Dazu gehören in erster Linie die sehr überzeugenden US-Wirtschaftsdaten: So hat sich im Januar der Arbeitsmarkt in den USA trotz der grassierenden Omikron-Welle weiter erholt. US-Unternehmen stellten nach Angaben des US-Arbeitsministeriums 467.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ein. Das sind mehr als doppelt so viele neue Jobs wie noch im Dezember 2021. Wirtschaftsexperten hatten im Zuge der extrem hohen Corona-Fallzahlen mit maximal 250.000 neuen Stellen gerechnet. Auch die Einzelhandelsumsätze wachsen deutlich schneller als prognostiziert, die US-Industrieproduktion legt dynamisch zu und die Zahl der Baugenehmigungen ist anhaltend stark. Der Konjunkturmotor der USA brummt also.

Diese guten (Konjunktur-)Nachrichten sind jedoch keineswegs beruhigende Nachrichten für den Kapitalmarkt. Im Gegenteil. Sie verstärken nur die Überzeugung der Investoren, dass die US-Notenbank Fed die Zinsen schnell(er) anheben wird als ursprünglich geplant, um weitere Preissteigerungen und somit die Inflation im Zaum zu halten.

In diesem Umfeld kommt die Ukrainekrise mit ihrem Potenzial, die Energiepreise weiter gen Norden zu treiben, extrem ungelegen.

Hinzu kommt, dass einige Mitglieder der US-Notenbank Fed mit mahnenden Worten bereits ein mögliches Versagen der Notenbank an die Wand malen. Dies mag persönlich vorteilhaft sein, führt aber zu einer weiteren Verunsicherung der Anleger und ist für die Glaubwürdigkeit einer Zentralbank, die gerne den Anschein wahren will, alles unter Kontrolle zu haben, fatal.

Aus konjunktureller Sicht wirkt sich der Ukrainekonflikt vor allem über die Energiepreise negativ aus. Der EU wird ihre missliche Abhängigkeit von russischem Gas immer mehr ein Dorn im Auge. Die USA dagegen sind als große Agrarnation und Netto-Ölexporteur weniger betroffen, zumal der kostenintensiven Schieferöl- und -gasindustrie die hohen Energiepreise nicht ungelegen kommen dürften. Aus US-Sicht ist eine etwas länger andauernder Ukrainekrise (bis es dann hoffentlich zu einer Entspannung kommt) daher gut zu verkraften. Präsident Biden gewinnt mit einer bisher klugen Strategie, die von den innenpolitischen Problemen ablenkt, zudem an Format. Gleichzeitig gerät die OPEC unter Druck, die Förderquoten zu erhöhen, um einen weiteren Anstieg des Ölpreises zu verhindern. Dies würde das Verhältnis zwischen Russland und Saudi-Arabien belasten – zur Freude der USA und ihrer eigenen Ölindustrie.

Diese komplizierte Gemengelage bedeutet für Anleger, dass sie ihr Heil weiterhin in jenen Substanzwerten suchen werden, die ihnen neben einer günstigen Bewertung ein hohes Maß an Qualität im Sinne belastbarer Bilanzen und zuverlässiger Rentabilität bieten. Das Motto „Raus aus Wachstum, rein in Substanz“ wird die Aktienmärkte das Jahr 2022 über wohl weiter begleiten. 

Diesen und weitere Vermögensverwalter mit Meinungen und Anlagestrategien finden Sie auf www.v-check.de.

 

 

Aus dem Börse Express PDF von 28. Februar hier zum Download

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