Franz Weis: Die ganze Welt macht sich Sorgen, was in Europa passiert: Populismus, italienische und spanische Wahlen, Handelskrieg, China, etc. Deswegen fragen sich viele Leute, wieso sie in Europa investieren sollten bzw. in welches Land oder in welche Branche. Wir bei Comgest stellen uns die Frage gar nicht, weil wir Stock-picking machen. Wir investieren in Qualitätswachstumsaktien, die unabhängig von makropolitischen Ereignissen wachsen. Für uns ist es wichtig, dass es Wachstum gibt, das vorhersehbar, nachhaltig und langfristig ist. Ein großer Teil unserer Aktien stammt daher aus der Gesundheitsbranche. Diese ist angesichts mehrerer Faktoren sehr vielversprechend, beispielsweise aufgrund der alternden Bevölkerung und der damit verbundenen gesundheitlichen Herausforderungen.

 

Die Performance YTD beträgt ca. 18 Prozent. Wie sehen Sie die Prognose?

Franz Weis: Da das vierte Quartal letztes Jahr nach unten ging, hatten wir natürlich einiges aufzuholen, was wir auch geschafft haben. Vor sechs Monaten hielten viele Menschen noch an ihrer Gewinnprognose von 10% fest, obwohl sich die Wirtschaft ständig verschlechtert hat und letztendlich waren es 5%. Daraufhin wurden die Prognosen für 2019 auch herabgesetzt, auf ca. 3-4%. Die Anleger sind jetzt wesentlich realistischer. Insgesamt kann man aber sehen, dass die Gewinne steigen und die Wirtschaft wächst. Die Gewinne sind aufgrund des Umfelds sehr dynamisch, so ist beispielsweise der Handelskrieg noch nicht vorbei. Die politische Unsicherheit ist da, aber die Lage ist nicht so schlecht wie viele Leute glauben.

 

Sind Sie in Österreich investiert bzw. wie sehen Sie den österreichischen Markt?

Franz Weis: Wir sehen das nicht auf Marktebene, sondern auf Unternehmensebene. Bisher haben wir noch keine Unternehmen in Österreich gefunden, die unseren Kriterien entsprechen.

 

Ein paar Worte zur Währung: Haben Sie Währungsrisiken? Sie haben ja auch Investoren aus anderen Ländern, richtig?

Franz Weis: Wir haben weltweit Investoren, von Japan bis in die USA. Hedging machen wir nicht. Wir haben Schweizer, dänische, britische Werte und die meisten Unternehmen agieren sehr international, produzieren allerdings vor Ort. Ein wichtiges Kriterium bei den Unternehmen, in die wir investiert sind, ist die Preissetzungsmacht. Als beispielsweise 2015 die CHF aufgewertet wurde und die Schweizer Uhrenhersteller ihre Preise nach oben gesetzt haben, verzeichneten sie dadurch trotzdem keinen Umsatzrückgang.