Deutschland und Österreich starten Milliarden-Offensive für Klimaschutz

Deutschland und Österreich gehen mit neuen Milliarden-Programmen in die Klima-Offensive. Während die Bundesrepublik ihre Schwerindustrie mit der nächsten Runde der Klimaschutzverträge dekarbonisieren will, startet Österreich eine umfassende Sanierungsoffensive für Gebäude.
Die beiden Nachbarländer wollen so den Übergang zur klimaneutralen Wirtschaft beschleunigen – trotz wirtschaftlicher Herausforderungen und internationaler Kritik an der deutschen Energiewende.
Klimaschutzverträge: Deutschland lockt Industrie mit Millionen
Das Bundeswirtschaftsministerium hat gestern das Vorverfahren für die zweite Runde der Klimaschutzverträge gestartet. Ab 2026 werden diese in einem Gebotsverfahren vergeben.
Die Förderung richtet sich an energieintensive Branchen:
* Chemieindustrie
* Zementwerke
* Stahlproduktion
* Glasherstellung
Erstmals sind auch CO2-Abscheidungstechnologien (CCU/CCS) förderfähig. Die Verträge funktionieren als Differenzverträge: Der Staat gleicht die Lücke zwischen teurer grüner Technologie und CO2-Preis aus.
Bis 1. Dezember können sich Unternehmen für das Vorverfahren registrieren.
Österreich: 1,8 Milliarden für Heizungstausch und Dämmung
Österreichs Klimaministerium kontert mit einer Sanierungsoffensive von 2026 bis 2030. Jährlich fließen 360 Millionen Euro in die Modernisierung von Heizsystemen und Gebäudedämmung.
Von der Förderung profitieren:
* Private Haushalte in Ein- und Zweifamilienhäusern
* Betriebe und mehrgeschossiger Wohnbau
* Austausch fossiler Heizungen gegen Wärmepumpen und Pelletsheizungen
Neue Regel: Nur noch Wärmepumpen mit natürlichen Kältemitteln werden gefördert – eine Folge der EU-F-Gas-Verordnung.
Ehrgeizige Klimaziele unter Druck
Deutschland will seine Emissionen bis 2030 um 65 Prozent gegenüber 1990 senken und bis 2045 klimaneutral werden. Österreich diskutiert noch über ein neues Klimaschutzgesetz.
Beide Länder agieren im Rahmen des European Green Deal, der die EU bis 2050 klimaneutral machen soll.
Energiewende zwischen Kritik und Hoffnung
Die deutschen Klimaschutz-Ambitionen stehen international unter Beschuss. Fast die Hälfte der europäischen Energieexperten äußert sich negativer zur deutschen Energiepolitik als vor vier Jahren.
Der Grund: Zweifel, ob Deutschland die Balance zwischen Klimaschutz und Wettbewerbsfähigkeit halten kann. Die Klimaschutzverträge sollen verhindern, dass energieintensive Industrien wegen hoher Transformationskosten abwandern.
Kritiker fordern jedoch mehr als nur Fördergelder – nämlich Bürokratieabbau und grundlegende Reformen.
Der entscheidende Test kommt jetzt
Die Ankündigungen stehen – jetzt zählt die Umsetzung. In Deutschland läuft das Vorverfahren bis Dezember, in Österreich beginnt die Registrierung für Heizungsförderungen im November nach dem Prinzip "first come, first serve".
Die zentrale Herausforderung bleibt: Den Wirtschaftsumbau sozial gerecht zu gestalten und die Bevölkerung bei den ambitionierten Klimazielen mitzunehmen.