Der Gewerbeimmobilienmarkt teilt sich radikal: Während moderne, nachhaltige Objekte Höchstmieten erzielen, werden veraltete Bestandsimmobilien zu "Stranded Assets". Experten sprechen vom "Flight to Quality" - einer Flucht der Investoren in zukunftssichere Immobilien.

Die Verschärfung hat sich in den letzten Monaten dramatisch beschleunigt. EU-Richtlinien wie die Taxonomie-Verordnung und die Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) machen ESG-Konformität zur Überlebensfrage. Wer die Kriterien ignoriert, riskiert massive Wertverluste und verliert den Zugang zu Finanzierungen.

Regulatorik zwingt Branche zum Handeln

Die EU-Taxonomie definiert klar, welche Wirtschaftsaktivitäten als nachhaltig gelten. Die CSRD verpflichtet Unternehmen zu detaillierter Nachhaltigkeitsberichterstattung. Das Resultat: Banken und institutionelle Investoren bevorzugen taxonomiekonforme Objekte als risikoärmer und wertstabiler.

Eine aktuelle CBRE-Umfrage zeigt die Trendwende: 67 Prozent der deutschen Immobilieninvestoren wollen 2025 mehr investieren als 2024. Doch das Geld fließt fast ausschließlich in ESG-konforme Objekte. "Braune" Immobilien stehen vor einer ungewissen Zukunft.

Mieter zahlen Premium für Qualität

Der "War for Talents" macht das Büro zum Aushängeschild. Unternehmen suchen hochwertige, nachhaltige Flächen in zentralen Lagen - und zahlen dafür höhere Mieten. Sie kompensieren die Mehrkosten durch kleinere Gesamtflächen.

Das Ergebnis: Spitzenmieten für ESG-konforme Büros steigen weiter, während ältere Objekte in dezentralen Lagen unter Druck geraten. Ohne Sanierungsinvestitionen verlieren sie ihre Wettbewerbsfähigkeit komplett.

CO2-Bilanz wird zum Kostenfaktor

Die Zahlen sind eindeutig: Gebäude verursachen in der EU 40 Prozent des Energieverbrauchs und 36 Prozent der Treibhausgasemissionen. In Deutschland sind es 30 Prozent der CO2-Emissionen. Der Druck zur energetischen Sanierung steigt massiv.

Lebenszyklusanalysen werden zum Standard. Auch die "graue Energie" in Baustoffen und Bauprozessen rückt in den Fokus. Für energieineffiziente Gebäude drohen steigende Betriebskosten und erhebliche Wertverluste.

Markt spaltet sich dauerhaft

Diese Entwicklung ist unumkehrbar. Drei Kräfte treiben die Transformation an:

  • Strenge EU-Regulatorik
  • Veränderte Investorenprioritäten
  • Neue Mieteranforderungen

Moderne, zertifizierte Immobilien profitieren von hoher Nachfrage und besserer Finanzierbarkeit. Veraltete Bestandsgebäude werden zu "Stranded Assets" mit drohendem Leerstand und sinkenden Mieten.

2025: ESG wird alternativlos

Die Preis-Schere zwischen nachhaltigen und nicht-nachhaltigen Objekten wird sich weiter öffnen. Investoren suchen gezielt nach Immobilien mit Optimierungspotenzial für Value-Add-Strategien.

EU-Taxonomie und CSRD professionalisieren die Datenerfassung im Gebäudemanagement. Digitale Lösungen zur Energiesteuerung werden Standard. Langfristig führt kein Weg an der Dekarbonisierung vorbei, um die Klimaziele bis 2045 zu erreichen.

Für Eigentümer wird nachhaltiges Handeln zur wirtschaftlichen Notwendigkeit. Wer nicht handelt, verschwindet vom Markt.