BÖRSE EXPRESS: Mit dem IQAM Strategic Commodity Fund kann sich ein Investor an der Performance der Assetklasse Rohstoffe beteiligen. Welche Zukunft bzw. Bedeutung hat diese Assetklasse angesichts von Inflationsrisiken und Klimawandel in den Portefeuilles von institutionellen und privaten Investoren?.

THOMAS KAISER: Die Bedeutung von Rohstoffen ist gerade jetzt enorm hoch – sowohl in der realen Verwendung als auch in Portefeuilles von Investoren. Zum einen haben globale Initiativen, wie die UN-Entwicklungsziele und das Pariser Klimaabkommen, es geschafft, uns zum Umdenken zu bewegen. Um eine nachhaltige ökosoziale Entwicklung zu erreichen, ist die Abkehr von alten Technologien hin zu neuen Technologien notwendig. Wir benötigen neue Kraftwerke, neue Netzwerke und neue Infrastruktur. Das erfordert in den nächsten Jahren einen massiven Einsatz an Rohstoffen und verleiht den Preisen vieler Rohstoffe Rückenwind. Zum anderen erleben wir explodierende Inflationsraten, die auch längerfristig auf erhöhtem Niveau verharren werden. Grund dafür sind steigende Rohstoff- und Produzentenpreise, die sich schrittweise auf die Preise der Konsumenten niederschlagen und Notenbanken zum Ausstieg der ultra-lockeren Geldpolitik bewegen. Die damit einhergehenden fallenden Anleihekurse kommen in den Portefeuilles der Anleger an. Rohstoffe können in diesem Umfeld einen guten Inflationsschutz bieten.

 

BÖRSE EXPRESS: Welchen Rohstoffen trauen Sie die größten Preissteigerungen zu bzw. welche Rohstoffe haben Ihrer Ansicht nach die besten Zukunftschancen?

THOMAS KAISER: Für die kommenden Monate sehen wir das größte Potenzial insbesondere bei Nickel und Palladium. Die Lagerbestände bei Nickel sind niedrig und der Markt befindet sich weiterhin im Defizit. Zusätzliche Nachfrage durch die sich erholende Edelstahl-Produktion in China und steigender Elektroauto-Absatzzahlen verschärfen die Lage. Ebenfalls gut unterstützt ist Palladium in der Erwartung einer sich erholenden Auto-Produktion und einem Markt, der im Defizit bleibt. Beide Metalle könnten zwischenzeitlich ebenfalls ordentliche Preissprünge aufgrund der politischen Spannungen Russlands verzeichnen, da das Land einen erheblichen Anteil der globalen Produktion für Palladium mit etwa 37% und für Nickel mit 7% hat.

Längerfristig sehen wir das größte Potenzial bei allen Rohstoffen, die eine zentrale Rolle im Wandel hin zu einer nachhaltigen, ökosozialen Wirtschaft spielen. Dazu zählen insbesondere Nickel, Silber, Kupfer und Aluminium. Denken Sie z.B. an Mobilitätstrends: bis 2030 sollen in Europa mindestens 50% der Neuwagen Elektroautos sein. In einem E-Auto ist mit 100 kg Kupfer etwa viermal so viel Kupfer und mit 240 kg Aluminium etwa doppelt so viel Aluminium verbaut wie in einem Fahrzeug mit Verbrennungsmotor.

 

BÖRSE EXPRESS: Das Investmentziel des IQAM Strategic Commodity Fund wird mittels Swaps auf den IQAM Non Food Commodity Index umgesetzt. Wie funktioniert dieses Swap-Konzept konkret und warum wird gerade dieses derivative Konzept verwendet?

THOMAS KAISER: Ziel des Fonds ist es, an der Wertentwicklung der Assetklasse Rohstoffe zu partizipieren. Die Umsetzung dieses Zieles erfolgt mittels Swaps auf den IQAM Non-Food Commodity Index. Das bedeutet, es wird direkt über Derivate in die Rohstoffe des Index investiert, nicht indirekt z.B. in Aktien von Rohstoffproduzenten. Ein Swap ist ein Derivat zum Tausch von Ertragszahlungen zwischen zwei Parteien. Steigt also der Rohstoffindex, erhält der Fonds die Gewinne von der Gegenpartei des Swaps gutgeschrieben, sinkt der Rohstoffindex, zahlt der Fonds an die Gegenpartei. Der Index weist außerdem eine breite Streuung hinsichtlich der enthaltenen Rohstoff-Sektoren auf, investiert jedoch nicht in Nahrungsmittel. Diese breite Streuung ist über das derivative Konzept möglich, wohingegen eine physische Investition bei einigen Metallen möglich, aber bei Öl, Erdgas, Benzin und anderen Rohstoffen nur schwer umsetzbar ist. Die breite Streuung ermöglicht es auch den IQAM Strategic Commodity Fund als UCITS Fonds anzubieten – dieses Rahmenwerk ist für viele institutionelle aber auch für private Investoren wichtig und bietet entsprechende Transparenz und Sicherheit.

