Egle-Sperre: ÖRV-Präsident Prock denkt über FIL-Rückzug nach
Es war eine Schocknachricht für Madeleine Egle und den Österreichischen Rodelverband (ÖRV): Die Tirolerin wurde nach drei verpassten Dopingkontrollen (alle im Jahr 2023) rückwirkend mit 1. März 2025 für 20 Monate gesperrt.
Damit verpasst das ÖRV-Aushängeschild im Februar die Olympischen Winterspiele in Mailand/Cortina (alle Infos zum Nachlesen >>>).
"Im Stich gelassen"
ÖRV-Präsident Markus Prock hatte in einer ersten Reaktion mit großem Unverständnis auf die Entscheidung reagiert. "Strafe muss sein, keine Frage, aber in diesen Dimensionen, das ist ein Wahnsinn", wurde der Tiroler in einer Aussendung zitiert.
Kritik übte der 61-Jährige am Internationalen Rodelverband Federation Internationale de Luge (FIL), bei dem er selbst Teil der Exekutiv-Kommission ist. Er sei emotional befangen, stellte Prock klar, aber aus seiner Sicht wurde "eine Sportlerin der internationalen Rodel-Familie schlichtweg im Stich gelassen."
Der ÖRV-Präsident kündigte zudem an, die Partnerschaft und Rolle innerhalb der FIL zu hinterfragen.
Fehlende Rückendeckung
In der "Tiroler Tageszeitung" denkt der Funktionär nun offen über einen Rückzug aus der Exekutiv-Kommission des Internationalen Rodelverbands FIL nach.
"Zwar behandelte nicht der Internationale Verband, sondern eine Doping-Agentur den Fall. Aber du kannst das trotzdem überstimmen, die Möglichkeit habe ich", übte Prock abermals Kritik am Verband, da Egle, aus seiner Sicht, nicht die notwendige Rückendeckung erhielt.
Konkret sah ein erster Entscheidungsentwurf der International Testing Agency (ITA), die im Auftrag der FIL agiert, eine drastischere Sperre für Egle vor. Das geht aus einer Aussendung des Österreichischen Olympischen Comites (ÖOC) hervor. Der Internationale Rodelverband FIL hatte diesen ersten Entscheidungsentwurf laut der ÖOC-Aussendung akzeptiert, obwohl es die Möglichkeit gegeben hätte, Korrekturen vorzunehmen.
Erst nach Egles Intervention und einer weiteren Sitzung der FIL-Exekutive habe der Internationale Rodelverband FIL die ITA ersucht, den Entscheidungsentwurf zu überdenken.
Unterstützung von ÖRV und Bundesheer
Aus Sicht von ÖRV-Präsident Prock ist die FIL "zu schwach. Allein die Entscheidung, Lake Placid als Ersatzort für Olympia 2026 in Cortina zu nominieren und nicht Igls, verstehe ich nicht."
Egle erhalte jedenfalls die Unterstützung des Österreichischen Rodelverbandes. Wenn sie nach der Sperre weiterfahren wolle, "werden wir sie mit allen Mitteln unterstützen", hält Prock fest.
Egles Arbeitgeber, das Bundesheer, zieht eine Rückkehr nach der Sperre ebenfalls in Betracht. "Wir müssen diesbezüglich aber noch mit ihr und dem Fördergeber sprechen", sagt Oberst Christian Krammer, Kommandant des Heeressportzentrums, der "Tiroler Tageszeitung".
Ihren Status als Spitzensportlerin hat Egle nach Bekanntwerden der Sperre einstweilen verloren.