Dollar-Drama und Drohnen-Chaos: Wenn Politik auf Märkte trifft

Dollar-Drama und Drohnen-Chaos: Wenn Politik auf Märkte trifft
Liebe Leserinnen und Leser,
während in Washington die Regierung stillsteht und Donald Trump mit der Abrissbirne durch die Bundesbehörden marschiert, erleben wir an den Finanzmärkten ein faszinierendes Paradoxon: Der Dollar schwächelt trotz – oder gerade wegen – der politischen Kraftmeierei. Dazu gesellen sich mysteriöse Drohnenflüge über Europa und eine Notenbank-Politik, die zwischen Tokio und Frankfurt mehr Fragen als Antworten produziert. Zeit für eine Bestandsaufnahme an diesem herbstlichen Freitagnachmittag.
Der Dollar-Poker: Wenn Stärke zur Schwäche wird
Die Weltleitwährung erlebt gerade ihre schlechteste Woche seit Juli – ausgerechnet während Trump in Washington die Muskeln spielen lässt. Mit einem Minus von über einem Prozent gegen den Währungskorb wirkt der Greenback wie ein Boxer, der zu viele Schläge einstecken musste.
Das Paradoxe daran: Normalerweise stärkt politische Härte eine Währung. Doch der Government Shutdown – bereits der 15. seit 1981 – offenbart die Kehrseite der Medaille. Wenn zwei Millionen Staatsbedienstete ohne Gehalt dastehen und Trump ankündigt, "Democrat Agencies" zu zerschlagen, dann wird aus vermeintlicher Stärke schnell ein Vertrauensproblem.
Michael Brown von Pepperstone bringt es auf den Punkt: Die fehlenden Wirtschaftsdaten durch den Shutdown lassen die Märkte "ziellos" handeln. Keine Arbeitsmarktdaten, keine verlässlichen Konjunkturindikatoren – die Wall Street fliegt im Blindflug. Kein Wunder, dass internationale Investoren nervös werden und ihr Geld lieber in Euro (bei 1,17 Dollar so stark wie lange nicht) oder Sterling parken.
Japans Zentralbank-Tango: Die Kunst des Zögerns
Während Washington im Chaos versinkt, tanzt die Bank of Japan einen delikaten Balanceakt. Der Yen hat diese Woche 1,4 Prozent zugelegt – die stärkste Performance seit Mai. Doch BOJ-Gouverneur Ueda dämpft die Erwartungen einer baldigen Zinserhöhung und verweist auf globale Unsicherheiten.
Die Märkte sind enttäuscht. Goldman Sachs interpretiert Uedas vorsichtige Töne als klares Signal: Eine Oktober-Erhöhung ist vom Tisch. Dabei hatte die Tankan-Umfrage gerade erst steigende Unternehmerzuversicht signalisiert. Doch mit der Wahl eines neuen Premierministers am Samstag will niemand vorpreschen.
Besonders pikant: Die Kandidaten könnten unterschiedlicher nicht sein. Sanae Takaichi gilt als Taube und könnte die Anleihenmärkte erschüttern, während Shinjiro Koizumi für Kontinuität steht. Ein politisches Roulette, das die Yen-Trader in Atem hält.
Drohnen über München: Wenn Flughäfen zu Geisterstätten werden
3.000 gestrandete Passagiere, 32 betroffene Flüge und eine Nacht auf Feldbetten – was sich am Münchner Flughafen abspielte, klingt nach einem schlechten Film. Doch die Drohnen-Sichtungen am Donnerstagabend sind bittere Realität und Teil eines beunruhigenden Musters.
Erst letzte Woche mussten Flughäfen in Dänemark und Norwegen schließen. Die EU-Spitzen sprechen von "hybriden Angriffen", Putin macht Witze über UFOs und verneint jede Beteiligung. Derweil sitzt in Frankreich ein verdächtiger Tanker fest – angeblich Teil der russischen Schattenflotte.
Der ökonomische Schaden? Noch überschaubar. Aber die psychologische Wirkung ist verheerend. Wenn kritische Infrastruktur so leicht lahmgelegt werden kann, was bedeutet das für Europas Wirtschaftsstandorte? Die Aktienkurse von Flughafenbetreibern und Airlines dürften diese Frage in den kommenden Wochen beantworten.