 

BÖRSE EXPRESS: Die Rohstoffpreisentwicklung erklärt nur einen Teil des Ertrags aus einem derartigen Rohstoffinvestment auf Basis von Derivaten. Welche anderen Komponenten beeinflussen den Ertrag und wie kann hier das Fondsmanagement agieren?

THOMAS KAISER: Der Gesamtertrag eines Rohstoffinvestments auf Basis von Derivaten setzt sich einerseits aus der Preisentwicklung des Rohstoffes, anderseits aus der Rollrendite des Derivates und dem Zinsertrag des Anleihe-Collaterals zusammen. Die Preisentwicklung entspricht der Wertänderung des physischen Rohstoffes: das entspricht z.B. dem Kauf einer Goldmünze, die Sie eine Zeit lange unter dem Kopfpolster verstecken und später wieder verkaufen. Die Rollrendite stellt eine zusätzliche Ertragskomponente dar, die bei Derivaten, genauer bei Rohstoff-Futures, erzielt wird. Auf Futures-Märkten werden, wie der Name sagt, zukünftige Preise gehandelt. Aus verschiedenen Gründen können zukünftige Preise niedriger oder auch höher sein als der heutige Rohstoffpreis. Die Differenz zwischen dem zukünftigen und dem aktuellen Preis entspricht der Rollrendite. Da ein Future ein Derivat ist, für das vorab kein Geld investiert werden muss, wird das Kapital zu einem „risikolosen Zinssatz“ z.B. in Staatsanleihen investiert – diese liefern einen Zinsertrag. Diese Komponente dient der sicheren Verwahrung des Kapitals und der Bereitstellung der Liquidität für die vorhin erwähnten Swap-Zahlungen.

Das Fondsmanagement sollte insbesondere die Rollrendite in der Anlageentscheidung berücksichtigen, die längerfristig genauso wichtig wie die eigentliche Preisentwicklung der meisten Rohstoffe ist. Aktuell bestehen z.B. am Energiesektor hohe Rollgewinne, die über einen Horizont von einem Jahr einen Mehrertrag von deutlich über 10% bedeuten können.

 

BÖRSE EXPRESS: Das Besondere am IQAM Strategic Commodity Fund ist sein nachhaltiger Ansatz, mit dem man versucht, Rohstoffe anhand eines Nachhaltigkeitsratings investierbar zu machen. Was waren die Beweggründe, sich für diesen Ansatz zu entscheiden?

THOMAS KAISER: Es war ein Prozess über mehrere Jahre. Wir verwalten bereits seit einiger Zeit einen Rohstoff-Fonds, den wir nicht erst seit der Diskussion um Investments in Agrarrohstoffe nachhaltiger ausrichten wollten. Die Ausklammerung der Nahrungsmittel im Jahr 2018 war dann der erste Schritt. Für den zweiten Schritt ein Jahr später, der Klassifizierung unterschiedlicher Rohstoffe nach Nachhaltigkeitsgesichtspunkten, haben wir uns einen Partner gesucht und mit den Nachhaltigkeits-Spezialisten der Researchagentur rfu auch gefunden. Ziel war es einerseits, Investoren die Möglichkeit zu bieten, Nachhaltigkeitsaspekte auch bei Rohstoffinvestments zu berücksichtigen. Andererseits bietet der Fonds die Möglichkeit, an den aktuellen Trends der Rohstoffmärkte teilzunehmen – nämlich hin zu einer nachhaltigen Entwicklung auf ökologischer und sozialer Ebene.

 

BÖRSE EXPRESS: Als das Management des Fonds 2018 von Macquarie Asset Management übernommen wurde, kam es zunächst zur Umstellung auf einen Nahrungsmittel-freien Rohstoff-Fonds. Ab April 2019 wurde im zugrundeliegenden Index und damit im Fonds bei der Gewichtung der Rohstoffe auch die Nachhaltigkeit berücksichtigt. Wie geht man bei letzterem sogenannten Sustainability Screening vor und wie hat sich seitdem der IQAM Non Food Commodity Index gegenüber anderen Indizes entwickelt?

