Deutschlands neue Afrikastrategie: Wirtschaft drängt auf Taten

Die Bundesregierung steht unter Druck: Führende Wirtschaftsverbände fordern konkrete Umsetzungsschritte der im Januar verabschiedeten Afrikastrategie. Nach jahrelanger Diskussion soll endlich aus klassischer Entwicklungshilfe eine echte Wirtschaftspartnerschaft werden.
Das Bundeskabinett hatte Anfang des Jahres ressortübergreifende Leitlinien für eine neuausgerichtete Afrikapolitik beschlossen. Ziel: Die Beziehungen zum afrikanischen Kontinent als "Gravitationszentrum einer multipolaren Welt" grundlegend stärken. Doch die Wirtschaft verliert die Geduld.
Schluss mit dem Ressort-Chaos
Erstmals bündelt Deutschland seine Afrika-Aktivitäten in einem gesamtstaatlichen Ansatz. Bisher kochte jedes Ministerium sein eigenes Süppchen – mit entsprechend verwässerten Ergebnissen.
Das Auswärtige Amt führt nun die Regie und soll Außen-, Wirtschafts-, Entwicklungs- und Sicherheitspolitik koordinieren. Der Fokus: Deutschlands Engagement als verlässlicher Partner festigen und die Zusammenarbeit auf afrikanische Prioritäten wie die "Agenda 2063" der Afrikanischen Union abstimmen.
Die neue Strategie markiert einen klaren Paradigmenwechsel weg von paternalistischer Entwicklungshilfe hin zu partnerschaftlicher Zusammenarbeit auf Augenhöhe.
Wirtschaft als Wachstumsmotor
Afrika gilt als Chancenkontinent – und das zu Recht. Eine junge, technologieaffine Bevölkerung trifft auf enormes Wachstumspotenzial. Für Deutschland bedeutet das: neue Märkte und diversifizierte Lieferketten.
Die Strategie setzt auf Investitionen in Zukunftssektoren:
* Erneuerbare Energien
* Digitalisierung
* Nachhaltige Infrastruktur
Das ehrgeizige Ziel: 25 Millionen neue Arbeitsplätze jährlich auf dem Kontinent schaffen. Der bereits etablierte "Compact with Africa" mit dreizehn teilnehmenden Ländern soll dafür als Sprungbrett dienen.
Globale Krisen gemeinsam angehen
Klimawandel, Sicherheit, Migration – die Herausforderungen sind komplex und grenzenlos. Deutschlands Antwort: eine "Just Transition", eine sozial gerechte Energiewende in Afrika fördern.
Bei Sicherheitsfragen bietet Berlin vertiefte Zusammenarbeit in der Konfliktprävention und Terrorismusbekämpfung an. Gleichzeitig sollen rechtsstaatliche Strukturen gestärkt werden.
Migration wird zum Partnerschaftsthema: Legale Wege für Fachkräfte öffnen, irreguläre Migration an den Wurzeln bekämpfen. Ein Ansatz, der sowohl Schleuserkriminalität eindämmen als auch die Rückführungskooperation verbessern soll.
Zwischen Anspruch und harter Realität
Deutschland steht in Afrika längst nicht mehr allein auf weiter Flur. China, Russland, die Türkei und Golfstaaten verfolgen aggressive Strategien und setzen Berlin unter Zugzwang.
Der Afrika-Verein der deutschen Wirtschaft macht bereits Druck: Dem Hauptgeschäftsführer fehlen konkrete Maßnahmen zur Förderung von Handel und Investitionen. Die Kritik sitzt tief – zu oft blieben strategische Papiere folgenlos.
Kann Deutschland die bürokratischen Hürden endlich abbauen? Die Rahmenbedingungen für deutsches Engagement müssen sich spürbar verbessern.
Die Bewährungsprobe beginnt jetzt
Mit den verabschiedeten Leitlinien hat die Bundesregierung den Rahmen gesetzt. Jetzt kommt es auf die Umsetzung an. In den kommenden Monaten entscheidet sich, ob aus der "strategischen Wende" konkrete Projekte werden.
Die Politik muss beweisen, dass sie bereit ist, politisches Kapital zu investieren – über finanzielle Zusagen hinaus. Nur so können die Partnerschaften belastbar und zukunftsfähig gestaltet werden.
Die nächsten Monate werden zeigen: Gelingt Deutschland der Sprung vom Strategiepapier zur gelebten Partnerschaft?