EU-Nachhaltigkeitsregeln: Unternehmen fordern weniger Bürokratie

Deutsche Unternehmen schlagen Alarm. Die neuen EU-Nachhaltigkeitsregeln werden zum bürokratischen Monster, das wertvolle Ressourcen frisst. Statt in echte Klimaschutz-Projekte zu investieren, kämpfen Firmen mit Formularen und Berichtspflichten.
Die Kritik an der Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) erreicht einen neuen Höhepunkt. Wirtschaftsverbände warnen: Der administrative Aufwand gefährdet die grüne Transformation. Unternehmen appellieren an die Politik, endlich für klare und verlässliche Regeln zu sorgen.
Besonders hart trifft es den Mittelstand. Als Zulieferer großer Konzerne müssen auch kleine Firmen detaillierte Nachhaltigkeitsberichte erstellen - oft ohne die nötigen Ressourcen dafür.
Mittelstand überfordert: KMU fordern Notbremse
Der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK) schlägt Alarm: Eine deutliche Mehrheit der Unternehmen lehnt die CSRD-Belastungen als unangemessen ab. Die Lösung? Ein freiwilliger KMU-Standard soll den Erhebungsaufwand begrenzen.
Viele Firmen haben bereits Millionen in die Anpassung ihrer Prozesse gesteckt. Jetzt fürchten sie, dass politische Kehrtwenden ihre Investitionen zunichtemachen könnten.
Brüssel reagiert: 25 Prozent weniger Bürokratie geplant
Die EU-Kommission hat den Hilferuf gehört. Mit einem "Omnibus-Verfahren" sollen die Vorschriften der CSRD, der Sorgfaltspflichtenrichtlinie und der EU-Taxonomie gebündelt werden. Das Ziel: 25 Prozent weniger Berichtspflichten.
Ein erster Schritt war bereits die "Stop-the-Clock"-Richtlinie vom April 2025. Sie verschiebt das Inkrafttreten der CSRD für bestimmte Unternehmensgrößen um zwei Jahre. Doch Kritiker fragen: Werden die Pflichten wirklich reduziert oder nur neu verpackt?
Deutschland zögert bei nationaler Umsetzung
Während die Bundesregierung Bürokratieabbau verspricht, verzögert sich die deutsche CSRD-Umsetzung. Das schafft zusätzliche Unsicherheit für heimische Unternehmen.
Paradox: Über 100 deutsche Firmen fordern in einem Appell verlässliche Klimaschutz-Regeln. Sie warnen vor weitreichenden Deregulierungen, die die Planungssicherheit gefährden würden.
Der Balanceakt: Klimaschutz vs. Wettbewerbsfähigkeit
Die Situation zeigt den zentralen Konflikt der EU-Wirtschaftspolitik auf. Nachhaltigkeitsregeln sollen Kapital in grüne Technologien lenken und Greenwashing stoppen. Gleichzeitig dürfen sie die internationale Wettbewerbsfähigkeit nicht gefährden.
Eine IHK-Umfrage bestätigt: Kostensteigerungen und Bürokratie gelten als größte Hindernisse beim Green Deal. Experten fordern eine klare Trennung zwischen bindenden Anforderungen und unverbindlichen Leitlinien.
Entscheidung steht bevor: Warten auf das Omnibus-Paket
Die kommenden Monate werden zeigen, ob die EU den Spagat meistert. Das "Omnibus simplification package" soll konkrete Entlastungen bringen - doch die Details werden heiß diskutiert.
Langfristig hängt der Erfolg des Green Deal davon ab, ob Europa einen stabilen Regulierungsrahmen schafft. Einen, der Unternehmen nicht nur fordert, sondern auch die Sicherheit für nachhaltige Investitionen bietet.