Deutschland und Österreich kämpfen um ausländische Fachkräfte

Deutschland und Österreich verschärfen den Konkurrenzkampf um internationale Talente. Neue Gesetze und gezielte Programme sollen die dramatischen Personallücken schließen - der wirtschaftliche Druck steigt.
Neue Gesetze öffnen die Türen
Deutschland baut auf sein weiterentwickeltes Fachkräfteeinwanderungsgesetz, das seit Juni 2024 greift. Die "Chancenkarte" revolutioniert die Jobsuche: Qualifizierte können ohne feste Stelle einreisen und vor Ort nach Arbeit suchen. Die "Blaue Karte EU" wird mit niedrigeren Gehaltsschwellen attraktiver.
Das Ergebnis? 200.000 Arbeitsvisa im ersten Jahr - ein Plus von über zehn Prozent.
Österreich zieht nach: Die "Rot-Weiß-Rot-Karte" wird vereinfacht, Nostrifizierungsverfahren beschleunigt. Ausländische Abschlüsse sollen schneller anerkannt werden.
Wirtschaftlicher Notstand treibt Reformen an
Die Zahlen sprechen eine klare Sprache: Österreichs Wirtschaft schrumpft 2025 um 0,3 Prozent - Schlusslicht in Europa. Die OECD sieht erst 2026 wieder Wachstum. 176.000 Fachkräfte fehlen laut Wirtschaftskammer, acht von zehn Unternehmen spüren die Auswirkungen.
Deutschland steht kaum besser da: 86 Prozent der Unternehmen haben Besetzungsprobleme - Rekordwert und Verdopplung binnen zehn Jahren. IT, Gesundheit, Handwerk und Ingenieurberufe sind besonders betroffen.
Globale Jagd auf Talente
Die Westbalkanregelung wird entfristet, das Kontingent auf 50.000 Arbeitskräfte pro Jahr erhöht. Österreichische Firmen werben gezielt in Brasilien, Indonesien und auf den Philippinen - vor allem MINT-Experten und Pflegekräfte stehen im Fokus.
Doch Rekrutierung allein reicht nicht: Sprachkurse, Behördenunterstützung und Willkommenskultur entscheiden über langfristigen Erfolg.
Wettlauf gegen die Zeit
Der demografische Wandel verschärft die Lage dramatisch. Die Babyboomer verlassen den Arbeitsmarkt, während die Digitalisierung neue Spezialisten fordert. Deutschland und Österreich konkurrieren nicht nur untereinander, sondern global um die besten Köpfe.
Werden die neuen Gesetze wirken? Die "Chancenkarte" und die modernisierte "Rot-Weiß-Rot-Karte" sind vielversprechend - wenn die Bürokratie mitspielt. Die Anerkennung ausländischer Abschlüsse bleibt der Knackpunkt.
Mehr als nur Zuwanderung nötig
Experten fordern einen Rundumschlag: Aktivierung inländischer Potenziale, mehr Vollzeitjobs, bessere Aus- und Weiterbildung. Nur die Kombination aus internationaler Öffnung und heimischer Stärkung kann den Fachkräftemangel nachhaltig lösen.
Die nächsten Monate zeigen, ob Deutschland und Österreich im globalen Talente-Poker mithalten können.