Privatanleger in Österreich haben ihr Engagement im Bereich der Nachhaltigen Geldanlage im Jahr 2019 deutlich gesteigert. Rund 3 Milliarden Euro privater Investoren flossen 2019 in nachhaltige Fonds und Mandate. Das entspricht einem Wachstum von 77 Prozent. Mit insgesamt über 6,8 Milliarden Euro hielten Privatanleger rund 25 Prozent der Nachhaltigen Geldanlagen in Österreich, 75 Prozent der Gesamtsumme Nachhaltigen Geldanlagen in Höhe von rund 30,1 Milliarden Euro entfielen auf institutionelle Investoren.
Die Ursache für das deutlich gestiegene Interesse privater Anleger liegt nach Einschätzung des FNG insbesondere in der deutlich intensivierten Berichterstattung über Nachhaltige Geldanlagen im Zuge der verschiedenen europäischen Maßnahmen zur Förderung dieser Anlageform und der damit gestiegen Bekanntheit entsprechender Anlagen. Zudem tragen Fridays for Future, die Diskussionen zum Kohleausstieg, zur CO2-Steuer und weiteren Initiativen zu einem gesteigerten gesellschaftlichen Klima- und Umweltbewusstsein bei. "Mit einem Anteil von 15,9 Prozent sind nachhaltige Fonds und Mandate ein fester Bestandteil des österreichischen Finanzmarktes – Tendenz wachsend. Denn mit der verpflichtenden Abfrage der Nachhaltigkeitspräferenz in der Anlageberatung werden sich auch immer mehr Privatanleger dem Thema Nachhaltigkeit in der Kapitalanlage zuwenden.“, stellt Wolfgang Pinner, stellvertretender Vorstandsvorsitzender des FNG und Leiter für Österreich fest.

Nachhaltige Geldanlagen steigen auf neuen Rekordwert – auch Marktanteil erreicht neuen Höchststand
Die 30,1 Milliarden Euro markieren einen neuen Rekordwert für die Nachhaltige Geldanlagen in Österreich. Gegenüber dem Vorjahr ist ihr Volumen um 38 Prozent gestiegen. 14,6 Milliarden Euro (+31 Prozent) entfielen dabei auf nachhaltige Mandate, 14,7 Milliarden Euro (+49 Prozent) auf nachhaltige Investmentfonds. Zur Nachhaltigen Geldanlage zählen zudem die Kundeneinlagen der im Marktbericht erfassten Spezialbank mit Nachhaltigkeitsfokus, die sich Ende 2019 auf rund 800 Millionen Euro beliefen. Bei den Fonds und Mandaten erreichten die nachhaltigen Produkte nach Berechnungen des FNG einen Marktanteil von knapp 16 Prozent.

Beinahe alle Fonds und Mandate arbeiten mit Ausschlusskriterien
Die Nutzung von Ausschlusskriterien ist bei der Gestaltung nachhaltiger Fonds und Mandate nach wie vor von besonderer Bedeutung. 98 Prozent dieser im Marktbericht erfassten Anlageprodukte nutzen sie, um kontroverse  Emittenten vom Investment auszuschließen. Bei den Unternehmen werden dabei besonders häufig die Ausschlusskriterien Waffen und Rüstung, Kohle, Kernenergie, Menschen- sowie Arbeitsrechtsverletzungen aktiviert. Besonders stark gestiegen ist im Berichtsjahr auch die Nutzung des normenbasierten Screenings, bei dem die Konformität der Anlagen mit internationalen Normen und Standards, beispielsweise mit dem UN Global Compact, überprüft wird. Das unter Nutzung dieser nachhaltigen Anlagestrategie verwaltete Vermögen legte um 81 Prozent zu und erreichte per Ende 2019 ein Volumen von rund 27 Milliarden Euro. Vergleichsweise hohe Wachstumsraten verzeichneten auch die Stimmrechtsausübung (+47 Prozent auf 12 Milliarden Euro) sowie die nachhaltigen Themenfonds, die um 50 Prozent auf 1 Milliarde Euro zulegte.

Verantwortliche Investments steigen auf über 100 Milliarden Euro
Auch die verantwortlichen Investments erreichten Ende 2019 in Österreich mit knapp 107 Milliarden Euro einen neuen Höchststand und lagen damit um beachtliche 64 Prozent über dem Vorjahreswert. In die Berechnung der verantwortlichen Investments fließen neben den Nachhaltigen Geldanlagen auch solche Kapitalanlage ein, bei denen Nachhaltigkeitskriterien nicht auf Produktebene für einzelne Fonds oder Mandate definiert werden, sondern auf übergeordneter Unternehmensebene für alle Kapitalanlagen berücksichtigt werden.

Nachhaltiger Geldanlagen sind krisenfester - weiteres Wachstum erwartet -
Auch für das laufende Jahr erwartet die überwiegende Mehrheit ein weiteres Wachstum der unter Berücksichtigung von Nachhaltigkeitskriterien verwalteten Geldanlagen. Rund jeder vierte (23,8 Prozent) im Rahmen des Marktberichts befragte Experte prognostiziert ein Wachstum von bis zu 15 Prozent, 42,9 Prozent der Befragten ein Wachstum von 15 Prozent bis 30 Prozent. Jeder dritte (33,3 Prozent) Befragte erwartet sogar einen Anstieg um über 30 Prozent.
Weiteren Rückenwind dürfte die Nachhaltige Geldanlage erhalten, wenn sich die ersten Studien bestätigen, die nachhaltigen Fonds eine höhere Krisenfestigkeit attestieren als ihren konventionellen Pendants. So zeigt beispielsweise eine Analyse der Wertentwicklung von mehr als 2.000 Aktienfonds durch Scope Analysis, dass nachhaltige Aktienfonds im ersten Quartal 2020 in allen betrachteten Regionen – Global, Europa, Nordamerika und Schwellenländer – weniger an Wert verloren als ihre konventionellen Wettbewerber.