsmuster. Das Geheimnis: "Federated Learning" - KI-Modelle lernen lokal, ohne sensible Daten preiszugeben.
Gesetzeslücke in den USA schwächt Abwehr
Ausgerechnet jetzt klafft eine gefährliche Lücke im Informationsaustausch: Am 30. September lief das US-Cybersecurity Information Sharing Act aus. Das Gesetz erleichterte Banken und Behörden den Austausch von Bedrohungsdaten. Experten befürchten nun einen Rückgang um bis zu 80 Prozent - fatal in Zeiten steigender Cyberbedrohungen.
Gleichzeitig verschärfen die USA den Verbraucherschutz: Seit Januar müssen Banken Kundendaten auf Anfrage freigeben - für mehr Wettbewerb, aber auch neue Angriffsflächen.
Deutsche Banken rüsten auf
Für deutsche Institute bedeutet das: massiver Investitionsbedarf in KI-Abwehrsysteme. Die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) dürfte die G7-Empfehlungen schnell in konkrete Vorgaben umwandeln. Besonders gefordert sind DAX-Konzerne wie SAP, die Finanzsoftware entwickeln.
Verbraucher sollten misstrauisch werden: Keine Bank fragt jemals per E-Mail oder SMS nach Passwörtern oder TAN-Nummern.
Die nächsten Monate werden zeigen, ob die Finanzwelt das KI-Wettrüsten gewinnen kann - oder ob die Kriminellen einen entscheidenden Vorsprung haben.