Die Jagd nach Schnäppchen wird zur Falle: Während sich die Deutschen auf Black Friday und Cyber Monday vorbereiten, schlagen Sicherheitsexperten Alarm. Kriminelle setzen künstliche Intelligenz ein, um täuschend echte Fake-Shops zu erstellen und selbst erfahrene Online-Käufer auszutrickken. Das FBI spricht von einer „beispiellosen Welle" hochentwickelter Betrugsmaschen – und fast alle Internetnutzer sind potenzielle Opfer.

Die Zeiten schlecht formulierter Phishing-Mails sind vorbei. Mit generativer KI erstellen Betrüger perfekte Kopien etablierter Online-Shops, lassen Prominente in Deepfake-Videos für Fake-Angebote werben und verschicken personalisierte Nachrichten, die selbst Experten kaum noch von echten unterscheiden können. Eine aktuelle Studie zeigt: Fast jeder zweite Amerikaner ist bereits auf solche KI-gesteuerten Betrugsversuche gestoßen. Die Botschaft der Ermittler ist eindeutig: Was zu gut klingt, um wahr zu sein, ist es meist auch nicht.

Perfekte Täuschung: Wenn Fake-Shops nicht mehr zu erkennen sind

Die neue Generation von Online-Betrug setzt auf Perfektion im Detail. Cyberkriminelle nutzen KI-Tools, um gefälschte Shopping-Plattformen zu erschaffen, die von den Originalen kaum zu unterscheiden sind – komplett mit Markenlogos, professionellen Produktfotos und täuschend echten Kundenservice-Bereichen. Der Trick: URLs mit minimalen Rechtschreibfehlern oder zusätzlichen Zeichen, die Käufer in der Hektik des Weihnachtsgeschäfts übersehen.

Die Zahlen sprechen für sich: Laut dem IT-Sicherheitsunternehmen McAfee haben bereits 40 Prozent der Verbraucher aus Angst vor Betrug einen geplanten Weihnachtseinkauf abgebrochen. Das Vertrauen schwindet – und das nicht ohne Grund.

Besonders perfide: Soziale Medien werden zur Hauptwaffe der Betrüger. Mit KI-generierten Deepfake-Videos lassen sie Prominente und Influencer für angebliche Exklusiv-Deals werben. „Nur heute: Kaufe eins, erhalte eins gratis" – solche Angebote auf TikTok oder Instagram führen direkt in die Falle. Ein Klick auf die vermeintliche Schnäppchen-Werbung, und schon landen Zahlungsdaten und persönliche Informationen direkt bei den Kriminellen. In der Schnäppchenjagd prüft kaum jemand jeden Link genau – genau darauf spekulieren die Täter.

Diese Maschen sollten Sie kennen

Während KI die Betrugslandschaft revolutioniert, setzen Kriminelle parallel auf bewährte Methoden, die den Ansturm des Online-Shoppings ausnutzen. FBI, Verbraucherschützer und Cybersicherheitsexperten warnen vor mehreren besonders verbreiteten Tricks.

Gefälschte Versandbenachrichtigungen führen die Liste an. Per SMS oder E-Mail behaupten angebliche Paketdienste wie UPS, FedEx oder Amazon, ein Paket habe ein Zustellproblem oder benötige eine Gebühr zur Freigabe. Die enthaltenen Links führen zu Phishing-Seiten, die Kreditkartendaten abgreifen. Die Empfehlung der Experten: Niemals auf Links in unerwarteten Versandnachrichten klicken, sondern Sendungen direkt auf der offiziellen Website des Paketdienstes verfolgen.

Geschenkkarten als Zahlungsmittel – ein massives Warnsignal. Betrüger geben sich als Mitarbeiter bekannter Unternehmen wie Amazon oder PayPal aus, behaupten, ein Konto sei gesperrt oder ein Problem müsse gelöst werden, und fordern Bezahlung per Geschenkkarte. Der Unterschied zu Kreditkartentransaktionen: Geschenkkartenzahlungen sind nicht nachverfolgbar und nicht rückgängig zu machen. Kein seriöses Unternehmen verlangt jemals Bezahlung via Geschenkkarte.

