Das panafrikanische Freihandelsabkommen (AfCFTA), 2019 vertragsmäßig besiegelt, wird am Neujahrstag 2021 in Kraft treten und wird alle 55 Mitgliedstaaten der Afrikanischen Union unter ein und demselben Handelsschirm vereinigen. Es entsteht also ein Binnenmarkt mit über 1,2 Milliarden Menschen, der ein aufsummiertes BIP von rund 3,4 Billionen US-Dollar aufweisen wird. In diesem Artikel beschäftigten wir uns nun mit jenen Wirtschaftsbereichen, die am meisten von diesem wirtschaftlichen Zusammenschluss profitieren werden, und die die höchsten Wachstumszahlen auf dem gesamten Kontinent erwarten lassen.

 

Der E-Commerce & bargeldloses Bezahlen

Die Branche des afrikanischen E-Commerce  wird ein noch schnelleres Wachstum erfahren, als bisher ohnehin schon prophezeit wurde, denn von Tag zu Tag wickeln immer mehr Afrikaner ihre Geschäfte online ab.

Bis vor kurzem konnte dieser Wirtschaftssektor sein volles Potential noch nicht komplett ausfüllen, da einige Stolpersteine diesem Wachstum im Wege standen. Und hier sei vor allem die Logistik erwähnt. Bis heute verhindert das Fehlen eines einheitliches Adressensystem in vielen afrikanischen Städten, die Lieferung von Waren mittels Post- oder Zustelldiensten an einen Internetnutzer. Hinzu kommt das Problem der umfangreichen Grenz- und Zollkontrollen zwischen den einzelnen afrikanischen Staaten.

Die AfCFTA versucht in diesem Bereich einige grundlegende Änderungen durchzusetzen. Einer der Eckpfeiler dieser Verbesserungen soll der reibungslose interregionale Handel werden. Dies beinhaltet aber auch, dass Investitionen zur Reduzierung und zum Abbau des bürokratischen Aufwands und der damit verbundenen Kosten notwendig sein werden, um so die wirtschaftlichen Transaktionen zwischen den einzelnen afrikanischen Nationen zu vereinfachen. Eine verstärkte Zusammenarbeit zwischen den Mitgliedstaaten würde den grenzüberschreitenden Warenverkehr erheblich erleichtern.

Auch auf den gezielten Aufbau digitaler Zahlungsplattformen wird gegenwärtig in Afrika viel Wert gelegt, denn nur so können die Online-Kunden sorglos die im Internet bestellten Waren bezahlen und sicher stellen, dass ihr Geld auch das beabsichtigte Ziel erreicht.

Dies sind vor allem gute Nachrichten für alle Online-Händler, die sich dank dieser Fortschritte auf verbesserte Geschäftsmöglichkeiten freuen können.


iGaming

iGaming ist eine der am schnellsten wachsenden Branchen der Welt, mit jährlichen Umsätzen von mehreren Milliarden Euro. Diese Zahlen werden vor allem durch eine starke weltweite Marktpräsenz ermöglicht. Bis vor kurzem blieb Afrika jedoch etwas unterhalb des Radars dieses florierenden Wirtschaftssektors, da der Großteil der Bevölkerung Afrikas noch keinen geeigneten Internetzugang hatte.

Doch seit geraumer Zeit stürzt sich Afrika nun voll in dieses Getümmel. Aktuelle Statistiken belegen, dass gegenwärtig bereits fast 40% der Bevölkerung über einen passablen Internetzugang verfügt. Aus diesem Grund konnten viele iGaming-Webseiten ihren Marktanteil beträchtlich steigern: Die unterschiedlichsten Online-Casinos bieten nicht nur ihren Neukunden spezielle Vergünstigungen wie Boni ohne verpflichtende Einzahlungen an, aber auch Unternehmen in der Online-Sportwetten-Branche locken mit anderen Vergünstigungen, um neue Spieler an Bord zu holen.

Aber auch dieses Wachstum hat einen ganz offensichtliche Nachteil, denn in einigen Ländern des Kontinents, Kenia sei hier als Beispiel genannt, ist ein sprunghafter Anstieg der Spielsucht festgestellt worden. Für die Verantwortlichen dieser Länder besteht nun zwingend die Notwendigkeit, die Spieler vor den negativen Folgen einer Spielsucht zu warnen, und ein verantwortungsvolles Spielen zu propagieren und auch durchzusetzen.

Es liegt nun an Regierungen der afrikanischen Staaten diese Schutzmaßnahmen einzuführen und auf verantwortungsvolles Glücksspiel zu bestehen. Die Macht hätten sie dazu. Auch hier wird eine internationale Kooperation es bedeutend einfacher machen, Maßnahmen zu ergreifen, die auch in der gesamten Afrikanischen Union Gültigkeit haben werden, die auch gelebt werden und schlussendlich funktionieren.


