Die Inflation kehrt zurück in den Fokus (Gottfried Urban)
21.07.2021 | 12:15
Wer erwartet hatte, dass die massive Ausweitung der Geldmenge seit 2008 die Inflation massiv anheizen würde, sah sich getäuscht. Die Preissteigerungsraten für Waren- und Dienstleistungskörbe sind durch Globalisierungseffekte und ab 2014 rückläufige Rohstoffpreise deutlich unter der Zielmarke von zwei Prozent geblieben. Nun hat sich das Blatt aber gewendet!
Seit diesem Jahr steigen die Konsumentenpreise deutlich an. Damit ist "Inflation" zurück im Scheinwerferlicht. Seit Sommer 2020 ist aber ein - zum Teil massiver - Anstieg der Rohstoffpreise auf breiter Front festzustellen. Nicht nur der sehr wichtige Erdölpreis hat sich mehr als verdoppelt, auch die Preise für Metalle, Holz und Getreide sind massiv gestiegen. Dies ist auf eine wieder steigende Nachfrage zurückzuführen. Die Konjunktur erholt sich, die Läger werden wieder aufgefüllt.
Letzteres ist eine Lehre aus der letztjährigen Unterbrechung der Lieferketten durch die diversen Lockdowns. Die höheren Rohstoffpreise schlagen sich in steigenden Produzentenpreisen nieder, welche sukzessive auf die Konsumenten überwälzt werden. Die entscheidende Frage ist, ob es sich um ein vorübergehendes Phänomen oder einen neuen, langfristigen Trend (vergleichbar mit den 1970er-Jahren) handelt.
Statistische Effekte werden jedoch in Kürze auslaufen und den Teuerungsanstieg bremsen. Das Inflationsniveau wird aber erhöht bleiben, in den USA wohl im Bereich drei bis sieben Prozent. Da die amerikanische Wirtschaft schon heute klagt, dass man keine qualifizierten Arbeitnehmer finde, sind deutliche Lohnerhöhungen infolge Fachkräftemangel und Abwerbung von Mitarbeitern nicht zu vermeiden. Damit dürfte auch die Lohn-Preis-Spirale in Bewegung geraten.
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