Die EU dreht an der Zollschraube: Ab sofort plant Brüssel eine drastische Erhöhung der Stahlzölle auf bis zu 50 Prozent. Industriekommissar Stéphane Séjourné kündigte heute an, die zollfreien Einfuhrmengen für Stahl "nahezu zu halbieren" und die Zölle zu verdoppeln.

Der Grund? "Dumping-Preise durch massive Subventionen" aus China setzen europäische Stahlhersteller unter extremen Druck. Die neuen Zölle orientieren sich am US-amerikanischen und kanadischen Niveau von 50 Prozent - ein klares Signal an Peking.

Deutsche Maschinenbauer leiden bereits unter US-Zöllen

Während Brüssel neue Schutzwälle errichtet, kämpft die deutsche Industrie bereits mit den Folgen der US-Zollpolitik. Der VDMA meldete heute einen dramatischen Auftragsrückgang: Minus sieben Prozent im August gegenüber dem Vorjahr.

Die Zahlen sprechen eine klare Sprache:
* Bestellungen aus dem Nicht-Euro-Ausland: minus 15 Prozent
* Produktionsprognose 2025: minus 5 Prozent
* Hauptgrund: "unberechenbare US-Zollpolitik"

Besonders schmerzhaft: Die Maschinenbauer leiden unter der Zurückhaltung ihrer Kunden, die unsicher sind, welche Zölle als nächstes kommen.

Österreich setzt auf Afrika-Strategie

Österreichs Wirtschaftsminister Wolfgang Hattmannsdorfer beschreibt die Lage drastisch: "Wir fahren auf Sicht." Die österreichische Exportquote schrumpfte bereits um 3,1 Prozent im ersten Halbjahr.

Die Antwort? Eine neue Afrika-Strategie, die heute im Ministerrat beschlossen wurde. Hattmannsdorfer macht das Potenzial deutlich: "Unser Exportvolumen nach Afrika ist gerade mal so groß wie nach Kroatien."

Europas Handelspolitik am Scheideweg

Was bedeutet dieser Kurswechsel? Die EU verabschiedet sich vom reinen Freihandel und wird zum aktiven Marktverteidiger. Séjourné bringt es auf den Punkt: "Die EU wird sich nicht als Einzige Grundsätze auferlegen, an die sich andere nicht mehr halten."

Nach der formellen Ankündigung der Kommissionspläne am kommenden Dienstag müssen die 27 EU-Mitgliedstaaten zustimmen. Eine Zustimmung gilt als sicher - doch China wird nicht tatenlos zusehen.

Was kommt auf die Industrie zu?

Für europäische Unternehmen bedeutet der neue Protektionismus eine doppelte Herausforderung: Schutz vor unfairer Konkurrenz hier, steigende Kosten durch Gegenzölle dort.

Die Lösung liegt in der Diversifizierung. Wer seine Lieferketten rechtzeitig anpasst und neue Märkte erschließt, kann in diesem fragmentierten Welthandel bestehen. Wer zu spät reagiert, zahlt den Preis der globalen Handelskriege.