Offensichtlich haben die Geschichten von Dagobert Duck und vor allem sein Umgang mit Geld viele Deutsche nachhaltig geprägt. Denn Deutschlands Bürger haben in der Corona-Krise Unsummen an Geld gehortet. Nach Zahlen der Bundesbank sind die Bankeinlagen der privaten Haushalte von Januar 2020 bis Januar 2021 um 182 Milliarden auf 1,73 Billionen Euro gestiegen. Die Corona-Wirtschaftskrise hat auf den ersten Blick die paradoxe Folge, dass viele Bürger erheblich mehr Geld auf dem Konto haben als vor einem Jahr.

Die Deutschen gelten als ausgesprochene Freunde des Bargelds. In kaum einer anderen Nation wird so gerne mit Münzen und Scheinen bezahlt wie in Deutschland. Dabei werden die Scheine und Münzen aber nur zu 20 Prozent für alltägliche Transaktionen verwendet.

Immer mehr Bargeld wird zu Hause aufbewahrt.

Laut einer Bundesbank-Untersuchung über die verschiedenen Zahlungsmittel, befanden sich 2018 Banknoten im Wert von rund 268 Milliarden Euro im Umlauf. Mit etwa 200 Milliarden Euro wurde der größte Teil dieser Summe für die sogenannte Hortung, also der längerfristigen Aufbewahrung von Bargeld durch Unternehmen und Haushalte, genutzt. Der Untersuchung zufolge bewahrten im Jahr 2018 Privatpersonen in Deutschland durchschnittlich Bargeld in Höhe von 1364 Euro entweder zu Hause oder in einem Bankschließfach auf. Der durchschnittliche Wert, den Privatpersonen für kurzfristige Transaktionszwecke beispielsweise dem Einkaufen in ihrem Geldbeutel aufbewahren, liegt im Schnitt bei 107 Euro. Es wird vermutet, das mittlerweile wesentlich mehr Bargeld zu Hause aufbewahrt wird als 2018. Denn immer mehr Geldhäuser belasten auch Privatkunden mit Negativzinsen. Allein im März haben knapp 50 Banken und Sparkassen Strafzinsen für Privatkunden eingeführt.

Droht die Abschaffung des Bargeldes?

Durch das Horten von Geld in Schließfächern oder im heimischen Tresor unterlaufen die Bürger schon lange die geldpolitischen Maßnahmen der großen Zentralbanken. Führende Ökonomen, allen voran der Harvard Professor Kenneth Rogoff, fordern aus diesem Grund die Abschaffung des Bargeldes. Ohne Bargeld könnten die Zentralbanken leichter Negativzinsen durchsetzen und damit das Wirtschaftswachstum anzukurbeln. Der Theorie zufolge sollen negative Zinsen durch einen einfachen Mechanismus zu mehr Wirtschaftswachstum führen. Erheben die Zentralbanken negative Zinsen, dann kostet es für die Geschäftsbanken Geld die Einlagen der Sparer bei den Zentralbanken zu parken. Im Idealfall verleihen die Banken diese Einlagen stattdessen dann lieber in Form von Krediten an Unternehmen und Privatleute. Mit diesen Krediten wiederum können Unternehmen Investitionen tätigen und so die Wirtschaft eines Landes in Schwung bringen. Diesem angestrebten Effekt können Banken oder vor allem Verbraucher jedoch ausweichen, indem sie statt Guthaben auf der Bank Bargeld unter dem „Kopfkissen“ horten.

Auch die D-Mark wird gehortet.

Dabei horten die Bundesbürger nicht nur Euro. Ende November 2020 sind laut Deutscher Bundesbank noch Scheine und Münzen im Wert von mehr als zwölf Milliarden Mark im Umlauf. Dabei handelt es sich um Banknoten im Wert von 5,79 Milliarden Mark sowie Münzen im Volumen von 6,61 Milliarden Mark. Das entspricht 164,3 Millionen Scheinen und mehr als 23 Milliarden Münzen. Gebunkert im Milliardenwert werden vor allem 100- und 1000-Mark-Scheine. Offensichtlich haben sich auch fast 19 Jahre nach Einführung des Euro-Bargeldes noch nicht alle Menschen von der alten Währung verabschiedet. Dabei können die alten Scheine und Münzen anders als in vielen anderen Euroländern bei der Bundesbank unbefristet umgetauscht werden. Der Wechselkurs ist unverändert: Einen Euro bekommt man für 1,95583 D-Mark.

Bargeld hat kein Verfallsdatum.

Denn in der Bundesrepublik hat Bargeld eigentlich kein Verfallsdatum. In Geld wird der Wert eines verkauften Gutes gespeichert und Geld macht es so möglich, diesen Wert in die Zukunft zu übertragen. Um als Wertspeicher zu dienen, muss Geld allerdings haltbar und wertbeständig sein. Dabei hat Bargeld in der heutigen Zeit keinen eigenen Materialwert mehr. Staatliche Zentralbanken haben deshalb die Aufgabe, diesen Geldwert zu sichern. Jedoch sind Zweifel angebracht, wie lange die Zentralbanken dieser Verpflichtung noch gerecht werden. Denn seit der Finanzkrise 2008 werden die Märkte regelmäßig mit frischem Geld regelrecht geflutet. Kritiker sprechen von „Verschuldungsorgien“ zur Lösung der Probleme. Ökonomen verweisen lieber auf neue Ansätze in der Geldpolitik und berufen sich auf die Modern Monetary Theory. Dabei bedroht vor allem die Inflation den Wertspeicher Bargeld. Mittlerweile kommunizieren die Zentralbanken offen ihre Bereitschaft auch eine höhere Inflation über längere Zeiträume zu akzeptieren. Der irische Dramatiker George Bernard Shaw kommentierte diese Politik schon zu seinen Lebzeiten mit dem bekannten Zitat: „Wenn die Regierung das Geld verschlechtert, um alle Gläubiger zu betrügen, so gibt man diesem Verfahren den höflichen Namen Inflation“.

Inflation jenseits der 2 Prozent?

Zum Schwur wird es vermutlich zum Ende der Pandemie kommen. Was passiert, wenn der aufgestaute Konsum und viel freie Liquidität auf ein reduziertes Angebot trifft? Denn viele Branchen haben ihr Angebot und ihre Produktion auf den Lockdown angepasst. Viele Ökonomen rechnen für diesen Sommer mit einem kräftigen Anziehen der Inflation. Für einige Monate sind auch in Deutschland Inflationsraten jenseits der zwei Prozent Marke denkbar. Spätestens dann wird es eng für den Wertspeicher Bargeld. 

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Aus dem Börse Express-PDF vom 9. April - hier zum kostenlosen Download

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