Deutschland stemmt sich gegen die digitale Spaltung: Während 87 Prozent der über 60-Jährigen online sind, kämpfen viele mit den Herausforderungen des digitalen Alltags. Der Bund will bis Ende 2025 deshalb 300 lokale Unterstützungszentren schaffen.

Die Pandemie hat die Digitalisierung beschleunigt und den Alltag grundlegend verändert. Banking, Arzttermine, Behördengänge – alles läuft zunehmend online ab. Doch was für Jüngere selbstverständlich ist, wird für viele Senioren zur Hürde. Die Folge: Alltägliche Aufgaben werden zu komplexen Herausforderungen, soziale Isolation droht.

Mehr als nur ein Internetzugang

Die Zahlen zeichnen ein vielschichtiges Bild: 83 Prozent der über 60-Jährigen besitzen mittlerweile ein Smartphone, fast 90 Prozent nutzen das Internet. Doch die Fähigkeit, diese Technologien sicher und effektiv zu nutzen, variiert stark – je nach Alter, Bildung und Einkommen.

Besonders deutlich wird die Kluft bei den über 75-Jährigen. Hier brechen digitale Kompetenz und Internetnutzung drastisch ein. Die Herausforderungen sind vielfältig: Technologieangst, mangelndes Selbstvertrauen und die Furcht vor Cyberkriminalität wie Phishing oder Online-Betrug.
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Was zunächst nach einem Komfortproblem klingt, hat weitreichende Folgen. Wer nicht digital mithalten kann, verliert den Zugang zu wichtigen Dienstleistungen – von der Online-Terminbuchung beim Arzt bis zur digitalen Bankabwicklung.

DigitalPakt Alter als Gegenmittel

Das Bundesfamilienministerium und die Bundesarbeitsgemeinschaft der Seniorenorganisationen (BAGSO) haben mit dem "DigitalPakt Alter" eine Antwort entwickelt. Bis Ende 2025 sollen deutschlandweit 300 "Erfahrungsorte" entstehen – lokale Zentren in Gemeindehäusern und Mehrgenerationenhäusern.

Das Angebot reicht von wöchentlichen Smartphone-Sprechstunden bis zu strukturierten Kursen für den sicheren Umgang mit Online-Diensten. Ergänzt wird das Programm durch mobile Beratungsteams der "Digitalen Engel", die mit einem Bus auch ländliche Gebiete erreichen.

Besonders erfolgreich erweist sich das Peer-to-Peer-Modell: Geschulte Senioren fungieren als digitale Mentoren für Gleichaltrige. Diese Methode schafft eine vertraute Lernumgebung und trägt der Erkenntnis Rechnung, dass Patentlösungen nicht funktionieren.

Dauerhafte Strukturen statt Einmalkurse

Experten betonen: Der Schlüssel liegt in permanenten, niedrigschwelligen Unterstützungsnetzwerken. "Dauerhafte Strukturen statt Einmalkurse sind die Zukunft der digitalen Unterstützung", so die einhellige Meinung von Fachleuten.

Die gesellschaftliche Bedeutung ist immens. Digitale Teilhabe entscheidet über Selbstständigkeit, soziale Kontakte und den Zugang zu Gesundheits- und Finanzdienstleistungen. Die "Digital-Strategie 2025" der Bundesregierung hat digitale Bildung über alle Lebensphasen hinweg als Priorität identifiziert.

Scheitert die Integration der Senioren, drohen nicht nur vertiefte soziale Ungleichheiten. Die Gesellschaft würde auch auf die wertvollen Beiträge ihrer älteren Generation verzichten.

Wettlauf gegen die Zeit

Die nächsten Monate werden entscheidend: Schafft es Deutschland, bis Ende 2025 die geplanten 300 Erfahrungsorte zu etablieren? Der Erfolg wird sich nicht nur an der Teilnehmerzahl messen lassen, sondern daran, ob nachhaltige Kompetenzen und Selbstvertrauen vermittelt werden können.

Langfristig steht eine noch größere Herausforderung bevor: Die dauerhafte Finanzierung und politische Unterstützung dieser Strukturen zu sichern. Mit der zunehmenden Integration von Künstlicher Intelligenz und Smart-Home-Technologien in den Alltag wird der Bedarf an kontinuierlicher Weiterbildung nur noch wachsen.

Das Ziel ist klar: eine digitale Gesellschaft, in der das Alter keine Barriere für die Teilhabe darstellt. Alle Deutschen sollen das Internet sicher und selbstbestimmt nutzen können.