Fake-Verkäufer auf echten Plattformen stellen eine besonders heimtückische Masche dar. Kriminelle eröffnen Schein-Shops auf legitimen Marktplätzen wie eBay oder Facebook Marketplace, listen beliebte Produkte zu Schleuderpreisen, generieren mit KI gefälschte positive Bewertungen und liefern sogar erfundene Tracking-Nummern. Am Ende erhält der Käufer entweder nichts oder billige Fälschungen – und wenn der Betrug auffliegt, ist der Verkäufer längst verschwunden.

Wenn Hilfsbereitschaft zur Falle wird

Die Weihnachtszeit weckt Großzügigkeit und den Wunsch nach Nebenverdienst – zwei Emotionen, die Betrüger gezielt ausnutzen. Verbraucherschützer warnen vor weiteren saisonalen Betrugsmaschen, die jetzt verstärkt auftreten.

Gefälschte Spendenwebsites zielen auf die Hilfsbereitschaft ab und leiten Spenden in kriminelle Kanäle statt zu Bedürftigen. Experten raten, gemeinnützige Organisationen vor einer Spende über unabhängige Plattformen zu prüfen. Ebenso auf dem Vormarsch: Fake-Jobangebote für saisonale Tätigkeiten wie Geschenkverpackung oder Paketsortierung. Diese dienen entweder dem Diebstahl persönlicher Daten oder täuschen Bewerber, für „Arbeitsmaterialien" in Vorkasse zu gehen – mit Schecks, die sich später als wertlos herausstellen.

Auch Reiseschnäppchen für die Feiertage bergen Gefahren: Gefälschte Ferienhaus-Inserate oder unglaubwürdige Flugangebote locken in die Kostenfalle.

Warum KI die Bedrohungslage neu definiert

Das Zusammentreffen mehrerer Faktoren macht die Weihnachtssaison 2025 zum Hochrisiko-Zeitraum für Online-Käufer. Der entscheidende Treiber: das schiere Volumen an Online-Transaktionen, in dessen Rauschen sich Kriminelle perfekt verstecken können. Die Hektik der Geschenkejagd und der Druck, Schnäppchen zu sichern, senken die Wachsamkeit vieler Verbraucher.

Die flächendeckende Verfügbarkeit generativer KI hat die Spielregeln verändert. „Die Ära offensichtlicher Betrugsversuche ist vorbei", konstatiert McAfee in einem aktuellen Bericht. Dieser technologische Sprung, kombiniert mit psychologischen Manipulationstechniken, macht es selbst aufmerksamen Nutzern schwer, zwischen echten Angeboten und raffinierten Fallen zu unterscheiden. Cybersicherheitsexperten berichten, dass führende Cybercrime-Gruppen sogar ehemalige Geheimdienstmitarbeiter rekrutieren, um ihre Täuschungsmethoden zu perfektionieren.

Die Professionalisierung des Betrugs erreicht eine neue Dimension.

So schützen Sie sich beim Weihnachtseinkauf

Während Kriminelle immer ausgefeilter vorgehen, bleibt die Wachsamkeit der Verbraucher die wirksamste Verteidigung. Sicherheitsexperten und Verbraucherschützer empfehlen einen mehrschichtigen Ansatz für sicheres Online-Shopping.

Entschleunigen Sie. Wenn Sie ein verlockendes Angebot in einer Werbung oder E-Mail sehen, besuchen Sie die offizielle Website des Händlers durch manuelle Eingabe der Adresse – nicht über den Link. Prüfen Sie URLs immer auf „https://" für eine sichere Verbindung.

Zahlen Sie smart. Nutzen Sie Kreditkarten statt EC-Karten oder Geschenkkarten. Sie bieten besseren Betrugsschutz und die Möglichkeit, Abbuchungen anzufechten. Aktivieren Sie Zwei-Faktor-Authentifizierung für alle Shopping- und Zahlungskonten – diese zusätzliche Sicherheitsebene ist entscheidend. Vermeiden Sie Käufe über öffentliche WLAN-Netzwerke, da diese leicht von Hackern überwacht werden können.

Die älteste Weisheit bleibt die wichtigste: Wenn ein Angebot zu gut klingt, um wahr zu sein, ist es das wahrscheinlich auch. Mit gesunder Skepsis und diesen Schutzmaßnahmen lässt sich das Risiko, Opfer zu werden, erheblich senken. In Zeiten KI-gestützter Kriminalität ist Misstrauen keine Paranoia – sondern Notwendigkeit.