Welche Arten von Investmentfonds gibt es?

Es gibt verschiedene Arten von Fonds, passive Fonds wie ETFs, aktiv gemanagte Aktienfonds oder auch Mischfonds, welche mehrere Assetklassen beinhalten. All diese Fonds kann man nun in zwei Kategorien aufteilen, und zwar nach der Art und Weise, wie sie mit Gewinnen und Ausschüttungen umgehen, die im Fonds anfallen. Hier wird in ausschüttende Fonds und thesaurierende Fonds unterschieden.

Ausschüttende Investmentfonds

Ausschüttende Fonds erkennst Du manchmal schon am Namen. Wenn am Ende der Fondsbezeichnung ein „A“ für ausschüttend oder ein „D“ für distribution steht, ist das ein Hinweis darauf, dass dieser Fonds seine im Fonds anfallenden Erträge ausschüttet. Sollten Dir keine Hinweise in der Fondsbezeichnung auffallen, hast Du noch immer die Möglichkeit, Dir diese Information vom Factsheet oder einem Fondsportal zu holen.

Die Kapitalertragsteuer (KESt) auf die Erträge, die Dir ein Fonds ausschüttet, wird, sofern es sich um einen Meldefonds handelt, automatisch von Deinem steuereinfachen Broker an das zuständige Finanzamt in der Höhe von 27,5% abgeführt.

Thesaurierende Investmentfonds

Thesaurierende Fonds erkennst Du, wenn in der Fondsbezeichnung die Kürzel „T“ für thesaurierend oder „Acc“ für accumulation steht. Diese Fonds schütten ihre im Fonds anfallenden Erträge nicht direkt an den Anleger aus, sondern reinvestieren diese automatisch für den Anleger. Dabei findet immer ein steuerpflichtiger Vorgang statt, auf welchen ich später genauer eingehen möchte. So viel sei schon einmal verraten, sofern Du einen Meldefonds bei einem steuereinfachen Broker in Österreich hast, brauchst Du Dir um die Versteuerung keine Gedanken machen, das erledigt alles Dein Broker für Dich.

Der perfekte Broker für Fonds und ETFs

Wie funktioniert die Thesaurierung bei Fonds und ETFs in Österreich?

Vielleicht ist Dir kürzlich beim Blick auf Dein Flatex Konto aufgefallen, dass Du plötzlich im Minus bist und ein Betrag eingehoben wurde. Sofern Du in Deinem Depot thesaurierende Fonds hast, handelt es sich dabei höchstwahrscheinlich um die Steuerschuld durch die Thesaurierung, welche an das Finanzamt abgeführt wurde. Sobald Dein Konto im Minus ist, fallen seitens des Brokers Sollzinsen an. Die Höhe dieser kann variieren, achte daher darauf, dass Du einen negativen Saldo umgehend ausgleichst.

Aber alles der Reihe nach. Da Du einen thesaurierenden Fonds in Deinem Depot hast, werden im Fonds anfallende Gewinne oder Ausschüttungen automatisch reinvestiert. Wann genau diese Reinvestition stattfindet bzw. wann die Steuer dafür von Deinem Verrechnungskonto eingezogen wird, kann ich Dir nicht sagen, das ist bei jedem Fonds unterschiedlich und kann von Jahr zu Jahr variieren. Die anfallenden Gewinne und Ausschüttungen nennt man übrigens ausschüttungsgleiche Erträge und da Dir diese Erträge indirekt zugutekommen, müssen sie im Zuge der Wiederveranlagung versteuert werden. Sofern Du einen steuereinfachen Anbieter ausgewählt hast, ist das die Aufgabe Deines Brokers. Wenn Du ein Depot bei Trade Republic oder einem anderen ausländischen Anbieter hast, bist Du selbst für die Versteuerung zuständig. Der gesamte Prozess der Thesaurierung beeinflusst auch immer Deinen Einstandskurs sowie Deine bisherige Rendite, wie ich Dir in folgendem Beispiel zeigen möchte.

Abbuchung der Steuerlast der Thesaurierung

So funktioniert die Thesaurierung

Stell Dir vor, Du hast einen Fondsanteil um 100€ gekauft. Nun werden am Stichtag ausschüttungsgleiche Erträge in der Höhe von 10€ thesauriert. Am Verrechnungskonto wird jetzt die Steuerlast für die 10€ in der Höhe von 27,5% eingezogen, also in dem Fall 2,75€. Der Wert Deiner Fondsanteile erhöht sich im selben Moment um 10€ und Dein neuer Einstandskurs beträgt 110€. Im Depot hättest Du jetzt bei Deiner Rendite 0% stehen. Da Du aber lediglich 100€ investiert hattest, weißt Du, dass Du bereits 10% Profit erwirtschaftet hast. Das bedeutet auch, wenn Du jetzt Deinen Anteil verkaufen würdest, würden auf die 110€ keine Steuern mehr anfallen, da diese bereits über das Verrechnungskonto entrichtet wurden.

