Deutschland hat heute einen Meilenstein in der Computertechnologie erreicht: Der JUPITER-Supercomputer am Forschungszentrum Jülich ist offiziell in Betrieb gegangen – als erste Maschine Europas, die die Exascale-Schwelle durchbricht. Mit einer Rechenleistung von über einer Trillion Berechnungen pro Sekunde katapultiert sich Europa in die Spitzenliga der globalen Hochleistungsrechner.

Bundeskanzler Friedrich Merz würdigte bei der Einweihungsfeier die strategische Bedeutung: "Mit JUPITER verfügt Deutschland über den schnellsten Supercomputer Europas und den viertschnellsten weltweit." Die 500 Millionen Euro teure Anlage soll Europas Position im KI-Rennen stärken und die technologische Souveränität des Kontinents vorantreiben.

JUPITER – ein Akronym für "Joint Undertaking Pioneer for Innovative and Transformative Exascale Research" – entspricht der Rechenpower von etwa 10 Millionen modernen Desktop-Computern. Diese gewaltige Kapazität eröffnet Forschern völlig neue Möglichkeiten bei der Lösung drängender Menschheitsprobleme.

Deutsch-französische Hochtechnologie im Einsatz

Das Herzstück der Anlage stammt aus europäischer Entwicklung: Eine Kooperation zwischen dem französischen Technologiekonzern Eviden und dem deutschen HPC-Spezialisten ParTec schuf die innovative Architektur. Knapp 24.000 NVIDIA GH200 Grace Hopper Superchips bilden das Rückgrat des Systems.

Besonders beeindruckend: Während JUPITER bei traditionellen wissenschaftlichen Berechnungen ein Exaflop erreicht, steigt die Leistung bei KI-spezifischen Anwendungen auf sagenhafte 90 Exaflops. Diese Doppelfunktion macht den Supercomputer zu einem universellen Werkzeug für Forschung und Künstliche Intelligenz.

"JUPITER verschmilzt Hochleistungsrechnen und KI zu einer einzigen Architektur", betonte NVIDIA-CEO Jensen Huang. Das modulare Design des Jülicher Rechenzentrums erlaubt zudem künftige Upgrades – sogar Quantencomputer-Module lassen sich integrieren.

Durchbrüche in Medizin und Klimaforschung erwartet

Die Anwendungsmöglichkeiten sind revolutionär: Klimaforscher können mit JUPITER hochauflösende Modelle erstellen, die Extremwetterereignisse präziser vorhersagen. In der Medizin ermöglicht die Rechenpower realistische Gehirnsimulationen – ein Hoffnungsschimmer für die Alzheimer-Forschung.

Auch die Arzneimittelentwicklung und Materialwissenschaft profitieren erheblich. Doch das eigentliche Ziel liegt woanders: Europa soll im KI-Bereich unabhängiger werden.

Thomas Lippert, Leiter des Jülicher Supercomputing-Zentrums, sieht in JUPITER "das erste System Europas, das international konkurrenzfähig für das Training von KI-Modellen ist". Die geplante JUPITER AI Factory soll Start-ups und Industrie bei der Entwicklung sicherer KI-Anwendungen unterstützen.

Nachhaltigkeit als Priorität

Trotz enormer Rechenleistung setzt JUPITER Maßstäbe bei der Energieeffizienz. Unter den fünf schnellsten Supercomputern weltweit verbraucht er am wenigsten Strom pro Rechenoperation. Ein ausgeklügeltes Warmwasser-Kühlsystem ermöglicht die Wiederverwertung der Abwärme – sie soll künftig den Campus Jülich heizen.

Der gesamte Betrieb läuft mit erneuerbaren Energien. Das 2.300 Quadratmeter große, modulare Rechenzentrum entstand in Rekordzeit – ein Beleg für die Leistungsfähigkeit europäischer Ingenieurstechnik.

Europas digitale Unabhängigkeit

JUPITER ist mehr als ein technologisches Prestigeobjekt. Als Teil der EuroHPC-Initiative stärkt der Supercomputer Europas Position im globalen Wettbewerb um Rechenkapazitäten. Finanziert wurde das Projekt gemeinsam von der EU, dem Bundesbildungsministerium und Nordrhein-Westfalen.

Während Forscher bereits Schlange stehen für Rechenzeit, wird deutlich: Europa hat einen entscheidenden Schritt in Richtung digitaler Souveränität gemacht. JUPITER ist nicht nur Rechenwerkzeug, sondern strategische Investition in eine unabhängige Zukunft der europäischen Wissenschaft.