Allerdings entspricht der aktuelle Barwert von ca. 93 Milliarden Euro nur rund 4 Prozent der Staatsverschuldung Italiens. Ein Goldverkauf der Notenbank wäre also keineswegs eine Lösung für das Schuldenproblem des Landes. Im Gegenteil: Nach unserer Einschätzung könnte ein solcher Schritt dem Land sogar zusätzliche Schwierigkeiten bereiten. Artikel 30 des EU-Vertrags verlangt eindeutig die Unabhängigkeit der nationalen Zentralbanken und verbietet jegliche Form der Staatsfinanzierung. Salvini hat in den vergangenen Monaten wiederholt deutlich gemacht, dass ein EU-Austritt Italiens für ihn ausgeschlossen ist. Deshalb sind wir davon überzeugt, dass die Marktteilnehmer seine Äußerungen über einen möglichen Goldverkauf durch die Banca d’Italia getrost ignorieren können.

Vielmehr haben im Jahr 2018 Zentralbanken weltweit ihre Goldreserven durch erhebliche Zukäufe um 650 Tonnen aufgestockt – eine Steigerung von 74% gegenüber 2017. Dies entspricht ungefähr 15 Prozent der globalen Nachfrage. Dabei handelt es sich um das zweitgrößte Volumen, das jemals innerhalb eines Kalenderjahres erworben wurde. Es wird nur durch das Volumen übertroffen, das im Jahr 1967 erworben wurde, als der US-Dollar noch an den Goldpreis gebunden war. Schätzungen zufolge verfügen die Zentralbanken insgesamt über 34.000 Tonnen an Goldreserven – eine Zahl, die angesichts der vermehrten geopolitischen Spannungen (Gold erweist sich häufig als ‘der ultimative sichere Hafen’) und robusteren Schwellenländerwährungen (die eine geringere Unterstützung durch die Notenbanken benötigen) weiter steigen dürfte.

Geldpolitik der Zentralbanken hat stärkeren Einfluss als ihr Umgang mit Goldreserven. Weshalb hat der Goldpreis, obwohl viele Zentralbanken 2018 als äußerst aktive Goldkäufer auftraten, im Kalenderjahr dennoch leicht nachgegeben? Die Antwort darauf erklärt nicht nur diese scheinbare Anomalie, sondern liefert auch Hinweise auf den Ausblick. Die Geldpolitik der großen Zentralbanken der Welt beeinflusst die Goldpreisentwicklung meist stärker als deren Umgang mit den Goldreserven.

Darüber hinaus besteht ein besonderer Zusammenhang zwischen Gold und dem US-Dollar. Dadurch kommt der Fed-Politik eine maßgebliche Bedeutung zu, da der Preis von Gold und anderen Rohstoffen in US-Dollar festgestellt wird. Steigt der Dollar gegenüber anderen globalen Währungen, wird Gold in Nicht-USD-Währungen teurer, was die Nachfrage naturgemäß begrenzt. Ebenso wenig darf außer Acht gelassen werden, dass Gold eine ‘renditelose Währung’ darstellt, also keinen laufenden Ertrag (Zinsen, Dividenden etc.) abwirft. Das bedeutet, dass durch das Halten von Goldbeständen in Zeiten steigender Zinsen Opportunitätskosten entstehen. Im Jahr 2018 hob die Fed nicht nur den Leitzins viermal an, sondern straffte die Geldpolitik zusätzlich durch kontinuierliche Bilanzverkürzung. Diese Entscheidungen wurden als Versuch gewertet, einer möglicherweise steigenden Inflation vorzugreifen, die die Realzinsen auf kurze Frist unweigerlich ansteigen lassen würde.

Mittlerweile haben die Fed und die meisten anderen Notenbanken angesichts der sich abschwächenden Weltwirtschaft jedoch einen vorsichtigeren Kurs zur ‘geldpolitischen Normalisierung’ eingeschlagen. Die Gefahr, dass die globale Geldpolitik vorsorglich gegen einen Inflationsanstieg eingesetzt wird, scheint daher vorerst gebannt. Korrigierte Erwartungen hinsichtlich der Realzinsen und der Entwicklung des US-Dollars haben im aktuellen Jahr eine Goldpreisrally ausgelöst, die durch die Nachfrage von Zentralbanken und anderen Anlegern auf der Suche nach ‘sicheren Häfen’ verstärkt werden könnte. Wir halten es in diesem Zusammenhang für sinnvoll, sich zu vergegenwärtigen, dass Gold und Rohstoffe im allgemeinen Sachwerte sind, die in traditionellen Anlageportfolios eine ausgezeichnete Diversifikationsmöglichkeit und Verlustminderung bieten. 

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