Der deutsche Gewerbeimmobilienmarkt erlebt einen dramatischen Wandel: Nachhaltigkeitskriterien spalten den Markt in zwei Welten. Während moderne, ESG-konforme Büros in Spitzenlagen begehrt wie nie sind, geraten veraltete Immobilien unter massiven Druck.

Experten sprechen vom "Flight to Quality" - ein Phänomen, das die Branche polarisiert. Die Gesamtleerstandsquoten steigen, doch gleichzeitig werden hochwertige, zertifizierte Gebäude zur Mangelware. Das Resultat: Mieten für Premiumflächen schießen weiter nach oben.

Regulatorischer Druck treibt den Wandel

Die Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) verschärft seit diesem Jahr die Nachhaltigkeitsberichtspflicht für deutlich mehr Unternehmen. Was früher Nice-to-have war, wird jetzt zum harten Entscheidungsfaktor bei der Standortwahl.

Investoren ziehen bereits Konsequenzen: 92 Prozent der europäischen Anleger planen laut CBRE-Umfrage, ihre Kaufaktivitäten beizubehalten oder zu erhöhen - mit klarem Fokus auf nachhaltige Objekte. Immobilien ohne ESG-Kriterien drohen zu "Stranded Assets" zu werden.

Big-7-Städte: Rekordnachfrage trifft auf Verknappung

In Deutschlands Top-Metropolen zeigt sich das Dilemma besonders deutlich. Der Flächenumsatz stieg im ersten Halbjahr um 9 Prozent, während die Leerstandsquote auf 7,7 Prozent kletterte - ein Widerspruch, der sich durch die Qualitätslücke erklärt.

Frankfurt verzeichnete sogar das beste Halbjahresergebnis seit 2001, angetrieben durch Großabschlüsse. In Köln herrscht trotz 4,8 Prozent Leerstand Mangel an hochwertigen Zentrallagen.

Internationale Märkte bestätigen den Trend

Paris macht die Dimension sichtbar: Im Central Business District liegt der Leerstand bei nur 4,1 Prozent, in der Gesamtregion Île-de-France jedoch bei über 10 Prozent. Die Nachfrage konzentriert sich extrem auf absolute Top-Adressen.

Paradigmenwechsel für alle Beteiligten

Für Mieter bedeutet der Wandel: Früh planen oder leer ausgehen. Die Bereitschaft für höhere Mieten steigt, wenn Gebäude Energieeffizienz und Mitarbeiterwohlbefinden vereinen.

Eigentümer und Entwickler stehen vor der Entscheidung: Investieren in Nachhaltigkeit oder riskieren den Wertverlust. Energetische Sanierungen und grüne Neubauten werden zur Überlebensfrage.

Verschärfung vorprogrammiert

Die Bautätigkeit kann mit der ESG-Nachfrage nicht Schritt halten. Experten erwarten für 2025 einen Büroflächenumsatz über Vorjahresniveau - bei weiter steigenden Spitzenmieten.

Die Mietpreis-Spreizung zwischen nachhaltigen Objekten und dem Rest des Marktes wird sich voraussichtlich weiter vergrößern. Unternehmen müssen ihre Immobilienstrategien stärker an ESG-Zielen ausrichten - nicht nur wegen Regulatorik, sondern auch im Kampf um die besten Talente.