Donanemab ist da. Der zweite Antikörper gegen Alzheimer startet diese Woche in deutschen Kliniken. Nach der EU-Zulassung im September können Patienten das Medikament nun erhalten – doch nur wenige kommen infrage.

Neuer Angriff auf die Alzheimer-Plaques

Donanemab funktioniert anders als bisherige Alzheimer-Medikamente. Statt nur Symptome zu lindern, greift der Antikörper direkt die Ursache an: Beta-Amyloid-Plaques im Gehirn.

Per monatlicher Infusion bindet das Medikament an die schädlichen Proteinablagerungen und aktiviert das Immunsystem zum Abbau. Ein entscheidender Vorteil: Die Therapie kann beendet werden, sobald die Plaques unter einen bestimmten Schwellenwert fallen.

Damit unterscheidet sich Donanemab von Lecanemab, dem ersten zugelassenen Amyloid-Antikörper, der dauerhaft gegeben werden muss.

Wer bekommt das neue Medikament?

Die Hürden sind hoch. Donanemab kommt nur für Patienten mit früher Alzheimer-Demenz infrage – und auch dann nur unter strengen Bedingungen:

  • Nachweis von Amyloid-Plaques per PET-Scan oder Nervenwasser-Analyse
  • Maximal eine Kopie des Risikogens ApoE4
  • Keine gerinnungshemmenden Medikamente
  • Keine schweren Vorerkrankungen

Das Ergebnis: Schätzungsweise weniger als einer von 100 Alzheimer-Patienten erfüllt alle Kriterien.

Wirkung mit Risiko

Die Studiendaten zeigen Licht und Schatten. In der Phase-3-Studie verlangsamte Donanemab den geistigen Abbau um 35 Prozent – das entspricht einem Zeitgewinn von vier bis sechs Monaten.

Der Preis: 37 Prozent der Patienten entwickelten Hirnschwellungen oder Mikroblutungen. Drei Todesfälle werden mit der Therapie in Verbindung gebracht. Engmaschige MRT-Kontrollen sind deshalb Pflicht.

Erste Kliniken starten bereits

Die Universitätsklinik RWTH Aachen will in den kommenden Wochen die ersten Patienten behandeln, bestätigt Neurologe Jörg B. Schulz. Weitere Zentren bereiten sich vor.

Die Kostenfrage bleibt offen: Der Gemeinsame Bundesausschuss muss noch über die langfristige Erstattung durch die Krankenkassen entscheiden.

Was Experten sagen

"Donanemab zeigt tendenziell eine etwas höhere Wirksamkeit beim Plaque-Abbau, allerdings bei höherem Nebenwirkungsrisiko", erklärt Professor Peter Berlit von der Deutschen Gesellschaft für Neurologie.

Der Vorteil: Das vierwöchige Behandlungsintervall statt alle zwei Wochen wie bei Lecanemab.

Diagnose wird zum Engpass

Die neuen Therapien verstärken ein Problem: Deutschland braucht mehr diagnostische Kapazitäten. PET-Scans und Nervenwasser-Analysen sind knapp, werden aber für die Patientenauswahl benötigt.

Klar ist: Donanemab heilt Alzheimer nicht und stoppt die Krankheit nicht. Aber es macht aus der tödlichen Diagnose erstmals eine behandelbare chronische Erkrankung.
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Die Forschung geht weiter – das Ziel sind Therapien, die noch früher ansetzen, bevor überhaupt Symptome auftreten.