Luxus trifft Rebellion: Whisky für 2.500 Dollar
Inmitten all der Turbulenzen zeigt sich die Luxusbranche unbeeindruckt. Johnnie Walker lanciert mit Designer Olivier Rousteing "The Couture Blend" – eine limitierte Edition für schlappe 2.500 Dollar pro Flasche. Nur 1.500 Stück weltweit, versteht sich.
Es ist ein faszinierender Kontrast: Während Millionen Amerikaner durch den Shutdown um ihre nächste Gehaltszahlung bangen, zelebriert die Oberklasse ihre Kaufkraft. Der Whisky enthält mehrere 40 Jahre alte Tropfen – Rousteing feiert damit seinen 40. Geburtstag.
Doch der Launch ist mehr als Dekadenz. Er zeigt, wie resilient der Luxusmarkt gegen politische Krisen ist. Wenn das Vertrauen in Währungen schwindet, flüchten Vermögende in Sachwerte – seien es Kunst, Uhren oder eben Whisky. Die 50-prozentige Verkaufsquote bei Downtown UAQ von Sobha Realty in nur einer Woche bestätigt diesen Trend.
Der Blick nach vorne: Was die kommende Woche bringt
Die Märkte stehen vor entscheidenden Tagen. Am Montag kehrt der US-Senat zurück – die Shutdown-Uhr tickt. Trump braucht sieben Demokraten für eine Lösung, doch sein Konfrontationskurs macht Kompromisse unwahrscheinlicher. Die Gehaltszahlungen am 15. Oktober werden zum kritischen Datum.
In Japan entscheidet sich am Samstag die politische Zukunft – und damit die Geldpolitik. Die Yen-Volatilität dürfte zunehmen. Zeitgleich beginnt die US-Berichtssaison mit den Großbanken (11.-14. Oktober) – ohne verlässliche Wirtschaftsdaten ein Blindflug für Analysten.
Europa muss sich auf weitere "Störaktionen" einstellen. Die NATO-Verteidigungsminister tagen kommende Woche – Anti-Drohnen-Maßnahmen stehen ganz oben auf der Agenda. Und Italien? Das Land jongliert mit steigenden Schulden (137,3% des BIP bis 2026) und Trump-Zöllen, die das Wachstum um 0,5% drücken könnten.
Zwischen Chaos und Champagner
Was bleibt von dieser turbulenten Woche? Ein Gefühl der Verunsicherung, gepaart mit erstaunlicher Resilienz. Die Märkte haben gelernt, mit dem Chaos zu leben – ja, es sogar zu monetarisieren. Während Regierungen streiten und Drohnen fliegen, sucht das Kapital unbeirrt seinen Weg.
Vielleicht ist das die eigentliche Lehre: In einer Welt, in der ein Reality-TV-Star Behörden wie in einem Videospiel abschaltet und mysteriöse Drohnen den Luftraum lahmlegen, wird Anpassungsfähigkeit zur wichtigsten Währung. Flexibilität schlägt Stärke, Agilität trumpft Tradition.
Ein Gedanke zum Wochenende: Wenn selbst Filmemacher wie Fatih Akin zum Lebensretter werden (auch wenn die Geschichte erfunden war), dann ist alles möglich. Auch dass sich Washington besinnt, Tokio Klarheit schafft und über München wieder nur Flugzeuge kreisen.
Ich wünsche Ihnen ein erkenntnisreiches Wochenende – und behalten Sie Ihr Portfolio im Auge. Die nächste Woche verspricht, nicht weniger aufregend zu werden.
Herzlich aus dem herbstlichen Deutschland,
Eduard Altmann
P.S.: Die Marvel Biosciences-Warrants laufen übrigens am 5. November aus. Falls Sie zu den 700.000 Inhabern gehören – die Uhr tickt. Manchmal sind es die kleinen Fristen, die den größten Unterschied machen.
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Apropos Resilienz der Märkte: Während politische Unsicherheiten Dollar, Yen oder Euro durchschütteln, entsteht gerade im Chip-Sektor ein Trend, der sich weitgehend unabhängig von kurzfristigem Chaos entwickelt. Halbleiter sind das neue Öl – ohne sie läuft keine KI, kein Auto und kein Smartphone. Mich hat daher besonders ein Research-Report fasziniert, der den "neuen Nvidia-Kandidaten" in Europa beleuchtet – mit einer spannenden Gewinnchance, die an die frühen Tech-Rallys erinnert. Wer tiefer einsteigen möchte, findet die Analyse hier: Die neue Nvidia – jetzt den Report lesen.