EU verschärft Konzern-Steuern: Mindeststeuer läuft, BEFIT kommt

Die Europäische Union startet eine Steueroffensive gegen Konzerne. Nach dem Rückzug der "Unshell"-Richtlinie setzt Brüssel auf die globale Mindeststeuer und plant mit BEFIT die größte Steuerreform seit Jahrzehnten.
Globale Mindeststeuer: 15 Prozent sind Pflicht
Seit 2024 müssen Konzerne mit über 750 Millionen Euro Jahresumsatz mindestens 15 Prozent Steuern zahlen - in jedem Land. Die globale Mindeststeuer macht Schluss mit Steuerparadiesen.
Das System funktioniert simpel: Liegt der Steuersatz unter 15 Prozent, wird eine Ergänzungssteuer fällig. Die ersten Steuererklärungen nach den neuen Regeln laufen gerade - und stellen Unternehmen vor massive IT-Herausforderungen.
Experten betonen: Die Gesetze sind bindend, unabhängig von politischen Diskussionen. Der schädliche Steuerwettbewerb zwischen Staaten soll damit enden.
BEFIT: Brüssel plant Steuer-Revolution
Die nächste Stufe steht bereits in den Startlöchern. "Business in Europe: Framework for Income Taxation" (BEFIT) soll ab Juli 2028 die 27 verschiedenen EU-Steuersysteme vereinheitlichen.
Statt in jedem Land separate Steuern zu berechnen, würden Konzerne ihre Ergebnisse nach einer gemeinsamen Formel ermitteln. Das Ziel:
- Drastische Vereinfachung für grenzüberschreitende Unternehmen
- Einheitliche Verlustverrechnung in der gesamten EU
- Weniger Bürokratie für Konzerne über 750 Millionen Euro Umsatz
Doch mehrere EU-Staaten haben Bedenken. Die Verhandlungen dürften sich hinziehen.
Aus für "Unshell": Transparenz statt neue Regeln
Im Juni 2025 zog die EU ihre geplante "Unshell"-Richtlinie zurück. Die Regelung gegen Briefkastenfirmen scheiterte an der fehlenden Einstimmigkeit der Mitgliedstaaten.
Brüssel setzt nun auf bestehende Instrumente. Die DAC-7-Richtlinie zwingt bereits seit 2023 digitale Plattformen dazu, Einkünfte ihrer Anbieter zu melden. Erste Erfahrungen werden gerade gesammelt.
Systemwandel: Weg vom Flickwerk
Die Entwicklungen markieren einen Paradigmenwechsel im Steuerrecht. Statt einzelne Schlupflöcher zu stopfen, reformiert die EU das gesamte System.
Die Mindeststeuer bremste bereits den globalen Steuerwettlauf nach unten. BEFIT würde noch weitergehen und die Komplexität von 27 Steuersystemen beseitigen.
Die Herausforderung: BEFIT greift tief in nationale Souveränität ein. Das Scheitern der weniger ambitionierten Unshell-Richtlinie zeigt, wie schwer einstimmige EU-Beschlüsse im Steuerbereich sind.
Was kommt als Nächstes?
Die kommenden Jahre bringen zwei Großbaustellen: die vollständige Umsetzung der Mindeststeuer und die BEFIT-Verhandlungen. Konzerne müssen sich auf dauerhaft höhere Komplexität einstellen.
Die ersten Mindeststeuer-Erklärungen zeigen bereits, wo Nachbesserungen nötig sind. Parallel dominieren die BEFIT-Diskussionen die EU-Steuerpolitik - der ursprüngliche Vorschlag wird sich wohl noch erheblich ändern.
Der Druck bleibt hoch: Die EU erweitert kontinuierlich ihre "schwarze Liste" der Steueroasen und verschärft Transparenzpflichten. Der Kampf gegen Steuertricks wird zum Dauerprojekt.