Der WM-Marathon in Tokio lieferte ein spektakuläres Finale mit dem ersten WM-Gold für Tansania. Alphonce Simbu siegte nach 2:09:48 Stunden im Fotofinish – nur drei Hundertstel vor dem deutschen Hoffnungsträger Amanal Petros. Ein Rennen der Emotionen und Überraschungen.

Dramatischer Zielsprint entscheidet alles

Drei Läufer bogen gemeinsam ins Nationalstadion von Tokio ein: Simbu, Petros und der Italiener Iliass Aouani. Was dann folgte, war Leichtathletik pur. Simbu setzte sich im allerletzten Moment durch und schrieb Geschichte für Tansania.

Amanal Petros holte sich Silber und die erst zweite deutsche Marathon-Medaille der Männer nach Waldemar Cierpinski (1983). „Diese Medaille ist für mich eine riesengroße Integration als Deutscher“, sagte der 30-Jährige bewegt.

Petros widmete die Medaille seiner Mutter, die in Äthiopien in einem Kriegsgebiet lebt. „Ich habe sie seit acht, neun Jahren nicht gesehen“, verriet er der Nachrichtenagentur dpa. 2012 war er als 17-Jähriger aus Afrika geflüchtet.

Ungewöhnlicher Rennverlauf mit großer Spitzengruppe

Bis zur Halbzeit zeichnete sich ein untypisches Bild: 39 Läufer bildeten eine große Spitzengruppe. Normalerweise löst sich das Feld früher auf. Doch diesmal blieb die Konkurrenz lange zusammen – was das Finale nur noch spannender machte.

Bei schwülwarmen 28 Grad zehrten die Bedingungen an den Kräften. Aaron Gruen aus Österreich sprach von einem Kampf ums Überleben: „Bei Kilometer 22 war es, als ob jemand den Lichtschalter abgedreht hätte.“

Emotionale Reaktionen der Läufer

Gruen beendete das Rennen als 52. und zeigte sich dennoch kämpferisch: „Es war das härteste Rennen, das ich je gelaufen bin, aber es war eine Ehre, für Österreich zu laufen.“ Mit seiner Zeit von 2:22:07 Stunden war der 26-jährige Harvard-Student allerdings nicht zufrieden.

Seine Bestmarke liegt seit diesem Frühling bei 2:09:53. 2022 hatte Gruen als Nachfahre von Verfolgten des Naziregimes die österreichische Staatsbürgerschaft erhalten. Seine Leistung in Tokio unterstreicht das enorme Niveau dieses Marathons.

Die wichtigsten Ergebnisse im Überblick:
- Gold: Alphonce Simbu (Tansania) - 2:09:48 Stunden
- Silber: Amanal Petros (Deutschland) - +0:00:03
- Bronze: Iliass Aouani (Italien)
- Aaron Gruen (Österreich) - Platz 52 in 2:22:07 Stunden

Ein Marathon, der nicht nur sportlich, sondern auch menschlich bewegte. Simbu krönte sich als Held Tansanias, während Petros Deutschland stolz machte und eine bewegende Integrationsgeschichte schrieb.