Deutschland startet mit JUPITER ins Exascale-Zeitalter

Bundeskanzler Friedrich Merz hat am vergangenen Freitag den Supercomputer JUPITER in Jülich offiziell eingeweiht – ein Meilenstein für Deutschlands AI Offensive. Das System markiert den ersten Schritt einer nationalen Strategie, die Deutschland bis 2030 zum globalen KI-Führungsland machen will.
Der Exascale-Rechner ist Europas leistungsstärkster Computer und soll den Rückstand zu den USA und China aufholen. Ziel der Bundesregierung: KI soll bis 2030 zehn Prozent des deutschen Bruttoinlandsprodukts erwirtschaften.
Europas neuer Rechen-Champion
JUPITER (Joint Undertaking Pioneer for Innovative and Transformative Exascale Research) durchbricht als erster europäischer Computer die Exascale-Barriere. Das System im Forschungszentrum Jülich schafft über eine Trillion Berechnungen pro Sekunde – die Rechenleistung von einer Million moderner Smartphones.
Weltweit belegt JUPITER damit Platz vier der schnellsten Rechner. Die 500 Millionen Euro teure Anlage entstand als Gemeinschaftsprojekt der Europäischen Union, des Bundesforschungsministeriums und Nordrhein-Westfalens.
Herzstück sind fast 24.000 NVIDIA GH200 Grace Hopper Superchips auf einer Eviden BullSequana XH3000-Plattform. Das energieeffiziente Design nutzt Ökostrom und eine Direktwasserkühlung, deren Abwärme den Jülicher Campus beheizt.
KI-Fabrik für den Standort Deutschland
JUPITER bildet das Rückgrat der Jülich AI Factory (JAIF). Die Anlage soll die enormen Rechenkapazitäten für die Entwicklung fortschrittlicher Sprachmodelle und KI-Systeme bereitstellen.
Die Bundesregierung identifizierte eine entscheidende Schwäche: Zwischen exzellenter KI-Forschung und kommerzieller Anwendung klafft eine Lücke. Startups und mittelständische Unternehmen sollen künftig über JUPITER Zugang zu Spitzenrechenleistung erhalten.
Was bedeutet das konkret? Deutschland will "Wettbewerbsnachteile und Abhängigkeiten" im globalen KI-Rennen überwinden. Die AI Offensive umfasst neben dem Infrastruktur-Ausbau auch Quantencomputing und den Aufbau einer europäischen Chip-Industrie.
Digitale Souveränität als Geopolitikum
JUPITERs Inbetriebnahme sendet ein klares Signal: Europa will technologische Unabhängigkeit. Statt auf ausländische Anbieter zu setzen, baut die EU ein eigenes Netzwerk von KI-Rechenzentren auf.
Die Europäische Kommission hat bereits 20 Milliarden Euro für sogenannte "AI Gigafactories" bewilligt. Deutschland bewirbt sich um mindestens eine dieser Anlagen. Konzerne wie die Deutsche Telekom zeigen bereits Interesse an dem Programm.
Das Kölner IW Institut prognostiziert durch schnelle KI-Einführung ein jährliches Produktivitätswachstum von 0,9 Prozent bis 2030 – mehr als doppelt so viel wie heute.
Der Sprung ins Quantenzeitalter
Mit JUPITER läuft Deutschlands KI-Strategie auf Hochtouren. Bis Jahresende will die Bundesregierung Bewerbungen für EU-finanzierte Gigafactories koordinieren. Die formellen Ausschreibungen starten Ende 2025.
Parallel plant die Regierung den Quantencomputer-Aufbau: Zwei "fehlerkorrigierte Quantenrechner" sollen bis 2030 für Industrie und Forschung bereitstehen. Deutschland positioniert sich damit perfekt: Die UN haben 2025 zum Internationalen Jahr der Quantenwissenschaft erklärt.
Die kommenden Monate werden zeigen, ob Deutschland seinen Rechenvorteil in wirtschaftlichen Erfolg ummünzen kann. JUPITER ist der erste Baustein – weitere müssen folgen.