Trotz der außerordentlichen Widrigkeiten, mit denen das Geschäft mit den Themenparks zu tun hat, hatte Walt Disney (WKN: 855686) ein ziemlich gutes Jahr 2020 – nicht zuletzt dank seines direkt an seine Zuschauer vermarkteten Streaming-TV-Segments. Am 2. Dezember hatte das magische Imperium von Micky und Donald weltweit 137 Millionen Streaming-Abonnenten, unglaubliche 17 Millionen mehr als nur zwei Monate zuvor, am Ende von Disneys Geschäftsjahr 2019/2020. Etwas mehr als ein Jahr, nachdem Disney+ die Unterhaltungswelt im Sturm erobert hat, gibt das Unternehmen Vollgas und ist auf ein Monsterjahr 2021 eingestellt – für sein Geschäft und für seine Aktie.

Disney+ wechselt in den Modus von „Die Schöne und das Biest“

Es ist klar geworden, dass Disneys Management Streaming-TV als einen zentralen Teil seines Unterhaltungsgeschäfts ansieht, sowohl jetzt als auch in der postpandemischen Zukunft. Auf dem Investorentag 2020 des Unternehmens Mitte Dezember verriet CEO Bob Chapek, dass allein Disney+ mit Stand vom 2. Dezember 86,8 Millionen Abonnenten hatte, gegenüber 73,7 Millionen Anfang Oktober.

Etwa 30 % dieser Disney+-Abonnenten sind in Indien, wo das Unternehmen seinen gleichnamigen Dienst als Disney+ Hotstar eingeführt hat. Der große Sprung bei den Anmeldungen kann auch auf die zweite Staffel von The Mandalorian zurückgeführt werden, die im November anlief. Basierend auf dem massiven Erfolg dieser einen Serie ist Disney bereit, mehr von dem anzubieten, wonach sich die Verbraucher sehnen.

In den nächsten Jahren wird Disney+ jeweils zehn neue Marvel-Superhelden- und Star-Wars-Serien sowie 30 weitere Serien und Spielfilme von Disney und Pixar anbieten. Disney ist noch nicht bereit, die weltweiten Kinokassen komplett zu überrollen (AT&Ts (WKN: A0HL9Z) Warner Media kündigte kürzlich an, jeden seiner Filme 2021 gleichzeitig mit dem Kinostart auf HBO Max auszustrahlen), aber es ließ die Tür dafür offen. Wie schon bei der Live-Action-Version von Mulan wird der Film „Raya und der letzte Drache“ im März 2021 gleichzeitig auf Disney+ (über einen Premium-Zugang) und in den Kinos starten.

Alles auf Expansion

Disney+ wird 2021 auch in Osteuropa, Südkorea und Hongkong an den Start gehen, und der allgemeine TV-Unterhaltungsdienst Star wird im nächsten Jahr auch außerhalb der USA expandieren. In einigen Märkten wie Europa wird Star innerhalb von Disney+ starten (und damit den monatlichen Preis um zwei Euro pro Monat erhöhen). In anderen Märkten wie Lateinamerika wird Star in Star+ umbenannt und entweder als eigenständiger Dienst oder im Paket mit Disney+ angeboten. Apropos Lateinamerika: Star+ wird im Juni an den Start gehen und Live-Sportereignisse wie Fußball beinhalten.

Disney hatte eine Reihe weiterer wichtiger Ankündigungen – alle drehten sich um seine schnell wachsenden Streaming-Ambitionen:

– Eine neue Vereinbarung zur Verbreitung von Disney+ auf der Xfinity X1-Set-Top-Box von Comcast (WKN: 157484) wird die Tür zu 20 Millionen weiteren Haushalten in den Staaten öffnen;
– Hulu (das am 2. Dezember 38,8 Millionen Abonnenten hatte) wird eine Option für werbefreie Streaming-Angebote von Disney für zusätzliche 6 US-Dollar im Monat;
– FX, das von Fox übernommen wurde, wird ebenfalls sein exklusives Zuhause auf Hulu finden, um die dortige Inhaltsbibliothek zu erweitern; und
– ESPN+ (11,5 Millionen Abonnenten)-Inhalte werden bald auch innerhalb der Hulu-App verfügbar sein.

