Horrende Kosten für Stadien und Infrastruktur

Wenn man die Gesamtkosten aufaddiert und dabei nicht nur die Ausgaben für den Bau neuer Stadien und die Renovierung bestehender Stadien, sondern auch alle Kosten für die Infrastruktur berücksichtigt, ist die diesjährige Fußball-Weltmeisterschaft in Katar die mit Abstand teuerste aller Zeiten. Katar hat in den vergangenen Jahren astronomische Kosten von rund 220 Milliarden US-Dollar angehäuft.

Im Vergleich dazu erscheinen die Kosten für die Fußball-Weltmeisterschaft 2006 in Deutschland mit 4,3 Milliarden Dollar geradezu verschwindend gering. Dabei ist jedoch zu berücksichtigen, dass die Ausgaben für die neuen Stadien in Katar lediglich zwischen 6,5 und 10 Milliarden US-Dollar liegen. Dies ist zwar ein deutlicher Anstieg gegenüber den ursprünglich vorangeschlagenen 4 Milliarden, doch selbst das ist immer noch nur ein relativ kleiner Anteil.

Der Großteil der Ausgaben entfällt nämlich auf Infrastrukturkosten, die Teil des umfassenderen Plans Katar 2030 sind. Dazu gehört der Bau eines Innovationszentrums mit Hotels, ein ausgeklügeltes U-Bahn-Netz, weitere Stadien sowie Flughäfen. Schließlich werden Gäste aus der ganzen Welt erwartet und diesen soll es an nichts mangeln.

Menschenrechtsverletzungen beim Bau der Infrastruktur

Die Fußball-Weltmeisterschaft in Katar ist nicht nur wegen ihrer hohen Kosten, sondern vor allem wegen Menschenrechtsverletzungen in die internationale Kritik geraten. In einem Bericht kritisiert Amnesty International, dass die katarischen Behörden es versäumt haben, den Tod von Tausenden von Wanderarbeitern in den vergangenen zehn Jahren zu untersuchen. Und das, obwohl es Beweise dafür gibt, dass ihr vorzeitiger Tod auf gefährliche Arbeitsbedingungen zurückzuführen ist.

Nach Angaben von Amnesty International zeigen offizielle Statistiken, dass zwischen 2010 und 2019 insgesamt 15.021 Staatsangehörige anderer Länder in Katar gestorben sind. Aus den Daten der Regierung geht nicht hervor, wie viele Arbeiter während der Vorbereitungen für die Fußball-Weltmeisterschaft gestorben sind, so die Organisation.

Das oberste Komitee von Katar hat festgestellt, dass seit 2015 insgesamt 35 Arbeiter bei den von ihm überwachten WM-Projekten ums Leben gekommen sind. Es gibt jedoch keine Schätzung darüber, wie viele Arbeiter bei anderen Infrastrukturprojekten im Zusammenhang mit der Ausrichtung des Turniers verstarben.

Kann die WM 2022 in Katar ein Erfolg werden?

Trotz aller Kosten und Kritik hofft insbesondere die FIFA auf eine erfolgreiche Weltmeisterschaft. Denn mit der Vergabe steht nicht nur der Ruf Katars auf dem Spiel, sondern auch die des internationalen Fußballverbandes. Deswegen ist es ein gutes Omen, dass viele Deutsche erst mal keine Anzeichen einer generellen Boykott-Stimmung zeigen.

Rund die Hälfte aller Menschen in Deutschland möchte sich die WM anschauen, obwohl alle Spiele dieses Mal in eine Jahreszeit fallen, die die meisten nicht mit Fußball assoziieren. Das wird die Glühweinstände sicherlich freuen, auf der anderen Seite müssen Brauereien dafür leiden. Letztlich wird der Erfolg zumindest in Deutschland wahrscheinlich wieder davon abhängen, wie weit die Nationalmannschaft es im Turnier schafft.

Grundsätzlich könnte die WM also durchaus ein Erfolg werden, auch wenn Anfangs viele Zweifel gesät wurden. Trotz hoher Kosten und fragwürdiger Menschenrechtslage konnte der Gastgeber nämlich letztlich alle notwendigen Infrastrukturen bereitstellen. Jetzt liegt es nur noch an den Mannschaften und den Fans, um zu entscheiden, wie erfolgreich diese WM sein wird.