THOMAS KAISER: Der IQAM Non-Food Commodity Index wird durch die Parameter Bewertung (Value) und Stimmung (Sentiment) rein quantitativ gesteuert und wählt dabei aus 15 Rohstoffen die zehn attraktivsten Anlagemöglichkeiten aus. Das Rohstoff-Universum kommt aus den drei Sektoren Industriemetalle (Aluminium, Kupfer, Blei, Nickel, Zink), Energie (Heizöl, Erdgas, Benzin bleifrei, Gasöl, Rohöl Brent, Rohöl WTI) und Edelmetall (Gold, Silber, Platin, Palladium). Die Gewichtung der zehn ausgewählten Rohstoffe basiert ausschließlich anhand ihrer Nachhaltigkeitsrankings. Wir schauen uns dabei die gesamte Wertschöpfungskette eines Rohstoffs an. Das heißt von den ökologischen Folgen und sozialen Aspekten (u.a. den Arbeitsbedingungen) beim Abbau, über die Verarbeitung bis hin zur Nutzung. Infolge werden die Rohstoffe gewichtet. So hat Nickel, was vor allem zunehmend in den Batterien von Elektroautos Einsatz findet, aktuell auch rund 15 Prozent Anteil im Index. Kupfer, Zink und Erdgas folgen, Benzin bleifrei bildet mit nur rund 5,5 Prozent das Schlusslicht. Auch Öl ist nicht verpönt, aber Brent wird bevorzugt, denn die Gewinnung ist eine andere als bei US-Öl, Stichwort Fracking. Übergewichtet werden somit genau jene Rohstoffe, die eine zentrale Rolle für einen „grünen Transformationsprozess“ spielen. Seit der Veröffentlichung des IQAM Non Food Commodity Index im April 2012 konnte der Index alle üblichen, traditionellen Rohstoff-Benchmarks schlagen. Ebenfalls seit der Implementierung des Sustainability Screening ab April 2019 hat der IQAM Non Food Commodity Index die Nase vorne.

 

BÖRSE EXPRESS: Welche klassischen Bewertungsfaktoren fließen in das Index-Ranking der Rohstoffe noch mit ein und wie sieht deren Einbindung in die Strategie aus?

THOMAS KAISER: Wir ranken die 15 Rohstoffe nach den Faktoren Value und Sentiment. Hinter dem Faktor Value steht die erwartete Rollrendite, nach der wir ranken – je höher die erwarteten Rollgewinne desto besser das Ranking. Beim Sentiment schauen wir auf die Einjahresperformance der Rohstoffe und ranken die Rohstoffe danach – der Rohstoff mit der besten Performance kommt auf Platz 1. Diese Rankings kombinieren wir zu einem Gesamtranking und wählen dort die 10 besten Rohstoffe aus. Im nächsten Schritt schauen wir uns nochmals Terminkontraktkurven dieser Rohstoffe an und investieren in den Futures Kontrakt mit der höchsten erwarteten Rollrendite. Die Gewichtung im Index erfolgt dann nach Nachhaltigkeitskriterien. Wäre etwa Gold im Index (was es aktuell nicht ist), könnte es nicht mehr als 5,5% Gewichtung haben.

 

BÖRSE EXPRESS: Abgesehen von den Swaps, wie setzt sich das Fondsvermögen derzeit außerdem zusammen und welche Nachhaltigkeitskriterien werden hier wie berücksichtigt?

THOMAS KAISER: Neben den Swaps wird Liquidität zu aktuell 86% in europäischen Staatsanleihen und zu 14% auf Konten verschiedener Banken gehalten. Bei den Anleihen haben wir einen Nachhaltigkeitsansatz, der die strengen Ausschlusskriterien des Österreichischen Umweltzeichens erfüllt sowie einen Best in Class-Ansatz verfolgt. Damit ist das Nachhaltigkeitskonzept des Fonds auch konsistent: Berücksichtigung von Nachhaltigkeitsaspekten bei den Rohstoffen und strenge Nachhaltigkeitskriterien beim Anleihe-Collateral.

 

BÖRSE EXPRESS: Den IQAM Strategic Commodity Fund sollte ich lieber heute als morgen kaufen, …

THOMAS KAISER: …um am Wandel hin zu einer ökosozialen, nachhaltigen Wirtschaft teilzunehmen. 

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