Deutschland kämpft mit KI gegen Steuerbetrug

Die Bundesregierung rüstet auf: Mit Künstlicher Intelligenz und verschärften Gesetzen will sie Milliarden-Steuerverluste stoppen.
Angesichts von Steuerausfällen in Milliardenhöhe startet Deutschland eine Offensive gegen Steuerkriminalität. Finanzminister Lars Klingbeil (SPD) setzt auf eine Kombination aus verschärften Gesetzen, KI-Technologie und verstärkter europäischer Kooperation. Das Ziel: Null-Toleranz gegenüber Steuerhinterziehung.
Die Initiative folgt auf Appelle der EU, den Kampf gegen organisierten Finanzbetrug zu intensivieren. Allein Europa verliert jährlich 50 Milliarden Euro durch Steuerkriminalität.
Aufbewahrungsfristen werden wieder verlängert
Ein zentraler Baustein: Die Aufbewahrungsfristen für Buchführungsunterlagen steigen von acht auf zehn Jahre. Diese Rückkehr zur alten Regelung soll Ermittlern mehr Zeit für komplexe Betrugsfälle geben.
"Die Verlängerung gibt den Ermittlungsbehörden den nötigen zeitlichen Spielraum", betont Klingbeil. Besonders bei schweren Steuerdelikten wie Cum-Cum-Geschäften sei dies entscheidend. Die Verjährungsfrist für schwere Steuerhinterziehung liegt bei 15 Jahren - die vorherige Verkürzung der Aufbewahrungsfrist hatte die Verfolgung erschwert.
KI wird zur neuen Superwaffe der Fahnder
Parallel läuft die digitale Revolution der Finanzbehörden auf Hochtouren. Künstliche Intelligenz soll verdächtige Muster in riesigen Datenmengen aufspüren.
Mehrere Bundesländer testen bereits erfolgreich KI-Systeme:
- Hessen: Projekt "KICC" gegen Cum-Cum-Geschäfte
- Niedersachsen: "TaDeA" identifiziert grenzüberschreitenden Umsatzsteuerbetrug
Österreich zeigt das Potenzial: KI brachte dort 354 Millionen Euro Mehreinnahmen durch 6,6 Millionen automatisierte Prüfungen.
Europa verschärft den Ton
Die deutschen Pläne sind Teil einer europäischen Strategie. Laura Codruţa Kövesi, Chefin der Europäischen Staatsanwaltschaft, forderte diese Woche mehr Entschlossenheit: "Die Spielregeln haben sich geändert - es gibt keine sicheren Zufluchtsorte mehr!"
Finanzkriminalität zählt mittlerweile zu den attraktivsten illegalen Aktivitäten in der EU. Deutschland setzt auf verbesserten internationalen Informationsaustausch und konsequente Anwendung des Steueroasen-Abwehrgesetzes.
Was Unternehmen jetzt erwartet
Die Maßnahmen markieren einen Paradigmenwechsel: weg von reaktiven Prüfungen, hin zu proaktiver Fahndung. Für Unternehmen steigen die Compliance-Anforderungen weiter.
Die verpflichtende E-Rechnung ab 2025 ermöglicht den Behörden schnellere Auswertungen. Während die Wirtschaft die Modernisierung grundsätzlich begrüßt, gibt es Bedenken beim Datenschutz.
Experten betonen jedoch: Der Fokus liegt auf organisierter Kriminalität und international agierenden Großkonzernen. Für ehrliche Steuerzahler soll sich die Gerechtigkeitslücke schließen.
In den kommenden Monaten bringt die Regierung die Gesetzesentwürfe in den Bundestag ein. KI-Systeme werden voraussichtlich in zwei bis drei Jahren bundesweit Standard. Die Botschaft ist klar: Das Risiko einer Entdeckung bei Steuerbetrug steigt drastisch.