Galt die hohe Abhängigkeit vom globalen Handel durch die Konflikte in den vergangenen Jahren als Hindernis, stellt sich die industrielle Stärke der asiatischen Länder nun als vorteilhaft heraus. Denn seit Beginn der Corona-Pandemie haben sich die globalen Konsumausgaben von Dienstleistungen zu Gütern verlagert. Gleichzeitig versuchen viele westliche Konzerne Engpässe bei Vorprodukten nun durch eine umfangreichere, dezentrale Lagerhaltung zu verhindern. Das Just-in-time-Konzept ist durch Just-in-case ersetzt worden und hat den Lagerhaltungszyklus kräftig angeschoben. Auch die hohe Affinität Asiens zum technologischen Fortschritt und zur Online-Gesellschaft stellt sich als Segen heraus.

Beispielsweise präferieren laut aktuellen Umfragen fast 80 Prozent der chinesischen Konsumenten Online-Shopping gegenüber dem Präsenzhandel. Ähnlich hohe Werte weisen die industrialisierten Länder in Chinas „Speckgürtel“ auf. In Zeiten sozialer Distanz und dem rapiden Auf- und Ausbau digitaler Infrastruktur ist das ein mächtiger Vorteil. China hat für die kommenden fünf Jahre allein 21 digitale Freihandelszonen mit umfassender E-Commerce-Infrastruktur geplant – von der Vernetzung von Banken, Logistikern und Produzenten über Zahlensysteme bis hin zu einer eigenen digitalen Währung.

Darüber hinaus fördern die anhaltende Urbanisierung und die zunehmende Herausbildung einer Mittelschicht die Entstehung riesiger konsum- und binnenmarktorientierter Märkte. Wir stehen mittelfristig vor einer Neuordnung der Weltwirtschaft mit einer viel engeren regionalen Integration Asiens, in der allenfalls die osteuropäischen Länder als Produzenten geringwertiger Güter eine Rolle in der Wertschöpfung spielen. Fast unbemerkt ist Ende letzten Jahres die größte global Freihandelszone entstanden.

15 asiatische Länder haben sich auf den weitgehenden Abbau von Zöllen bei den Produkten verständigt, bei denen die Wertschöpfung überwiegend im asiatischen Raum stattfindet. Neben den asiatischen Tigerstaaten Indonesien, Thailand, Philippinen, Vietnam und Südkorea sind auch die Industrienationen Japan, Australien und Neuseeland im Bunde. Von seiner Dimension her - 2,2 Milliarden Menschen, rund 30 Prozent der Weltproduktion und des Welthandels – kann das Abkommen kaum überschätzt werden.

Erstaunlich ist, dass Chinas trotz aller nationaler Differenzen eine engere technologische Kooperation vor allem mit Japan anstrebt. Mittelfristig dürfte das Freihandelsabkommen dazu führen, dass sich Lieferketten zunehmend in den asiatischen Raum verschieben, mittelgroße und kleinere Firmen – die Jobmaschinen jeder Wirtschaft – profitieren und sich das Wirtschaftswachstum der Region weiter beschleunigt.

In den letzten fünfzig Jahren konnte keine Region des Planeten seinen Anteil an der globalen Wirtschaftsleistung so stark ausdehnen wie Asien. Von knapp 14 Prozent im Jahr 1970 stieg der Anteil der asiatischen Volkswirtschaften am globalen Bruttoinlandsprodukt auf zuletzt 35 Prozent. Ohne Asien ist ein globales Wirtschaftswachstum inzwischen infolge des anämischen Wachstums der Industrieländer undenkbar: Laut Internationalem Währungsfonds steuerte Asien 2019 über 70 Prozent des weltweiten Wirtschaftswachstums bei.

So gut die Voraussetzungen für ein weiteres Wachstum also sind, so kompliziert ist es, richtig in Schwellenländer zu investieren. Die meisten Finanzmärkte der asiatischen Schwellenländer gelten nach wie vor in punkto Liquidität, Transparenz, Aktionärsrechte und Rechnungslegungsvorschriften als unterentwickelt. So kommen im MSCI-All-Countries-World-Index, der die Wertentwicklung von Unternehmen aus 23 Industrie- und 27 Schwellenländern abbildet, die Unternehmen der Schwellenländer nur auf einen Anteil von zehn Prozent. Viele lokale Währungen schwanken stark und erhöhen das Investorenrisiko erheblich. Dazu kommen politische Unwägbarkeiten wie plötzliche Steuererhöhungen, Änderung der Wirtschaftspolitik oder innerstaatliche Konflikte wie Putschversuche oder Bürgerkriege.

Der Anleger ist daher gut beraten, breit diversifiziert zu investieren. Aktive Fonds, von Spezialisten gemanagt, sind für diesen Zweck aus unserer Sicht am geeignetsten.

Diesen und weitere Vermögensverwalter mit Meinungen und Anlagestrategien finden Sie auf www.v-check.de.

 

 

Aus dem Börse Express-PDF vom 03. Mai - hier zum kostenlosen Download

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