Deutschland startet den großen Modernisierungsschub für seine Behörden. Nach Jahren des Stillstands sollen Bürger und Unternehmen endlich einfache, sichere Online-Services erhalten. Ein neues Digitalministerium und überarbeitete Gesetze markieren den Wendepunkt.

Der Durchbruch kommt spät, aber kraftvoll: Mit der Gründung des ersten Bundesdigitalministeriums im Mai 2025 und der Neuauflage des Onlinezugangsgesetzes (OZG 2.0) will Deutschland seine digitale Rückständigkeit überwinden. Jahrelang hinkte die Bundesrepublik anderen EU-Ländern bei der Digitalisierung hinterher – Rang 18 von 27 EU-Staaten im Jahr 2022.

Neues Ministerium bündelt die Kräfte

Das Bundesministerium für Digitales und Staatsmodernisierung unter Leitung von Dr. Karsten Wildberger vereint Kompetenzen, die zuvor auf sechs Ressorts verteilt waren. "Mit der Gründung von Deutschlands erstem Digitalministerium sendet Deutschland ein klares Signal: Digitalisierung und Staatsmodernisierung sind oberste Priorität", betonte Wildberger bei der Gründung.

Das neue Ministerium koordiniert die Datenpolitik, überwacht große IT-Beschaffungen des Bundes und treibt die Einführung der digitalen Identität voran. Diese Zentralisierung soll die institutionelle Zersplitterung beenden – ein Kernproblem, das Deutschlands E-Government-Fortschritt jahrelang bremste.

"Open Source First" als strategische Wende

Das überarbeitete OZG 2.0, das im Juni 2024 vollständig in Kraft trat, setzt neue Maßstäbe. Behörden müssen bei neuen IT-Komponenten vorrangig auf quelloffene Software und offene Standards setzen. Ziel: digitale Souveränität statt Abhängigkeit von wenigen Softwareanbietern.

Diese "Open Source First"-Politik soll die Sicherheit erhöhen und die Interoperabilität zwischen verschiedenen Behördensystemen verbessern. Qualitätsanforderungen nach DIN SPEC 66336 garantieren nutzerfreundliche Services.

Was bedeutet das konkret? Ein von einem Bundesland entwickelter Service kann künftig problemlos von allen anderen übernommen werden – das "One for All"-Prinzip.

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BundID gewinnt deutlich an Fahrt

Der zentrale Bürgerzugang BundID entwickelt sich zum digitalen Dreh- und Angelpunkt. Über das System laufen bereits wichtige Services wie Elterngeld-, BAföG-Anträge und Arbeitslosenprozesse. Die monatlichen Anmeldungen verdoppelten sich binnen Jahresfrist von einer auf zwei Millionen.

Obwohl die Gesamtzahl aktiver Konten von 5,3 auf 4,9 Millionen sank, liegt das an der datenschutzrechtlich gebotenen Bereinigung inaktiver Konten. Seit Mai 2025 entstehen durchschnittlich 154.000 neue Konten monatlich – ein robustes Wachstum.

Die Bundesregierung plant den Ausbau zu einer umfassenderen "DeutschlandID". Ein konkreter Zeitplan steht jedoch noch aus.

Digitale Brieftasche kommt 2027

Das ambitionierteste Projekt folgt einem realistischen Zeitplan: Die deutsche EUDI-Wallet startet schrittweise und soll 2027 nutzbar werden. Die Smartphone-basierte digitale Brieftasche wird Personalausweis, Führerschein und andere Dokumente digital speichern – europaweit kompatibel.

Derzeit läuft eine 13-monatige Prototyping-Phase mit ausgewählten Industriepartnern. Keine überstürzten Termine mehr, sondern solide Entwicklung.

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Erste Erfolge bereits sichtbar

Berlin will bis Ende 2025 alle 300 Verwaltungsservices für Unternehmen vollständig digitalisieren. Seit Januar 2025 können deutsche Visa für Arbeit, Studium und Familienzusammenführung weltweit online beantragt werden – über das neue Konsularservices-Portal.

Diese konkreten Fortschritte zeigen: Deutschland hat endlich einen nachhaltigen Weg zur digitalen Verwaltung eingeschlagen. Der föderale Flickenteppich weicht einem kohärenten System. Nach Jahren der Verzögerung könnte 2025 als Wendejahr in die Geschichte eingehen.