Der JUPITER-Supercomputer sorgt für einen historischen Durchbruch: Europa kann jetzt im globalen KI-Rennen mithalten.

Am vergangenen Freitag wurde im Forschungszentrum Jülich Europas erster Exascale-Supercomputer JUPITER offiziell eingeweiht. Bundeskanzler Friedrich Merz und EU-Kommissarin Ekaterina Zaharieva würdigten die Bedeutung des Systems, das mehr als eine Trillion Berechnungen pro Sekunde durchführt. Mit diesem Meilenstein stößt Europa endlich zur Elite der Supercomputing-Nationen vor.

JUPITER (Joint Undertaking Pioneer for Innovative and Transformative Exascale Research) kostet 500 Millionen Euro und ist das Ergebnis einer Partnerschaft zwischen der EuroHPC JU, der Bundesregierung und Nordrhein-Westfalen. Das System rangiert als Europas stärksster und weltweit viertstärkster Supercomputer – seine Rechenpower entspricht einer Million moderner Smartphones.

Deutschlands Antwort auf die KI-Dominanz

"Wir in Deutschland und wir in Europa haben jede Chance, aufzuholen und dann Schritt zu halten", betonte Kanzler Merz bei der Einweihung. Das deutsch-französische Konsortium aus Eviden und ParTec hat ein System geschaffen, das Europas digitale Souveränität stärken soll.

EU-Kommissarin Zaharieva sieht JUPITER als Schlüssel für Europas technologische Unabhängigkeit: "JUPITER stellt sicher, dass die leistungsstärksten und nachhaltigsten Rechenressourcen unseren Forschern, Innovatoren und Industrien zur Verfügung stehen."

Der Supercomputer bildet das Herzstück der europäischen KI-Gigafactory-Strategie – großangelegte Rechenzentren für das Training fortgeschrittener KI-Modelle. Forscher, Unternehmen und Behörden aus ganz Europa können auf JUPITER zugreifen.

Technisches Kraftpaket mit 24.000 Chips

Das System basiert auf Evidens BullSequana XH3000-Plattform mit direkter Flüssigkeitskühlung. Das neu eingeweihte "Booster-Modul" verfügt über rund 24.000 NVIDIA GH200 Grace Hopper Superchips, die über NVIDIAs Quantum-2 InfiniBand-Netzwerk verbunden sind.

Während das Booster-Modul über einen Exaflop Leistung für wissenschaftliche Berechnungen liefert, erreicht es bei KI-Anwendungen bis zu 90 Exaflops – eine der weltweit stärksten Maschinen für das Training großer KI-Systeme. Ein zweites "Cluster-Modul" mit europäischen Rhea1-Prozessoren von SiPearl soll die Hardwareunabhängigkeit des Kontinents vorantreiben.

Revolution für Wissenschaft und Medizin

JUPITER soll komplexeste Herausforderungen verschiedener Forschungsbereiche lösen. Klimaforscher können erstmals Wetter- und Klimasimulationen mit kilometergenauer Auflösung erstellen – präzisere Vorhersagen für Extremwetter wie Hitzewellen und Überflutungen werden möglich.

In der Medizin entstehen "digitale Zwillinge" von Herz und Gehirn zur Entwicklung neuer Therapien gegen neurodegenerative Erkrankungen. Das System kann über 50 Qubits simulieren und übertrifft damit aktuelle Weltrekorde in der Quantenforschung.

Nachhaltigkeit als Vorbild

JUPITER läuft vollständig mit erneuerbarer Energie und nutzt ein hocheffizientes Warmwasser-Kühlsystem. Die Abwärme heizt die Gebäude des Forschungszentrums Jülich – ein Effizienz-Weltrekord in dieser Leistungsklasse.

Trotz der beeindruckenden Leistung zeigt das System auch Europas Abhängigkeiten: Das Booster-Modul basiert stark auf US-amerikanischer NVIDIA-Technologie. Dennoch markiert JUPITER einen entscheidenden Schritt Richtung technologische Souveränität.

Hunderte Projekte warten bereits

Noch vor der offiziellen Inbetriebnahme haben sich über 100 Forschungs- und KI-Projekte aus ganz Europa für Frühzugriff-Programme registriert. Das vollständige System mit dem Cluster-Modul soll 2025 fertiggestellt werden.

JUPITER steht nicht allein: Zusammen mit LUMI in Finnland und Leonardo in Italien entsteht ein leistungsstarkes europäisches Netzwerk. Diese koordinierte Infrastruktur-Offensive signalisiert Europas langfristige Ambitionen in Supercomputing und Künstlicher Intelligenz.