Die Europäische Zentralbank (EZB) macht Ernst mit dem Digital-Euro – und setzt dabei auf künstliche Intelligenz im Kampf gegen Online-Betrug. Diese Woche verkündete Frankfurt die Partnerschaft mit dem Risikoanalyse-Unternehmen Feedzai, um ein zentrales Betrugspräventionssystem aufzubauen. Das Ziel: ein digitales Zahlungssystem, das europaweit sicher funktioniert und trotzdem die Privatsphäre der Nutzer schützt.

Die Ankündigung markiert einen entscheidenden Schritt in der Vorbereitungsphase des Digital-Euro, die Ende 2023 begann und bis 2026 laufen soll. Das Projekt könnte die größte Veränderung im europäischen Geldwesen seit Einführung der Euro-Banknoten werden.

KI-System bewertet jede Transaktion

Das neue Betrugspräventionssystem wird jede Digital-Euro-Transaktion mit einem KI-gestützten Risiko-Score bewerten. Banken und Zahlungsdienstleister können diese Daten dann mit ihren eigenen Sicherheitsprüfungen kombinieren, bevor sie eine Zahlung freigeben. Diese mehrschichtige Verteidigung soll auch ausgeklügelte Online-Betrügereien stoppen.

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Der Rahmenvertrag für das Risiko- und Betrugsmanagementsystem hat einen Wert von bis zu 273 Millionen Euro – ein deutliches Signal für den Stellenwert der Sicherheit. EZB-Direktoriumsmitglied Piero Cipollone betont, dass der Digital-Euro Europas strategische Autonomie in einer zunehmend fragmentierten Welt stärken soll.

Die Infrastruktur wird über mehrere Regionen verteilt aufgebaut. Selbst bei Cyberangriffen oder anderen systemweiten Störungen sollen Zahlungen weiterlaufen können.

Bargeld-Anonymität im digitalen Zeitalter

Ein zentrales Versprechen der EZB: Der Digital-Euro soll ähnlich anonym wie Bargeld funktionieren. Für Offline-Zahlungen zwischen Geräten ohne Internetverbindung würden nur Zahler und Empfänger die Transaktionsdetails kennen. Weder Banken noch die EZB hätten Zugriff auf diese Daten.

Bei Online-Transaktionen will die EZB "modernste" Datenschutzmaßnahmen einsetzen: Pseudonymisierung, Verschlüsselung und Hashing sollen verhindern, dass Transaktionen direkt Personen zugeordnet werden können. Banken benötigen zwar minimale Daten für Geldwäsche-Kontrollen – für kommerzielle Nutzung brauchen sie aber die ausdrückliche Zustimmung der Nutzer.

Banken bleiben wichtige Akteure

Die Einführung des Digital-Euro wird das europäische Zahlungssystem grundlegend verändern. Eine Hauptsorge der Banken: Könnten Kunden massenhaft Geld von ihren Konten in Digital-Euro-Wallets transferieren? Um das zu verhindern, erwägt die EZB Haltegrenzen von rund 3.000 Euro pro Wallet.

Trotzdem sollen Banken eine zentrale Rolle behalten. Sie werden den Digital-Euro über ihre bestehenden Apps vertreiben und Mehrwertdienste anbieten können. Die gemeinsame Infrastruktur könnte europäischen Zahlungsdienstleistern helfen, innovative pan-europäische Lösungen zu entwickeln und die Abhängigkeit von außereuropäischen Kartenanbietern zu reduzieren.

Antwort auf schwindende Bargeld-Nutzung

Der Zeitdruck ist real: Die Bargeld-Nutzung am Verkaufspunkt sank von 72 Prozent (2019) auf 52 Prozent (2024). Europäische Politiker sorgen sich zunehmend über die Abhängigkeit von wenigen dominanten, außereuropäischen Zahlungsanbietern – ein Risiko für Produktivität und strategische Autonomie.

Der Digital-Euro soll als gesetzliches Zahlungsmittel europaweit akzeptiert werden und damit Netzwerkeffekte schaffen. Das würde europäischen Zahlungsunternehmen die nötige Größe geben, um global zu innovieren und zu konkurrieren.

Rollout frühestens 2029

Die Vorbereitungsphase läuft bis Ende 2025 oder 2026. In diesem Jahr wird die EZB das Digital-Euro-Regelwerk in Abstimmung mit Verbrauchern, Händlern und Zahlungsdienstleistern finalisieren. Die endgültige Entscheidung über die Ausgabe fällt erst nach Verabschiedung des EU-Rechtsrahmens.

Bei grünem Licht würde eine Test- und Implementierungsphase folgen. Erste Schätzungen sehen einen möglichen Rollout um 2029. Der Erfolg hängt davon ab, ob die EZB eine Lösung liefert, die nicht nur effizient und innovativ ist, sondern vor allem sicher und vertrauenswürdig.