Digitalpakt Alter: Senioren sollen online-fit werden

Die elektronische Patientenakte kommt, digitale Gesundheits-Apps boomen – doch viele Senioren fühlen sich abgehängt. Jetzt startet die Bundesregierung eine Offensive: Der „DigitalPakt Alter" soll bis Ende 2025 bundesweit 300 Lernorte schaffen und die digitale Kluft schließen.
Während ab Januar 2025 die elektronische Patientenakte für alle gesetzlich Versicherten zur Regel wird, zeigt sich ein paradoxes Bild: Einerseits sind heute 89 Prozent der über 65-Jährigen online – ein gewaltiger Sprung von nur 38 Prozent im Jahr 2010. Andererseits haben bei den über 85-Jährigen noch immer 40 Prozent keinen Internetzugang.
Diese Zahlen machen deutlich: Die Digitalisierung des Gesundheitswesens erreicht nicht alle. Ausgerechnet die vulnerabelsten Gruppen drohen von wichtigen Gesundheitsdiensten abgeschnitten zu werden.
Bundesweite Lernoffensive nimmt Fahrt auf
Der „DigitalPakt Alter" soll das ändern. Die gemeinsame Initiative von Bundesfamilienministerium und Seniorenorganisationen (BAGSO) baut seit August 2021 ein flächendeckendes Netzwerk auf. Alle Bundesländer sind mittlerweile beigetreten.
Das Herzstück: 300 lokale „Erfahrungsorte" bis Ende 2025. In Senioren-Treffs, Vereinen oder Bibliotheken lernen ältere Menschen den Umgang mit Smartphone und Gesundheits-Apps. Niedrigschwellig, vor Ort, ohne technischen Ballast.
Warum diese Eile? Das Jahr 2025 wird zum digitalen Wendepunkt für Millionen Versicherte.
Was sich 2025 konkret ändert
Ab 15. Januar erhalten alle gesetzlich Versicherten automatisch eine elektronische Patientenakte – es sei denn, sie widersprechen aktiv. Das Opt-Out-Verfahren vereinfacht die Einführung erheblich.
Parallel dazu werden digitale Gesundheits-Apps schneller verfügbar. Statt aufwändiger Einzelprüfungen durch das Bundesinstitut für Arzneimittel (BfArM) genügt ab Januar ein Sicherheitszertifikat des BSI. Innovation vor Bürokratie.
Zusätzlich sollen Apotheken bis Ende März 2025 telemedizinische Beratung anbieten können. Der Gang zum Arzt wird zunehmend digital.
Von der Kür zur Pflicht
Digitale Kompetenz entwickelt sich für Senioren vom „Nice-to-have" zur Grundvoraussetzung. Wer nicht mithalten kann, riskiert den Ausschluss von der modernen Gesundheitsversorgung.
Die Schweizer Studie „Digital Seniors 2025" bestätigt den Trend: Bei den 65- bis 84-Jährigen herrscht weitgehend digitale Normalität. Kritisch wird es bei den Hochbetagten – genau jener Gruppe, die Gesundheitsdienste am häufigsten benötigt.
Experten betonen: Die Technologie muss sich an die Menschen anpassen, nicht umgekehrt. Sonst wird aus der digitalen Spaltung eine Spaltung in der Gesundheitsversorgung.
Nachhaltigkeit statt Strohfeuer
Die Bundesregierung denkt langfristig. Digitale Lernangebote sollen fester Bestandteil der kommunalen Daseinsvorsorge werden. Beim Seniorentag 2025 wird erstmals ein bundesweiter Preis für digitale Teilhabe im Alter verliehen.
Doch die Herausforderungen wachsen mit: Künstliche Intelligenz in der Gesundheitsdiagnostik und ganzheitliche digitale Versorgungsangebote stehen bereits in den Startlöchern. Die Lern- und Unterstützungsangebote müssen kontinuierlich mitwachsen – eine Daueraufgabe für Politik und Gesellschaft.