Drohnen, Datennetze und der Preis der Sicherheit

Liebe Leserinnen und Leser,

während in Kopenhagen Drohnen den Luftraum lahmlegen und russische Kriegsschiffe vor dänischen Gewässern kreuzen, zeigt sich Europa verwundbarer denn je. Die hybride Kriegsführung hat längst unsere Haustür erreicht – und mit ihr die unbequeme Frage: Wie viel ist uns Sicherheit wirklich wert?

Wenn der Himmel zum Schlachtfeld wird

Die Szenen erinnern an einen Thriller: Erst zwingen unbekannte Drohnen den Hauptstadtflughafen Kopenhagen zur stundenlangen Vollsperrung, zwei Abende später tauchen sie über weiteren dänischen Airports auf. Die Boulevardzeitung "Ekstra Bladet" berichtet von einem russischen Kriegsschiff, das seit Tagen mit abgeschaltetem Ortungssystem in der Nähe dänischer Gewässer liegt – nur 70 Kilometer von den betroffenen Flughäfen entfernt.

"Das, was wir in diesen Tagen in Dänemark erleben, ist meiner Ansicht nach hybrider Krieg", bringt es Ministerpräsidentin Mette Frederiksen auf den Punkt. Die dänische Polizei schaut nun verstärkt auf die Grenze zu Schleswig-Holstein, besonders wachsam hinsichtlich des möglichen Transports von Drohnen über die deutsch-dänische Grenze.

Was hier geschieht, ist mehr als bloße Provokation. Es ist ein Testlauf für die Verwundbarkeit westlicher Infrastruktur – und Deutschland steht dabei besonders im Fokus.

Deutsche Infrastruktur im Fadenkreuz

Die Zahlen des Verfassungsschutzes lesen sich wie ein Alarmprotokoll: 299 politisch motivierte Angriffe auf Verkehrsmittel und -einrichtungen im vergangenen Jahr, 281 Attacken gegen die Energieversorgung. Die Deutsche Bahn, so das Bundesamt für Verfassungsschutz, ist "seit Jahren besonders von linksextremistischen Anschlägen betroffen".

Dabei zeigt sich ein perfides Muster: Linksextremisten rechtfertigen ihre Anschläge mit vorgeblichem Klimaschutz, während sie gleichzeitig Kollateralschäden billigend in Kauf nehmen. Als am 9. September Strommasten im Südosten Berlins brannten, mussten Patienten eines Pflegeheims in Krankenhäuser verlegt werden – die Beatmung konnte nicht mehr gewährleistet werden.

Doch die Bedrohung kommt nicht nur von innen. "Derzeit besteht auch eine erhöhte abstrakte Gefährdung in Bezug auf Sabotageaktivitäten in Verantwortung ausländischer Stellen", warnt das Bundesinnenministerium. Russland setze dabei auf Handlanger, die über soziale Medien angeworben werden.

Das Bundeskabinett hat mit dem Kritis-Dachgesetz reagiert – strengere Vorgaben für Betreiber kritischer Infrastruktur sollen kommen. Doch Experten bezweifeln, dass sich Strommasten und Bahngleise flächendeckend überwachen lassen.

Der digitale Betrug und seine Hintermänner

Während die physische Infrastruktur unter Beschuss gerät, tobt im digitalen Raum ein anderer Kampf. Die Münchner Kanzlei Dr. Greger & Collegen schlägt Alarm: Immer mehr Anleger fallen Online-Trading-Betrügern zum Opfer, die ihre Opfer über Social Media ködern und in WhatsApp-Gruppen manipulieren.

"Unsere Mandanten haben oft ihr gesamtes Vermögen investiert, nur um dann festzustellen, dass die Bank nicht rechtzeitig gewarnt hat", erklärt Dr. Stephan Greger. Die Gelder fließen auf ausländische Konten – Malta, Spanien, Italien, Litauen. Die Kanzlei reicht nun bundesweit Klagen gegen Banken ein, die ihre Warnpflichten verletzt haben sollen.

Die Parallele zur physischen Bedrohung ist frappierend: Auch hier nutzen Kriminelle die Schwachstellen unserer vernetzten Systeme aus, während die Verantwortlichen mit der Abwehr überfordert scheinen.

Geschäfte trotz Krise: Die Resilienz der Märkte

Doch nicht überall herrscht Krisenstimmung. Die 029 Group SE meldet für das erste Halbjahr 2025 zwar einen Verlust von 236.603 Euro (Vorjahr: Gewinn von 697.402 Euro), doch die operative Entwicklung bleibt stark. Limestone eröffnete das Fünf-Sterne-Hotel Aethos Mallorca, TRIP erzielte ein Umsatzwachstum von 117% und Brother's Bond Bourbon expandiert in Europa und Asien.

Auch die MWB AG zeigt sich optimistisch und erwartet für 2025 einen Umsatz von rund 12 Millionen Euro – trotz des herausfordernden Marktumfelds im Luxusuhrensegment. "Das Geschäftsumfeld stabilisiert sich", heißt es vom Vorstand, "die Nachfrage nach authentifizierten Luxusuhren bleibt robust."

Diese Zuversicht wirkt fast surreal angesichts der Bedrohungslage. Oder ist es gerade diese Normalität des Geschäftsalltags, die unsere Resilienz ausmacht?

Der Preis der Vernetzung

Die Entwicklungen der vergangenen Tage zeigen: Die Grenzen zwischen physischer und digitaler, zwischen krimineller und staatlicher Bedrohung verschwimmen zusehends. Unsere hochvernetzte Wirtschaft ist verwundbarer geworden – aber auch anpassungsfähiger.

Das neue Kritis-Dachgesetz, die verstärkten Grenzkontrollen, die Klagen gegen nachlässige Banken – all das sind Puzzleteile einer neuen Sicherheitsarchitektur. Doch reicht das? Die kommende Woche wird zeigen, ob die NATO auf ihrem Verteidigungsministertreffen Antworten auf die hybriden Bedrohungen findet. Gleichzeitig präsentiert die Deutsche Bahn ihren neuen Fahrplan – mit weniger Verbindungen in der Fläche, dafür mehr Sprintern zwischen den Großstädten.

Die Ironie dabei: Während wir unsere Infrastruktur gegen Angriffe härten müssen, macht sie der demographische Wandel und Sparzwang gleichzeitig löchriger. Ein Dilemma, das uns noch lange beschäftigen wird.

Bleiben Sie wachsam – und lassen Sie sich den Optimismus nicht nehmen.

Mit nachdenklichen Grüßen aus Frankfurt
Eduard Altmann

P.S.: Nächste Woche erfahren wir, ob die EZB angesichts der Sicherheitslage ihre Inflationsprognosen anpasst. Man munkelt bereits über eine "Sicherheitsprämie" in den Energiepreisen.


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Apropos Resilienz der Märkte: Während klassische Branchen mit unsicheren Rahmenbedingungen kämpfen, boomt der Chip-Sektor ungebremst. Gerade im Kontext geopolitischer Spannungen gilt die Halbleiterproduktion als strategisch entscheidender Faktor – und eröffnet Anlegern damit ungewohnte Chancen. Wer verstehen möchte, welche europäische Tech-Aktie bereits als die „neue Nvidia“ gehandelt wird und warum Goldman Sachs Europa hier vorne sieht, findet die Details im aktuellen Report zur neuen Nvidia-Aktie.