Der Ski-Weltverband FIS verlangt künftig einen SRY-Gentest für die Teilnahme an Frauen-Wettkämpfen. Die heute in Zürich beschlossene Regelung löst heftige Diskussionen aus und verschärft die Debatte um Fairness im Frauensport.

Gentest statt Hormonwerte

Das SRY-Gen auf dem Y-Chromosom bestimmt die Entwicklung männlicher Merkmale. Nur Athletinnen ohne dieses Gen dürfen künftig in der Frauenkategorie starten. FIS-Präsident Johan Eliasch verteidigte den Schritt als "einzigen fairen und transparenten Weg" basierend auf "biologischen Fakten".

Die Details der Testverfahren will der Verband am 21. Oktober finalisieren. Wie die nationalen Skiverbände die Gentests umsetzen und welche Konsequenzen Athletinnen mit SRY-Gen erwarten, bleibt offen.

Radikaler Kurswechsel im Weltsport

Die FIS bricht mit der gängigen Praxis anderer Verbände. World Athletics verlangt beispielsweise von Athletinnen mit Geschlechtsentwicklungsvarianten einen Testosteronwert unter 2,5 Nanomol pro Liter. Transgender-Athletinnen sind in der Leichtathletik komplett ausgeschlossen.

Diese Hormonregelungen führten bereits zu jahrelangen Rechtsstreitigkeiten - etwa im Fall der südafrikanischen Läuferin Caster Semenya. Die FIS umgeht diese Debatte nun durch ihr rein genetisches Kriterium.

Zwischen Schutz und Diskriminierung

Befürworter sehen die Regelung als notwendig:
- Biologische Vorteile durch Y-Chromosom bleiben trotz Hormontherapie bestehen
- Chancengleichheit im Frauensport muss geschützt werden
- Klare wissenschaftliche Abgrenzung statt willkürliche Grenzwerte

Kritiker sprechen von Diskriminierung:
- Komplexe Geschlechtsidentität wird auf ein Gen reduziert
- Intersexuelle und Transgender-Athletinnen werden pauschal ausgeschlossen
- Verstoß gegen Grundsätze der Menschenrechte

Präzedenzfall mit ungewissen Folgen

Andere Sportverbände und das IOC werden die Entwicklung genau verfolgen. Die radikale FIS-Entscheidung könnte zum Vorbild für weitere Disziplinen werden - oder vor Gericht landen.

Juristische Anfechtungen sind wahrscheinlich. Die kommenden Monate zeigen, wie Athletinnen und nationale Verbände auf die verschärften Regeln reagieren. Der Skisport steht damit im Zentrum einer der größten sportpolitischen Kontroversen der Gegenwart.