Der Ski-Weltverband reagiert auf schwere Unfälle mit den umfassendsten Sicherheitsreformen der letzten Jahre. Ab Saison 2025/26 werden Airbag-Systeme, schnittfeste Unterwäsche und neue Schutzausrüstung zur Pflicht.

Die Internationale Ski- und Snowboard-Föderation (FIS) hat das weitreichendste Sicherheitspaket seit Jahrzehnten verabschiedet. Nach dem tödlichen Unfall des Italieners Matteo Franzoso und schweren Verletzungen anderer Athleten zieht der Weltverband die Notbremse.

Airbag-Systeme werden Pflicht

In den Speed-Disziplinen Abfahrt und Super-G müssen Weltcup- und Europacup-Fahrer ab 15. Oktober 2025 Airbag-Systeme tragen. Ausnahmen gibt es keine mehr.

Die ursprünglich aus dem MotoGP stammende Technologie hat sich bewährt: Über 7.000 Testläufe und mehr als 300 simulierte Stürze bestätigen die Zuverlässigkeit. Das System erkennt einen bevorstehenden Sturz und bläst sich binnen Millisekunden auf - Rumpf und Oberkörper werden so geschützt.

Schnittschutz nach Kilde-Schock

Alle Fahrer in Weltcup und Kontinentalcup müssen künftig schnittfeste Unterwäsche tragen. Der schwere Sturz des Norwegers Aleksander Aamodt Kilde in Wengen 2024 machte die Gefahr durch scharfe Skikanten dramatisch deutlich.

Die Schutzkleidung benötigt eine Drei-Sterne-Zertifizierung nach FIS-DITF 2021 Standard. Damit soll eine der häufigsten Verletzungsarten im Rennsport verhindert werden.

Aus für starre Schienbeinschoner

Harte Schienbeinprotektoren aus Carbon sind ab sofort verboten - sowohl innerhalb als auch außerhalb des Skischuhs. Untersuchungen zeigen: Starre Elemente stören die Biomechanik und erhöhen das Verletzungsrisiko.

Erlaubt sind nur noch:
* Weiche, flexible Polsterungen
* Vollständige Integration in den Skischuh
* Keine Beeinträchtigung der Schuhfunktion

Die Regel gilt für alle FIS-Level vom Regionalrennen bis zum Weltcup.

Paradigmenwechsel nach Tragödie

Der Tod von Matteo Franzoso im September hat die Ski-Welt aufgerüttelt. FIS-Generalsekretär Michel Vion betont: "Die Sicherheit der Athleten ist nicht verhandelbar."

Experten sehen den ganzheitlichen Ansatz als Wendepunkt: Statt reaktiver Anpassungen setzt die FIS auf proaktive Sicherheitskultur. Die Kombination aus High-Tech-Schutz und grundlegenden Ausrüstungsregeln adressiert die systemischen Risiken des Sports.

Die neuen Regeln treten mit Saisonbeginn 2025/26 in Kraft. Teams und Ausrüster arbeiten bereits an der Umsetzung, während die FIS weitere Technologien wie intelligente Bindungssysteme erforscht.