FIS führt Geschlechtertests im Wintersport ein

Die FIS schreibt für alle Frauenwettbewerbe künftig SRY-Gentests vor. Diese historische Entscheidung soll dem Schutz der Frauenkategorie dienen, sorgt aber bereits für intensive Debatten in der Ski-Welt.
Der Internationale Ski- und Snowboard-Verband verkündete heute in Thun die verpflichtende Einführung von Geschlechtertests. Nur Athletinnen mit negativem SRY-Gentest dürfen zukünftig an Frauenbewerben teilnehmen. Die Regelung betrifft alle FIS-Disziplinen von Ski Alpin bis Freestyle.
FIS-Präsident Johan Eliasch betonte, die Entscheidung stütze sich auf "wissenschaftliche und biologische Fakten" zur Gewährleistung von Fairness und Transparenz. Der Verband folgt damit dem Vorbild der Leichtathletik, wo bereits ähnliche Tests bei Weltmeisterschaften durchgeführt werden.
SRY-Gen entscheidet über Teilnahmeberechtigung
Das SRY-Gen auf dem Y-Chromosom bestimmt die männliche Geschlechtsentwicklung. Ein positiver Test weist auf ein Y-Chromosom hin und würde den Start in der Frauenkategorie künftig ausschließen.
Die genauen Umsetzungspläne entwickelt die FIS nun mit den nationalen Verbänden. Ein konkreter Zeitplan steht noch aus. Problematisch: Länder wie Frankreich und Norwegen verbieten Gentests für nicht-medizinische Zwecke per Gesetz.
Internationale Sportwelt spaltet sich
Die FIS reiht sich in eine wachsende Bewegung ein. World Athletics führte bereits SRY-Tests bei den Tokio-Weltmeisterschaften ein. Das IOC hingegen überlässt seit 2022 den Weltverbänden die Entscheidung über sportartspezifische Regeln.
Befürworter argumentieren mit bleibenden biologischen Vorteilen nach männlicher Pubertät - höhere Knochendichte und Muskelmasse, die auch Hormontherapien nicht vollständig ausgleichen.
Kritiker sehen Diskriminierung von Athletinnen mit intersexuellen Merkmalen. Sie warnen vor Datenschutzproblemen und psychischer Belastung für Betroffene.
Unklare Umsetzung vor Olympia 2026
Wie viele Athletinnen mit SRY-Gen bisher an FIS-Wettbewerben teilnahmen, ist unklar. Die neue Regelung könnte jedoch einige Sportlerinnen zum Karriereende zwingen oder vor Sportgerichte führen.
Die Entscheidung wirft Schatten auf die kommende Wintersaison und die Olympischen Spiele 2026 in Mailand-Cortina. Der Verband muss nun beweisen, dass sich die Balance zwischen Fairness und Inklusion praktisch umsetzen lässt.