Deutschland und Österreich ringen mit einem grundlegenden Dilemma: Wie können sie hohe Energiekosten senken, ohne die ohnehin angespannten Staatshaushalte zu überlasten? Die Antwort fällt in beiden Ländern unterschiedlich aus, doch der Druck ist überall spürbar.

Deutschland rechnet für 2025 nur noch mit einem mageren Wirtschaftswachstum von 0,2 Prozent. Österreich bereitet sich auf schmerzhafte Einschnitte bei Pensionen und Sozialleistungen vor. Beide Regierungen setzen dabei auf gezielte Entlastungen statt auf die breiten Hilfspakete der Energiekrise 2022/23.

Deutsche Strompreise sinken ab 2026 um 100 Euro pro Haushalt

Der Bundestag debattiert diese Woche über konkrete Entlastungen bei den Energiekosten. Ab 2026 sollen die Strompreise spürbar fallen: Ein Bundeszuschuss von 6,5 Milliarden Euro stabilisiert die Übertragungsnetzentgelte.

Für einen durchschnittlichen Haushalt bedeutet das eine Ersparnis von rund 100 Euro pro Jahr. Dazu kommt die dauerhafte Senkung der Stromsteuer für über 600.000 Betriebe auf das EU-Mindestniveau. Die bereits beschlossene Abschaffung der Gasspeicherumlage ab Januar 2026 reduziert zusätzlich die Gaskosten.

Wirtschaftsministerin Katherina Reiche warnt trotz der Entlastungen vor einem "strukturellen Wachstumsproblem". Sie fordert mutige Reformen beim Bürokratieabbau und bei Planungsverfahren.

Österreich kürzt bei höheren Pensionen

Wien geht einen anderen Weg. Am 16. Oktober stimmt der Nationalrat über ein umfassendes Sparpaket ab, das direkte Einschnitte im Sozialsystem vorsieht.

Die Pensionsanpassung für 2026 betrifft vor allem höhere Einkommen: Nur Pensionen bis 2.500 Euro brutto werden vollständig an die Inflation angepasst. Höhere Pensionen erhalten stattdessen einen pauschalen Zuschlag von 67,50 Euro monatlich.

Parallel führt Österreich eine neue "Weiterbildungsbeihilfe" mit 150 Millionen Euro Jahresbudget ein. Sie ersetzt die im März abgeschaffte Bildungskarenz und richtet sich gezielt an geringer Qualifizierte.

Abkehr von der Gießkannen-Politik

Beide Länder verabschieden sich von der breiten Unterstützung während der akuten Energiekrise. Statt Preisbremsen für alle setzen sie auf strukturelle Eingriffe bei staatlich regulierten Preisbestandteilen.

Deutschland konzentriert sich auf die Stärkung der Industriewettbewerbsfähigkeit. Kritiker bemängeln jedoch, dass die Netzentgelt-Entlastung hauptsächlich stromintensiven Unternehmen zugute kommt.

Österreich muss aufgrund des hohen Konsolidierungsdrucks härtere Einschnitte verkraften. Das Ziel: Ein EU-Defizitverfahren abwenden und die Staatsfinanzen stabilisieren.

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Schwierige Balance zwischen Sparen und Investieren

Die kommenden Wochen bringen intensive Haushaltsverhandlungen für 2026. Verbraucher und Unternehmen spüren die beschlossenen Entlastungen erst ab nächstem Jahr - vorausgesetzt, die globalen Energiepreise bleiben stabil.

Die größte Herausforderung bleibt der Spagat zwischen kurzfristiger Krisenbewältigung und langfristiger Stabilität. Beide Regierungen müssen gleichzeitig in die Energiewende investieren und sparen. Ein schmaler Grat, der die politische Agenda auch in den kommenden Monaten bestimmen wird.