Das zweite Red-Bull-Cockpit neben Formel-1-Weltmeister Max Verstappen ist zwar heiß begehrt, aber seit jeher keine Garantie für Erfolge. Ganz im Gegenteil, in den vergangenen Jahren fuhr Vierfach-Champion Verstappen seinen Teamkollegen stets davon, derzeit ist Yuki Tsunoda der Leidtragende. Der Japaner kam nach seinem Aufstieg von den Racing Bulls bisher noch gar nicht in Fahrt, der Austro-Rennstall könnte deshalb bald auf weitere Talente neben Verstappen zurückgreifen. Im Rahmen des Grand Prix von Großbritannien in Silverstone erhält Red-Bull-Junior Arvid Lindblad die Chance auf Trainingsrunden in der Motorsport-Königsklasse. "Es wird wirklich großartig, mein Formel-1-Debüt als britischer Fahrer auf einer britischen Strecke vor britischem Publikum zu feiern", sagte der 17-Jährige mit schwedisch-indischen Wurzeln im Vorfeld. Jüngster Rennsieger in der Formel 2 und Formel 3 Im Vorjahr avancierte Lindblad zum jüngsten Rennsieger in der Formel 3. Es folgte der Aufstieg in die Formel 2, in der er mit zwei Siegen derzeit Gesamtsechster ist und ebenfalls den Rekord als jüngster Sieger aufstellte. Als Belohnung wird Lindblad am Freitag ins Cockpit von Tsunoda gesetzt - jedes Team muss zweimal pro Saison einen Nachwuchsfahrer für ein Training nominieren. "Ich kann nur sagen, dass Arvid ein unglaublich sympathischer Kerl ist, der Rennfahren liebt, hart arbeitet, bescheiden ist in seiner Art und sich super in ein Team einfügt. Er hat großes Talent", betonte Racing-Bulls-CEO Peter Bayer im APA-Interview. "Rohdiamant" Hadjar überzeugte Der Vorarlberger hat mit Isack Hadjar derzeit einen "absoluten Rohdiamanten" unter seinen Fittichen, das habe auch Red-Bull-Motorsportberater und Talenteförderer Helmut Marko vor langer Zeit schon gesagt. "Er hat alles, was ein Rennfahrer braucht", sagte Bayer über den Franzosen, der in der laufenden Saison bereits fünfmal in die WM-Punkte fuhr. Der 20-Jährige unterscheide sich vor allem in seiner Liebe fürs Rennfahren von manchem anderen. "Auf dem Grid, bevor er ins Auto einsteigt, tanzt er vor Freude und Aufregung. An seinen freien Tagen kommt er trotzdem vorbei und schaut, wie es dem Team geht. Das sind diese Attribute, die es ausmachen", betonte der Geschäftsführer. Das Ziel bei Hadjar sei nun, die Saison bei den Racing Bulls in Ruhe fertig zu fahren, ehe nach Saisonende Gespräche über einen möglichen Aufstieg zu Red Bull Racing anstehen, erklärte Bayer. Diese werden auf der Red-Bull-Führungsebene zwischen Marko, Red-Bull-Geschäftsführer Oliver Mintzlaff, RB-Teamchef Christian Horner, Racing-Bulls-Teamchef Laurent Mekies und Bayer geführt. Die Kandidatenliste aus der RB-Talenteschmiede ist mit Hadjar, Lindblad, Racing-Bulls-Ersatzfahrer Ayumu Iwasa und möglicherweise erneut Liam Lawson überschaubar. Bayer: Lawson hatte bei Red Bull zu wenig Zeit Lawson durfte sich zu Saisonbeginn für zwei Rennen als Teamkollege von Verstappen versuchen, ehe der Neuseeländer die Cockpits mit Tsunoda tauschen musste. Gemeinsam holten Lawson und Tsunoda sieben Punkte für Red Bull Racing gegenüber 155 von Verstappen. "Ich glaube, dass er zu wenig Zeit hatte, dort im Positiven wie im Negativen etwas mitzunehmen", blickte Bayer zurück. "Das war, wie wenn du das ganze Jahr Skifahren gehst und dann hast du zwei schlechte Tage, an denen es überhaupt nicht funktioniert. Und du weißt nicht, war es das Material, war es ich, oder alles zusammen." Zuletzt überzeugte Lawson wieder mit einem sechsten Platz in Spielberg. Auch Iwasa gilt als zukünftiger Kandidat. Der 23-jährige Japaner ist derzeit in der japanischen Super Formula Championship im Einsatz, in der Formel 2 war er Gesamtvierter (2023) und Gesamtfünfter (2022) geworden. Bayer hob zudem Nikola Tsolov hervor, der 18-jährige Bulgare liefere derzeit in der Formel 3 ab. "Er hat alle Wesensmerkmale eines tollen Rennfahrers." Red Bull plant weiter mit Tsunoda Das gilt auch für Tsunoda, der sich nach vier Saisonen bei den Racing Bulls (zuvor Alpha Tauri) seinen Platz neben Verstappen erarbeitet hatte. Zuletzt verpasste er aber viermal in Folge die WM-Punkte, bei einem Grand Prix war bis jetzt ein neunter Platz in Bahrain das Höchste der Gefühle im Red-Bull-Cockpit. "Ich möchte dieses Wochenende zeigen, wozu ich fähig bin", betonte Tsunoda vor dem letzten Rennen vor der Sommerpause in Silverstone. Dass der 25-Jährige sein RB-Cockpit in dieser Saison wieder verliert, gilt als unwahrscheinlich. Marko hatte in Spielberg bestätigt, dass Red Bull Racing bis Saisonende mit Tsunoda plant. Denn die Gefahr, dass der Austro-Rennstall ein weiteres Talent im Laufe einer Saison ohne Vorbereitungszeit im schwierig zu fahrenden Boliden "verheizt", ist groß. Für die Saison 2026, der ersten mit neuem Reglement, scheint alles offen zu sein.