Einfach ausgedrückt: Die Art und Weise, wie Haushalte ihre Unterhaltungszeit verbringen, hat sich schnell auf das Fernsehen zu Hause verlagert, und Disney scheint bereit zu sein, alle Register zu ziehen, um daraus Kapital zu schlagen.

Positive Cashflows trotz größter Herausforderungen und massiver Investitionen im Jahr 2020

Natürlich werden all diese neuen Inhalte und die Expansion etwas Geld kosten. Das Segment, das direkt an Verbraucher vermarktet, erwirtschaftete im Jahr 2020 einen operativen Verlust von 2,81 Mrd. Dollar bei einem Umsatz von 17,0 Mrd. Dollar. Es wird erwartet, dass die Verluste im Jahr 2021 ihren Höhepunkt erreichen werden, da Disney die Ausgaben für all diese neuen TV-Projekte hochfährt. Beobachter erwarten aber auch, dass Disney+ ab 2024 einen Gewinn erwirtschaftet – zu diesem Zeitpunkt sollen Disney+, Hulu und ESPN+ insgesamt 300 bis 350 Millionen globale Abonnenten haben. Gleichzeitig wird Disney dann laut eigenen Angaben etwa 14 bis 16 Milliarden Dollar pro Jahr für Inhalte ausgeben.

Das ist ein ehrgeiziger Zeitplan und eine saftige Rechnung für Fernsehsendungen. Aber Disney hat bereits bewiesen, dass es eine effiziente Geldmaschine ist. Das Rundfunk- und Kabelgeschäft ist nach wie vor hochprofitabel und zahlt die Rechnungen dieser Tage, und die Macher des Unternehmens erschließen neue Produktionsmöglichkeiten – wie die 360-Grad-LED-Bildschirme, die „The Mandalorian“ als virtuelle Kulissen verwendet, was die Produktionskosten senkt und die Zeit bis zur Fertigstellung beschleunigt. So konnte das führende Unternehmen der Unterhaltungs- und Medienbranche, auch wenn die Reisezeit größtenteils ausfiel und viele Ressourcen in die Internationalisierung der Streaming-Dienste investiert wurden, im Jahr 2020 tatsächlich einen positiven freien Cashflow erwirtschaften.

Meine Erwartungen für das Disney-Jahr 2021

Ich erwarte, dass Disney+ und die anderen Mitglieder der TV-Streaming-Familie im Jahr 2021 viele Millionen neue Abonnenten hinzugewinnen werden, und die Preiserhöhung von Disney+ um einen US-Dollar pro Monat in den USA – 2 Euro pro Monat in Europa – wird auch nicht schaden. Wenn sich das mit einer allmählichen Wiedereröffnung der Themenparks, etwas zurückkehrenden Einnahmen an den Kinokassen, wenn Spielfilme wieder in die Kinos kommen, und einer Fortsetzung der Sportveranstaltungen paart, könnte das nächste Jahr herausragend für Disney laufen. Disney-Aktien werden für das 85-Fache des freien Cashflows gehandelt, nachdem der Kurs in diesem Jahr um 22 % gestiegen ist und die Gewinne wegen der Pandemie fast versiegt sind. Das wirkt optisch teuer. Aber sobald Disney anfängt, das Schlimmste der COVID-19-induzierten Schmerzen zu überwinden, wird sich diese Kennzahl drastisch verbessern. Mit Blick auf das neue Jahr bin ich noch immer sehr zuversichtlich für die Disney-Aktie.

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Ein weiteres mögliches Wachstumsfeld von Disney heißt E-Sports.

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Dieser Artikel wurde von Nicholas Rossolillo auf Englisch verfasst und am 16.12.2020 auf Fool.com veröffentlicht. Er wurde übersetzt, damit unsere deutschen Leser an der Diskussion teilnehmen können. Nicholas Rossolillo besitzt Aktien von Comcast und Walt Disney. Auch einige seiner Kunden besitzen Aktien der genannten Unternehmen. The Motley Fool besitzt Aktien von Walt Disney und empfiehlt diese. The Motley Fool empfiehlt Comcast.

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