Der Eurovision Song Contest 2026 steht vor der größten Krise seiner Geschichte. Die European Broadcasting Union zwingt alle Mitgliedsländer Anfang November zu einer geheimen Abstimmung über einen möglichen Ausschluss Israels.

Die beispiellose Entscheidung hat eine Welle von Boykottdrohungen ausgelöst. Mehrere Länder drohen bereits mit der Absage ihrer Teilnahme – je nach Ausgang der Abstimmung. Sogar die komplette Absage des Events in Wien steht im Raum.

EBU kapituliert vor Uneinigkeit

"Beispiellose Meinungsvielfalt" und "unüberbrückbare Differenzen" – so begründet die EBU ihren radikalen Schritt. Der Vorstand sah sich außerstande, eine einvernehmliche Lösung zu finden.

Eine außerordentliche Online-Generalversammlung soll nun "breitere, demokratische Entscheidungsgrundlagen" schaffen. Eine einfache Mehrheit reicht für den Ausschluss des israelischen Senders KAN aus dem 70. Eurovision Song Contest.

KAN betont selbstbewusst: Israel habe "keinen Grund", nicht weiterhin "wichtiger Teil dieses kulturellen Ereignisses" zu sein.

Europa droht die Spaltung

Die Kontroverse reißt tiefe Gräben zwischen den Teilnehmerländern auf. Spanien, Irland, die Niederlande und Slowenien haben bereits offiziell mit Boykott gedroht – falls Israel teilnehmen darf.

Auch skandinavische Länder sowie Frankreich und Belgien liebäugeln mit einem Rückzug. Das Motto "United by Music" droht ins Gegenteil zu verkehren.

Wien unter Druck: FPÖ fordert Absage

Die Krise erreicht auch die Gastgeberstadt. In der Wiener Stadthalle mussten bereits Dutzende Konzerte abgesagt werden – die ESC-Vorbereitungen laufen auf Hochtouren.

Die Wiener FPÖ zieht eine klare rote Linie: Bei einem Israel-Ausschluss müsse Wien die Austragung "umgehend absagen". FPÖ-Chef Dominik Nepp will die Stadt nicht als Gastgeber einer solchen Veranstaltung sehen.

Außenministerin Beate Meinl-Reisinger kontert: Ein Ausschluss Israels würde den Dialog "verunmöglichen". Der ORF hält vorerst an Wien als Austragungsort fest – unabhängig von der Teilnehmerzahl.

Russland-Vergleich spaltet die Gemüter

Befürworter eines Israel-Ausschlusses verweisen auf den Präzedenzfall: 2022 schloss die EBU Russland und Belarus nach der Ukraine-Invasion aus.

Die EBU beharrt auf einem entscheidenden Unterschied. Während russische und belarussische Sender als "direkte Staatsmedien und Propagandainstrumente" galten, stuft sie KAN als unabhängig von der Netanjahu-Regierung ein.

Diese Argumentation könnte jedoch nicht mehr mehrheitsfähig sein. Die bevorstehende Abstimmung wird es zeigen.

Historische Entscheidung im November

Anfang November fällt die Entscheidung über die Zukunft des Eurovision Song Contest. Das Ergebnis hat weitreichende Konsequenzen:

  • Pro Israel: Größter Boykott der ESC-Geschichte droht
  • Contra Israel: Politische Krise in Wien und organisatorisches Chaos möglich

Mitte Dezember läuft die Frist für endgültige Teilnahme-Rückzüge ab. Bis dahin muss Klarheit über Israels Status herrschen.

Der Eurovision Song Contest 2026 steht vor einer ungewissen Zukunft – unabhängig vom Ausgang der Abstimmung.