Durch die Thesaurierung wird sich immer Dein bisheriger Buchgewinn sowie Deine Gesamtrendite verändern. Das liegt in der Natur der Sache, da sich Dein Einstandswert nach oben hin verändert hat. Deine Anteile sind jetzt mehr Wert als vor der Thesaurierung.

Ich hoffe, das Beispiel war einigermaßen gut verständlich und Du hast jetzt eine bessere Vorstellung davon, wie sich eine Thesaurierung in Deinem Depot auswirkt.

Merke Dir Folgendes

Bei der Thesaurierung verändert sich die Anzahl Deiner Fondsanteile nicht, sie werden nur wertvoller! Dein Einstandswert wird nach oben korrigiert, was gleichzeitig einen etwaigen Buchgewinn sowie die Rendite beeinflusst.

Warum wird die Steuer vom Broker eingezogen und nicht automatisch von der Fondsgesellschaft berücksichtigt?

Nehmen wir an, Du besparst den MSCI World ETF von iShares. Dieser wird nicht nur in Österreich vertrieben, sondern auf der ganzen Welt. Auch ein Anleger in Deutschland, für den ganz andere steuerlichen Regelungen gelten als für uns in Österreich, kann dieses Produkt zeichen. Der Fondsanbieter kann unmöglich die Versteuerung für alle einzelnen Anteilseigner durchführen. Das ist auch gar nicht seine Aufgabe als Fondsanbieter. Der Fondsanbieter meldet bei uns in Österreich lediglich die Höhe der ausschüttungsgleichen Erträge an die österreichische Kontrollbank. Von dieser bezieht Dein steuereinfacher Broker die Datenbasis, um die Steuerlast zu berechnen, die dann von Deinem Verrechnungskonto abgebucht wird.

Merke Dir Folgendes

Die Abbuchung der Steuer über den Broker ist der Tatsache geschuldet, dass nur dieser Deine Steuerdaten kennt und sie direkt dem Finanzamt abführen kann.

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Wie kannst Du Dich auf die Thesaurierung vorbereiten?

Halte Geld am Verrechnungskonto bereit!

Nachdem Du nur sehr schwer voraussagen kannst, wann die Steuer für die Thesaurierung von Deinem Verrechnungskonto eingezogen wird, lohnt es sich immer, einen kleinen Puffer auf dem Verrechnungskonto liegen zu haben, um nicht ins Minus zu rutschen. Das kann nämlich bei Online Brokern ganz leicht passieren und dann werden Sollzinsen fällig. Die Steuerlast wird übrigens stets vom Verrechnungskonto eingezogen. Auch dann, wenn Du Deinen Fondssparplan bequem per SEPA Lastschriftmandat vom Girokonto aus abbuchen lässt.

Wie viel Geld sollte am Verrechnungskonto bereit liegen?

Das ist sehr schwer zu pauschalieren. Du kannst Dich zum Beispiel erkundigen, wie hoch die Ausschüttung in den letzten Jahren war und dann überschlagsmäßig einen Betrag am Verrechnungskonto parken. Wenn Du es auch gerne unkompliziert hast, so wie ich, dann lege Dir einfach immer ein paar Hundert Euro auf das Verrechnungskonto und die Sache hat sich erledigt.

Am Beispiel vom Broker Flatex

Wenn Du Deine Fonds oder ETFs beim Broker Flatex hältst, hast Du Dich vielleicht bemüht, ohne Einlagen am Verrechnungskonto auszukommen, da Flatex Negativzinsen in der Höhe von -0,4% p.a. verrechnet. Die Negativzinsen werden erst bei Bareinlagen ab 250€ fällig! Das bedeutet, Du kannst ohne Angst vor Negativzinsen Geld für die Thesaurierung auf Deinem Verrechnungskonto liegen lassen. Aber auch darüber hinaus werden Dich die Negativzinsen nicht arm machen. Hättest Du ein Jahr lang 1.000€ auf Deinem Flatex Verrechnungskonto, dann kostet Dich das lediglich 4€ .

Solltest Du aufgrund der Abbuchung bei Deinem Verrechnungskonto ins Minus gerutscht sein, werden Sollzinsen in der Höhe von 4,9% p.a. fällig. Ein negativer Kontostand sollte umgehend ausgeglichen werden.

Welchen Vorteil haben thesaurierende Investmentfonds bzw. ETFs?

Thesaurierende Fonds haben einen kleinen steuerlichen Vorteil. Dieser Vorteil versteckt sich in der Besteuerung von Substanzgewinnen, also jene Gewinne, die aus dem Verkauf von Wertpapieren innerhalb des Fonds entstehen. Dieser Gewinn muss nämlich nur mit 60% der KESt versteuert werden. Dadurch verringert sich die Steuerlast auf 16,5%. (60*0,275) Die Besteuerung von Dividendenerträgen innerhalb des Fonds bleibt hingegen bei 27,5%.

Ein weiterer Vorteil stellt die direkte Reinvestition dar, so ersparst Du Dir eventuelle Ordergebühren für die Wiederveranlagung, wie es bei ausschüttenden Produkten oder bei Dividendenerträgen der Fall ist. Mit einem thesaurierenden Produkt profitierst Du maximal vom Zinseszinseffekt.