Der regionale Handel

 

Als die erste Covid-19-Welle im März 2020 unseren Planeten voll traf, gab es weltweite Befürchtungen, dass das globale Handelssystem und das ökonomische-System aufgrund rigoroser Grenzschließungen eventuell sogar zusammenbrechen könnten. Glücklicherweise haben sich diese Prognosen als zu pessimistisch erwiesen, denn die aktuellen Zahlen belegen, dass die Handelsstatistiken überraschend unverändert stabil geblieben sind.

Kenia, traditionell der wirtschaftliche Stabilitätsanker ganz Ostafrikas, konnte diesen globalen Trend eindeutig wiederspiegeln. Nach der ersten Schockstarre, die bis in den späten Frühling dieses Jahres wirkte, konnten sich die Handelszahlen Kenias laut einem Bericht der Brookings Institution im Sommer auf Grund von deutlichen Steigerungen im Handelsvolumens wieder auf einem Normalwert einpendeln. Von zentraler Bedeutung für diese Widerstandsfähigkeit sind die regionalen Handelszahlen des Landes, die von unbürokratischen staatlichen Maßnahmen wie der Einrichtung mobiler Stationen für Covid-Tests an den Staatsgrenzen profitiert haben. Denn diese mobilen Testlabors bewirkten, dass der zwischenstaatliche Handel wieder ungestört seinen Lauf nehmen konnte.

Aber es ist noch ein weiter Weg bis zur Stabilisierung der Lage, dennoch haben andere ostafrikanische Länder wie Uganda und Tansania sich bereiterklärt, an den Maßnahmen der verstärkten Zusammenarbeit teilzunehmen, die vor allem den künftigen Handel erleichtern wird. Die Einführung der AfCFTA im Jahr 2021 wird auf jeden Fall dazu beitragen, die Zollformalitäten zu vereinfachen, die Zölle zu senken und dadurch Milliarden von Euro einzusparen.

Alleine durch diese Maßnahmen sollen sich die intrakontinentalen Exporte bis ins Jahr 2035 um mehr als 80% steigern, also zu einer Zeit, in der Afrika 20% der Weltbevölkerung stellen wird.

Auslandsinvestition

 

Eine geeinte afrikanische Wirtschaftsunion mit einer auf den ersten Blick prosperierenden Zukunft stellt eine äußerst attraktive Option für externe Investoren dar. Gegenwärtig existieren bereits verschiedenste Handelsentwicklungsprogramme zwischen einigen afrikanischen Ländern und globalen nationalen Playern wie China und Südafrika, aber  auch der wachsende afrikanische Technologiesektor erhält unterstützende finanzielle Mittel von Technologieriesen wie Google und Facebook.

Im Moment beschränken sich die meisten Auslandsinvestitionen auf eine kleine Anzahl handverlesener afrikanischer Staaten. Diesem Umstand will die AfCFTA gegensteuern und auch Finanzierungen für weniger entwickelte Länder wie etwa den Tschad, dem Südsudan und Sierra Leone ermöglichen. In diesem Zusammenhang verlautbarten vor kurzem Vertreter aus Südkorea, einem Wirtschaftsgiganten im Umbruch, dass Ihr Land den Einfluss in Afrika südlich der Sahara beträchtlich erhöhen werde, also jene Gebiete, die deutlich vom AfCFTA-Abkommen profitieren werden.

Die Vorteile dieser möglichen Kooperationen wären vielfältig, denn diese neuen signifikanten Investitionen werden Teil des Vorhabens sein, Millionen von Menschen aus der extremen Armut zu befreien, sowie dauerhafte Arbeitsplätze und eine verbesserte Infrastruktur zu schaffen.

Denn schon oft haben die allerersten, gezielt getätigten finanziellen Zuschüsse, zu anschließenden weiteren Investitionen geführt. Zuerst muss sich aber noch tatsächlich bewahrheiten, ob sich die AfCTFA Anstrengungen auch in die Tat umsetzen lassen.


Afrikas langfristige Zukunft

Die möglichen wirtschaftlichen Wachstumsbereiche dieses Kontinents, die von der AfCTA definiert wurden, sind zwar klar erkennbar und werden von auch von diesem Freihandelszonenbündnis auch zielgerecht und umfangreich unterstützt, jedoch wird der Weg der Umsetzung ein steiniger sein. Vor allem die Gegner des globalen Freihandels beklagen sich über die immer größer werdende Einkommensungleichheit zwischen den Kontinenten. Ganz besonders werden die afrikanischen Nationen Sorge tragen müssen, dass in Ihren Ländern nach den Jahrhunderten der Benachteiligungen endlich die soziale und wirtschaftliche Gerechtigkeit Einzug hält. So müssen beispielsweise große Bevölkerungsschichten einzelner Staaten aus der extremen Armut befreit werden, aber auch die in die Jahre gekommene und herabgewirtschaftete nationale Infrastruktur muss zeitnah einen gewaltigen Innovationsschub erfahren.

Für einen Kontinent, der im letzten Jahrhundert von unzähligen internen Konflikten heimgesucht und erschüttert wurde, bietet ein umfassendes kontinentales Handelsabkommen die umfassende Möglichkeiten, um wirklich langfristige Ziele erreichen und ein substanzielles Wachstum in diesen vier oben genannten Kern-Bereichen erzielen zu können.