EZB-Rat Robert Holzmann will die EZB-Zinsen auf Bankeinlagen bei 90% deckeln
Die Europäische Zentralbank sollte erwägen,
nur noch Zinsen für 90% der Einlagen zu zahlen, die Banken bei
der EZB halten. Das schlägt der österreichische EZB-Rat Robert
Holzmann in einem Interview mit Bloomberg News vor.
Am Rande der Herbsttagung des Internationalen Währungsfonds
in Marrakesch sagte der Gouverneur der Oesterreichischen
Nationalbank, dass eine solche Maßnahme die Verluste der EZB
begrenzen und die Normalisierung der Geldpolitik beschleunigen
würde. Mit der Zeit könnte sie auch Interbankenkredite
wiederbeleben.
“Nur 90% der Einlagen der Banken bei der EZB zu vergüten,
würde den Banken einen Anreiz geben, einen Teil der Einlagen
produktiver zu verwenden, und könnte bedeuten, dass die
Überschussliquidität schneller zurückgeht”, sagte Holzmann. Das
würde der EZB auch helfen, die Verluste aus der quantitativen
Lockerung in Grenzen zu halten, sagte der Gouverneur.
Holzmanns Äußerungen knüpfen an einen Vorschlag an, den er
vor einigen Wochen zu den Mindestreserven der Banken gemacht
hatte. Diese sollten seiner Meinung nach deutlich angehoben
werden — auf bis zu 10% gewisser Verbindlichkeiten wie
Kundeneinlagen, statt wie bisher 1%. Die EZB hatte im Juli
entschieden, dass sie für Mindestreserven keine Zinsen mehr
zahlen wird.
“Wir können nicht ausschließen, dass wir nicht in der Lage
sein werden, unsere Verluste in der Bilanz wieder auszugleichen,
bevor die nächste Krise ausbricht und die Ankäufe von
Vermögenswerten wieder auf die Tagesordnung kommen”, sagte
Holzmann. “Jedes zukünftige Programm sollte wahrscheinlich
kleiner sein”, sagte er weiter.
Die quantitative Lockerung hat zu erheblichen Verlusten bei
den Zentralbanken im Euroraum geführt, weil Anleihen zu
niedrigen – manchmal sogar negativen – Renditen gekauft wurden,
auf die dadurch geschaffene Liquidität nun aber den Banken ein
Zinssatz von 4% gezahlt wird.
Holzmann deutete an, dass sein Vorschlag, nur 90% der
Bankeinlagen zu vergüten, eine Zwischenlösung darstellt.
Perspektivisch plädiert er für eine Rückkehr zu einem Korridor
bei der Verzinsung. In der Vergangenheit hat die EZB den Abstand
zwischen dem Einlagensatz und ihrem Spitzenrefinanzierungssatz
bei 200 Basispunkten gehalten.
“Ich bin ein Fan eines breiteren Korridors und würde es
begrüßen, wenn wir zu unserer alten und bewährten Regelung
zurückkehren würden”, so der Österreicher.
In Bezug auf die künftigen Zinssätze sagte Holzmann — einer
der führenden EZB-Falken —, dass man “sehr vorsichtig” sein
müsse mit Aussagen in die Richtung, dass die Zinsen bereits
ihren Höhepunkt erreicht hätten. “Der Preisdruck könnte durchaus
stärker ausfallen, als wir derzeit annehmen”, so der
österreichische Gouverneur.